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292 XL Kapitel.
Felder waren regelmässig eingezäunt. Aber auf diesen wohlbebauten
Landstrich folgte ein dichtes und üppig wuoherndes
Unterholz und im Flussbette selbst dehnte sich eine Insel
Namens Oitflli oder cOtOH in grosser Länge aus. Dies. ist
höchst wahrscheinlich die in anderen Berichten Ghütil öder
Ghüdil genannte Furth. Ein wenig weiterhin, etwa 5 Meilen
von unserem Lagerplatze, machte das sanfte Gehänge einem
kleinen Felsauge Platz, durch den ein kleines Flüsschen oder
Bach sich einön Durchgang gebrochen hatte. Es ward dadurch
hier eine lehr malerische Art von Felsenthor gebildet,
d a s,: wenn das Flüsschen voll Wasser ist, ein interessantes
Schauspiel gewähren muss. Aber das Wasser enthielt zur Zeit
eine solche Menge von Eisenstoff, dass mir nach einem kleinen
Trunk den ganzen Tag über übel zu Muthe war, und einer
meiner Gefährten ward noch unangenehmer davon berührt.
Hier traten die steilen Felsklippen, aus Gneis und Gräw
stein bestehend und mit frischen grünen Büschen durchwachsen,
dicht an den Fluss heran, der in schöner offener
Wasserfläche mit einer Geschwindigkeit von etwa 3 Meilen
in der Stunde sanft dahinfloss, und wir hielten uns hart am
Bande des Stromes, der während des höchsten Standes der
Überschwemmung kaum breit genüg ist, mue Passage zu gewähren,
so - dass man dann wohl weiter inVL'and hinein,
ziehen muss. Die Klippen mit ihrer anmuthig gestreiften
Vorderseite rückten selbst jetzt so nahe heran, dass bisweilen
nur ein Band von wenigen Fuss Breite übrig blieb, und die-
ser schmale Ufersaum war anmuthig mit Dunkubäumen geschmückt,
deren dunkelgrünes Laub einen schönen Kontrast
mit den steilen weissen Klippen dahinter bildete. Das Laub
dieses Baumes wird von den Eingeborenen benutzt, um eine
Art vegetabilischer Brühe daraus zu bereiten, mit der sie ihre
Speisen würzen, ähnlich wie das Laub des Affenbrodbaumes.
Weiterhin trat Untergebüsch . von Arbutus auf. Der steile
Felsrand zur Bechten war eine Weile unterbrochen und ge-
Das Dorf des Ffttia Imam. 293
währte den Anblick einer eingefallenen Mauer, nahm aber
weiterhin wiederum die Gestalt steiler Klippen an, obwohl
nicht in derselben Begelmässigkeit der Lagerung wie in
seinem nordwestlichen Theile.
Dieser Band steiler Klippen wird von den Eingeborenen
„yüri” genannt Gerade an der Stelle, wo er sich zu senken
und abzuflaohen anfing, sahen wir uns gezwungen, den Band
des schönen Stromes zu verlassen, um das höhere Terrain
zu ersteigen. An dieser Stelle stieg der Flüssboden offenbar
hart am Bande gleich zu grosser Tiefe hinab. Das Land
bildet hier ein breites Vorgebirge, das mächtig in den Fluss
hinaustritt, und sein ganzer Abhang war mit schöner Saat
bedeckt, die der Beife entgegenging., So erreichten .wir ein
Wirthschaftsdorf — „rümde”—, das dem Fittia Imäm-gehörte,
oder, wie der Name gewöhnlich ausgesprochen wird, Main
Fxtti, einem wohlhabenden Pullo, der auch noch ein anderes
Gut in der Ebene am Fusse des. Vorgebirges, hart am Flusse,-
besitzt. Hier lagerten wir auf der Südostseite des Dorfes, wo
der Boden gute Weide für die Kameele gewährte.
Ich hatte eine Weile im Schatten einer kleinen „komaV
geruht,. als mir meine Leute berichteten, dass sie am Abhänge
der Hügel eine Quelle lebendigen Wassers entdeckt
hätten, und ich liess mich durch die Ungewöhnlichkeit einer
solchen Erscheinung in dieser Landschaft leicht bewegen, sie an
Ort und Stelle zu begleiten; aber ich fühlte mich so schwach,
dass ich kaum im Stande war, die Höhe wieder zu erreichen.
Der ganze Anhang ist etwa 500 Fuss hoch und die Aussicht
von diesem Punkt über den Fluss hinaus sehr ausgedehnt";
aber nach Südost wird sie durch die in jener Bichtung
zu grösserer Höhe ansteigenden Hügel beschränkt. Diesen
Gipfelpunkt der Erhebung erstiegen wir am folgenden Morgen,
wo wir uns überzeugten, dass das höchste Niveau sich .zu
einer offenen Ebene erweiterte, wohlbekleidet mit Gebüsch
und Gras und einem reichen Ertrag von Köm, wiewohl die