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 Zweiter  Aufenthalt  ln  Gt&iido,  Sókoto  und. WuriiQ. 
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 Dio  unfreundliche  Thonhalle,  die  mir  während  -meines  frii*  
 bereu  Aufenthaltes  in  Gändö  zur  Wohnung  gedient  hatte;  
 war  seitdem  verfallen,  und  es  wurde  mir  ein. anderes  Quartier  
 angewiesen,  welches  aus  einem  Hofraum  und • zwetdäfeH  
 ten  bestand  und  gegen  jenes  wenigstens  den  Vortheil’  der  
 Luftigkeit  hatte.  Als  ich mach.hier  eingerichtet  hatte,  stattete  
 mir  mein  früherer  Führer  Dahöme  einen  Besuch  ab.  
 Meine  erste Frage  war  ganz  natürlich,  ob er das Briefpacket,  
 welches  ich  ihm  bei  seinem  Abschiede  in  Döre  anverträut;  
 dem: Mallem  cAbd  el  Kader  in  Sokoto  treulich  überliefert  
 habe.  Da  machte  er  denn  ein  etwas  trübseliges  Gesicht;  
 nahm  aus  seiner  Mütze  ein  kleines  Ledertäschchen,  öffnete  
 es  und  zog  ein  schmutziges  Stück  Papier  hervor,  wobei . er  
 zu  meinem  äussersten. Erstaunen  und  zur  bittersten  Fmt-  
 täuschung  ausrief:  „-Hier, ist  Dein  Brief 1”  Da  erfuhr  ich  
 dem ,  dass  in . Folge  der  heftigen  Begengüsse,  in  denen die?  
 serBote  seinen Weg  zu  machen  hatte,  und  wegen • der- vielen  
 Flüsse  und  Sümpfe,  welche  er:  passiren musste,  der  ganze  
 Umschlag  des  Briefpacketes,  der  die Zeilen  enthielt,; .die-ich  
 in  Betreff  der  Weiterbeförderung  där  Einlage  an  meinen  gelehrten  
 Freund in Sökoto geschrieben hatte,  vernichtet worden  
 sei,  so  dass Abd  el Kader, nur  die  Englisch  geschriebene Ein*  
 läge  selbst erhielt und  in  der üngewissheit,  was.ermit diesem  
 für  ihn  hieroglyphischen  Schreiben machen  solle,  es. endlich 
 Geiz  Chalilu’s. 327 
 dem Überbringer  wieder  zurückgegeben hatte,  der,  höchlichst  
 zufrieden  mit  dieser *Wepdung,  unbekümmert  um  meinen  
 geistigen  Verkehr  mife.der'fernen. Heimath,  das  geheimniss-  
 volle  Schreiben  als  schützenden Talisman* auf seinem  Haupte  
 .  zu  tragen  beschloss» V  ‘ 
 Ausser  diesem  kleinen Unfall,  dpr  meinen,Brief  so-lange  
 verzögert  hatte,  ‘  anstatt  dass  er  .geradewegs  nach  Europa'hätte  
 geschickt'werdén,sollen,'  um  meine  Freunde  von  
 meinen  Beiseschicksalerf  und  Forschungen  in  Kenntniss  zu  
 setzen,  erwartete  mich  hier  noch  eine  zweite  unerfreuliche  
 Kunde;  während | meiner -Abwesenheit  war nämlich  die  .eine  
 Hälfte  den'das  Innere  der  Stadt.bildernden Hütten  von -einii  
 Feuer sbnanst- verzehrt  worden  nnd  so  waren -allefdie Bücher;  
 welche  ich  hier  zurüekgel assen  hatte,;  gleichfalls" ein  Banb  
 der  Flammen  geworden.  .  -  ■> 
 .ich.hlieb  4:  ta g e  jn   Gändö,  indem  ich  midi  auch  diés-:  
 mal  vergeblich  bemühte-, ~ eine  Audienz  beim  Fürsten  zu  er*  
 i hajtfenqb-Dabei’  nährten;.meine  Begleiter,;  die 
 Hoffnung;  von  diesem  kargen,  angrossmüthigen  Fürsten-fein  
 kübsehes :Gefecbenk  zu  erhalten,;  und!  es  ward  mir  schwer,  
 ihnen .diesen. (Gedanken-auszureden  nnd  sie  zur .Abreise  an^  
 zntreiben.  Leider  war  auch  ich  durch I meine  ,' erschöpften  
 finanziellen. Verhältnisse  gezwungen, mieh  nach  eine» kleinen  
 Unterstützung  umzusehen,  und  ichi  hatte  fiir  die  bedeutenden  
 Geschenke,  welche  ich  dem  Fürsten  gemacht*  woM' eiai-  
 gen Anspruch  darauf;  aber  Alles,  was  er,mir  schickte  (wenn  
 ich  das Verfahren  seiner Sklaven  ihm  selbst  anrechnen  darf),  
 bestand  in  einer  gewöhnlichen  schwarzen  Tobe  und  BQÖß  
 Muscheln.  leb  hatte  erwartet,  wenigstens  ein Kameel  von  
 ihm  zu  erhalten;  denn  die  beiden  Thier«,  welche  iehr-nödt  
 hesass,  waren  fest  ganz  aufgerieben.  Jedoch,  vergass-  ich  
 ’iibet  dies  kleinliche  Betragen  nicht  den  Dank,  welchen  ich  
 Ghalllu  schuldig war  dafür,  dass  ich  sein, ausgedehntes  Gebiet  
 sowohl  auf  meiner  Hinreise  als  bei  meiner  Büekkehr