212 v r a . Kapitel.
waren äusserst darauf erpicht, einige Stückchen Papier von mir
zu erhalten, und ich war froh, im Stande zu sein, ausser
kleinen Streifen schwarzen Baumwollenstoffes und Nadeln
einige kleine; -Geschenke dieser Art Weggehen zu können.
Wie wir das Lager verliessen, das etwa 1200 Schritt vom
äusseren. Flussufer lag, nahm 'die Landschaft einen, ganz verschiedenen
Anblick an, und wir hatten bald einen rauhen,
felsigen Abstieg hinunterzusteigen, von geschwärztem Sündstein
gebildet und mit Granitblöcken überstreut, Alles im Zustande*
der Verwitterung. Indem wir so mehrere Lager der Tu®
vom Stamme der I'medidderen zur Seite liegen Héssen, .betraten
wir eine-'holzreiche Ebene;- der Baumwuchs war der in
dieser Zone allgemein verbreitete: Talha, Hädjiliäj., Betern,
Fernän und von niedrigerem Wüchse und wie es schien^ aus-
schliesslich im Schatten der Talhabäume wachsend, die giftige
JSuphorbta:
Es' fehlte wenig, so wurden wir mit den Bewohnern, einer
diesen Lagerstätten in einen ernsthaften Streit verwickelt.
‘-Sie ergriffen nämlich’i einen kleinen Kasten, den ich
dem Scheich gegeben hatte und den Einer seiner jungen“
Sklaven trug. Ich ritt gerade etwas voraus und die Leute
Hessen mich ganz ruhig vorüberziehen, abgesehen davon,
dass -.sie ein paar Fragen an mich richteten, w Allerdings
war das ganze Land weit und breit in einem Zustande grosser
Aufregung-- und es hatte sich das Gerüoht verbreitet,
dass ich in Verbindung mit dem Scheich hier .ein neues
Königreich gründen wollte. Aber einige besonnene Worte
von den angeseheneren MitgHedem der Schaar brachten
die Tuareg zur Vernunft und die theatralischen SteUungen,
welche Einer dieser einfachen, ■ aber energischen Bewohner
ïfoèd^Afrika’s annahm, um seiner Beredtsamkeit grösseren
Nachdruck zu verleihen, indem er dem Anstifter des
Tumultes die Abgeschmacktheit seines Verfahrens- zu be-
weisen suchte, waren, im höchsten Grade sehenswerth.
Ankunft in Gogo. 213
Nachdem dieses kleine theatralische Intermezzo vorüber
war, setzte sich unsere kleine Schaar wieder in Bewegung
und folgte der südlichen Richtung,, bis uns ein Bote vom
Scheich mit dem Befehl einholte, dass wir. näher an den
Fluss rücken sollten. Wir hielten also nun eine mehr süd-
westHche Richtung ein und kamen bald an das äussere Ufer;
das der Fluss während des höchsten Standes der Überschwemmung
erreicht Es war mit einer dichten Masse
von Dümgebüsch und Talhabäumen umsäumt, aber es fehlte
das nahrhafte, für den Niger so charakteristische B^rgu-Gras.
Diese Stätte führt den Namen Kökoro und hier erhielten
wir Befehl, auf ElBakay zu warten. Wir machten es uns also
im Schatten. der Talhabäume bequem und rasteten. Es lag
hier offenbar in alter Zeit eine Ortschaft, und ich glaubte
erst; dass hier die Stätte der alten Sonrhay - Hauptstadt
Kükia sein könne; doch bHeb ich darüber im Zweifel, und
.qs that m ir um so mehr leid, dass der Scheich mit seinen
des Landes kundigeren Gefährten nicht eintraf. Denn da
wir in dieser Wildniss, wo kein Lager in. der Nähe war, nicht
über. Nacht bleiben keimten, brachen wir am Nachmittag
mit fast genau südHcher Richtung wieder auf, nach Gögö, Gaö
oder, Gä~rhö zu, der berühmten neueren Hauptstadt des
Sonrhay-Reiches.
Wir .hielten uns zuerst längs des Randes des grünen sumpfigen
Seitenarmes, der weiterhin ein offenes Wasserbecken
entfaltete, während zu unserer Linken zwischen dem dichten
Dümgebüsch auch Dümpalmen hervortraten. Aber etwa 2
Meilen weiterhin verliessen wir den Arm auf einige Zeit und
erstiegen Sanddünen, die einen weiten UmbHek gewährten,
so weit die gegenüberliegenden steilen Sandsteinufer des
Niger ihn nicht hemmten. So konnten denn meine Gefährten
von hier aus die Spitzen der Dattelpalmen
von Gögö erkennen, und ich begrüsste den Ort, den zu
erreichen, ich so lange sehnliches Verlangen getragen hatte,