worden; denn ungeachtet seiner ausserordentlichen Schwäche,
vom Europäischen Standpunkt aus betrachtet, ist dieses
Reich doch selbst jetzt noch nicht ganz von Mitteln ent-
blösst. So trafen während meines hiesigen Aufenthaltes
Roten von Säria mit einem zweimonatlichen Tribut von
300,000. Muscheln, 85 Sklaven und 100 Toben, ein.
Nachdem ich endlich die Lässigkeit meiner Begleiter überwunden,
hatte ich, wie schon gesagt, die Genugthuung, meine
Abreise auf den 5*« Oktober festgesetzt zu sehn, und es
fügte sich .so, dasè der GhaJadiraa, in dessen Gesellschaft
ich auf meiner Reise von Kätsena hierher gekommen war,
auch wieder auf meiner Rückreise nach Osten mein Reiser
geführte sein sollte. So vollendete ich denn meine Vorbe->
reitungen und nahm am 4tea Oktober Abschied -%'^’baban-
kuäna” — von cAliu, wobei ich die Gelegenheit benutzte,
mich bei Letzterem zu entschuldigen, dass ich ihm diesmal,
wie die Arabischen Schenfe, welche ihn zu besuchen, pflegten,
etwas mit Bitten zugesetzt hätte, indem ich hinzufügte,
dass ich, wenn nicht meine Mittel beinahe ganz erschöpft
gewesen wären, es vorgezogen haben würde, mir seihst ein
Pferd zu kaufen. Nach dieser Einleitung bemühte ich mich,
ihm den gefährlichen Zustand der Strasse eindringlich zu
empfehlen, und als er zur Erwiderung darauf den in Häussa
üblichen Ausdruck gebrauchte: „Allah sehibüdeta!” („Gott
möge sie öffnen!”), protestirte ich gegen ein solches TJher-
maass von. Vertrauen auf die göttliche Vorsehung und ermahnte
ihn, zu solchem Zwecke seine eigene Stärke und
Macht anzuwenden; denn ohne Sicherheit der Strassen, versicherte
ich ihn, könne weder friedlicher Verkehr noch
Handel existiren. Er hegte den dringenden Wunsch oder
nahm wenigstens die Miene an, als wenn er dies thäte, dass
die Engländer Handelsverbindungen mit ihnen anknüpfen
möchten,- und ich berührte sogar den Umstand, dass es zur
Erleichterung eines solchen Verkehres am besten sein würde,
gewisse Felsen, welche die Schifffahrt zwischen; Y&uri und
Büssa hemmten, in die Luft zu sprengen; jedoch überzeugte
ich mich, dass es gerathener sei, von einem solchen-Unter-*
fangen nicht zu viel auf einmal zu sagen, da man einer so!-’
chgn Angelegenheit ihre Zeit lassen müsse.
Abu hatte mit mir bei allen Gelegenheiten die freundlichste
Unterhaltung angeknüpft und mich -stete ohne Rückhalt
über alle möglichen Gegenstände befragt. Er gab mir auch
vier Empfehlungsbriefe mit, nämlich einen an den Statte
halter von Ranö, einen an den von Bautschi, einen dritten an
den-'von Adamaua und einen vierten, der mehr in allgemeinen
Ausdrücken abgefasst und an alle Statthalter der verschiedenen
Provinzen seines Reiches gerichtet war; Sö nahm i|&
denn Abschied -von ihm und seinem Hofe, um wahrscheinlich
diese Gegend nie wieder zu sehn, und Voll Bedauern,:dass-
dies ausgedehnte-Reich, das für einen ununterbrochenen Verkehr
mit Europa so vortheilhaft gelegen ist, nicht in den
Händen eines energischen Häuptlings sei, der im Stande
wäre, der Eroberung Dauer zu £ verschaffen und die Regierung
dieser von der Natur so reich äusgestatteten Provinzen
mit starker Hand zu leiten. «
^Donnerstag, <5<en Cfeoier.] Es war etwa 3 Uhr Nachmittags
, als ich mit meinen Begleitern Wumö verHess,
Zweimal hatte ich mich in dieser Hauptstadt längere- Zeit
aufgehalten und im Ganzen viel freundliche Behandlung
erfahren. Für das gewagte Unternehmen meiner Hinreise
hatte mich /Aliu mit einer einflussreichen Empfehlung an'
seinen Verwandten Chalilu versehen und' auf meiner -Heim-
reise war ich wiederum, obwohl ich in feindliche Berührung
mit einer anderen Abtheilung desselben Stammes gekommen
war, zu dem die Bewohner dieser Landschaft gehören, ohne
den geringsten Argwohn aufgenommen, ungeachtet des so'
sehr erschöpften.Zustandes meiner Finanzen doch-mit grosser
Rücksicht behandflit worden und, sobald die trockene Jah