Träger über die Schultern befestigt, während es bei Anderen
einfach blos von hinten angeknüpft war.
Bei meinem Spaziergange um das Dorf begegnete ich
einem alten Manne, der mich auf Sie freundlichste Weise'
grüsste und sich mir anschloss. Er hatte irgend etwas auf
dem Herzen, und aus seinen Andeutungen musste ich schlies-.
sen, dass er mit dem Christen, der vor so vielen Jahren
diesen Fluss in<, so «mysteriöser Weise befahren hat, in nahe
Berührung gekommen wäre; aber unglücklicherweise hatte er.
einen schwachen Verstand (er war nämlich geisteskrank), so-
dass ich seine Mittheilung nicht völlig verstehen konnte.
Dies bedauerte ich um so mehr, da er mich durch die'
Schutthaufen zu einem langen, schmalen Thongebäudo in geringer.
Entfernung westlich von der Moschee hinführte, wo
er mir etwas Interessantes zeigen wollte; aber der- Eigen-
thümer des Hauses verweigerte mir den Zutritt. So blieb
mir denn weiter nichts übrig, als. mich dem Mittelpunkte
der früheren Stadt, der Djingere-ber, zuzuwenden und es
zii versuchen, so viel wie- möglich den Plan des Gebäudes zu
erkennen.
Allem Anscheine nach bestand die Moschee ursprünglich
aus einem niedrigen Gebäude, an dessen Ost- und Westseite
sich je ein grosser Thurm anlehnte, und der sie umgebende
Hofraum war durch eine 8 Fuss hohe Mauer abgeschlossen.
Der östliche Thurm liegt in Ruinen, aber der entsprechende
westliche findet sich' noch in einem' leidlicheni Zustande
erhalten, wenn er sich auch nicht durch Schönheit und
Leichtigkeit der architektonischen Verhältnisse empfiehlt,
sondern unendlich schwerfällig ist. Er erhebt sich in sieben
Terrassen, die allmählich im Durchmesser abnehmen, so dass
die unterste auf jeder Seite 40—-50; Fuss misst, die oberste
aber allem Anscheine nach nicht mehr als 15.; seine Höhe
beträgt etwa 60 Fuss. Ungeachtet des Verfalles dieses Gebäudes
, das die irdischen Überreste ihres wahrhaft grossen
Herrschers, des Hadj Mohammed, einschliesst und welches
sie. in ihrem politischen .Elende- nicht in leidlichem Stande
zu erhalten vermögen, verrichten-die Bewohner von Gä-rho
doch ihre Gebeto noch heutzutage an dieser heiligen. Stätte.
Das Quartier östlich von der Moschee war augenscheinlich
früher der besuchteste und bestbewohnte Stadttheil... Es wird,
von einer dichten Masse von Ssiwäk-Büschen vollkommen umgürtet,
und es ist merkwürdig, wie dieses Gebüsch-augenscheinlich.
den ganzen jetzt unbewohnten Theil der frülferen
Stadt bedeckt und so die Ausdehnung derselben klar andeutet.
Darnach scheint Ga-rhö. in seiner blühendsten Periode einen
Umfang: von etwa 6 Meilen gehabt zu haben. Nach Leo’s t
Angabe zu .schRessen?),-äst die Stadt nie mit. einer Mauer
umgeben, gewesen., Die Wohnungen scheinen sich im Allgemeinen
keineswegs durch.ihren Baustyl ausgezeichnet zu haben,
mit Ausnahme der, königlichen Residenz, von der Leo eine
etwas ausführliche Sfchilderung gibt; aber selbst diese war
.von der Art, dass-der Baschä Djödür bei der Eroberung
der Stadt seinem Herrn, dem Müläi e’ Dhehebi, schrieb,
die Wohnung des Scheichs El Haram in Morocco, ein offenbar
höchst unbedeutendes Haus, überträfe den Palast der Askiä
an Pracht**).- Es muss aber hier einst ein sehr regeB Leben
geherrscht haben, da {Ga-rhö den Charakter der Hauptstadt
eines weit ausgedehnten Reiches mit demjenigen , einer
höchst blühenden Handelsstadt vereinigte. Der Goldhandel
hat hier im Anfang des 16*® Jahrhunderts gewiss einen
sehr bedeutenden Umfang erreicht und der .Karawanenverkehr
zwischen Gä-rhö und Egypten scheint damals ein
, höchst grossartiges Bild von einem mächtigen Völkerverkehr
gewährt zu haben. ‘
Jetzt ist die Stätte üde und halb verlassen. Ich war tief
*) Leö, Deser. cf-d/r., Uh. VII, oap. 3: „senza mwra".
**) Zeitschrift der Deutschen Morgenländ. Ges., Bd.. IX, S. S49.