hatte. Selbst noch im gegenwärtigen Augenblick zeigten
sieb nicht nur auf der Südseite des Pfades nach dem Flusse
zu ausgedehnte Überschwemmungen, sondern auch .auf dm1
linken oder Nordseite breitete sich ein weites offenes Becken
aus. Zahlreiche Schaaren von Imö-Scharh, die ihre Zeltlager
nach anderen Orten verlegten, zogen an uns vorüber., und
wirjiessen zwei elend aussehende Lagerstätten der SohCm-
man-Ammas zur Seite .liegen, deren Bewegungen einen Beweis
des verwirrten und unruhigen Zustandes des. Landes lieferten;
dann erstiegen wir die höhere Schwelle des Sandbodens,
und hier gewahrte ich zuerst die . giftige Euphorlia, welche
meist im Schatten von Bäumen, besonders Akazien, wächst.
Nach der Angabe der Eingeborenen verursacht.,sie ..häufig
den Tod des Löwen,, und diesem Umstande verdankt sie •
auch den Namen „taboru” oder „abäri e’ ssebüa”. Wir! ^erfolgten
hierauf Unsere östliche Richtung und hielten- uns an
dem Abhang der Sanderhebung entlang, mit einem tiefsumpfigen
Boden zu unserer Rechten, bis wir auf eine Gruppe
von zwei Zeltlagern stiessen, von denen das eine den Tdenän, '
das andere den Schemmäm-A'mmas gehörte. Hier machten
wir während der heissen Tagesstunden Halt; aber die erwähnten
Stämme haben einen entarteten Charakter, und .na-
mentlich das Betragen der Frauen war eben nicht .sehr anständig
und ächtungswerth.
- Wir, hatten von unserem Lager bei Bö- ssebängo aus de§
grösseren Theil der Mannschaft, die den Scheich,auf seiner
Reise begleiten sollte, längs des Flussufers zu einem Lager
der befreundeten Kel-n-Nokunder vorausgeschickt, und; es
•ward hier beschlossen, dass es. besser wäre, wenn wir selbst
gingen und den Rest unserer Gesellschaft von dort abholten,
als dass wir einen Boten hinschickten. Da aber jene $rt*
lichkeit weit von der geraden Strasse ablag und von,Sümpfen
umgeben warv so Hessen wir unsere Kameele und
unser Gepäck, zurück. Es war spat Nachmittags, als wir
Abstecher zu den Kël-n-Nokünder. 99
aufbrachen, und wir mussten erst fast ganz denselben Weg
zürückkehren, auf welchem.' wir gekommen waren; dann
Hessen wir die frühere Lagerstätte dér beidén Häuptlinge
Muschtäba und Rummän, die ich bei früherer Gelegenheit erwähnt
habe, zur Seite liegen und betraten den• Sumpfboden
gen Süden. Unser Weg führte hier längs einer schmalen
Landzunge Namens Temä-haröt hin, die mit Dümpalmen
Und Gestrüpp dicht überwachsen war und daher Löwen
einen sicheren Zufluchtsort gewährte.* Die ganze Scenerie
der Landschaft, nach der Seite des Flusses zu begrenzt von
hohen Sanddünen und auf der anderen Seite von grünem,
grasreichem Sumpfboden mit einem kanalartigen Wasserbecken,
gewährte ein höchst anziehendes Schauspiel, von
grossem Interesse für diese eigenthümliche Flussregion. r
Nach einem Marsche von etwa 3 Meilen auf diesem schmalen
Erd dämme hin hattèn wir seinen EndpUUkt erreicht und
mussten nun einen Theil des * Sumpfes selbst passiren, der
diesen höheren Boden von den Dünen am Flussufer trennt.
Vor weniger als einem Monate war er unpassirbar gewesen,
jetzt aber war dié Wasserflâché unterbrochen und selbst an
der tiefsten Stelle hatte das Wasser nur hoch eine Tiefe von
8 bis 3-ig- Fuss. Wir langten dann hei den Dünen am • Ufer
dés Flusses selbst an und schlügen hier wiederum eine
westliche Richtung ein, indem "wir zur Rechten den niedrigen
Sumpfboden hatten und zur Linken einen offenen Arm
dès Flusses; ich spréhgte die Sanddürien hinan und be-
grüsste„.freudig den sehönen Strom.
Dieser gesammte Landstrich hat einen, höchst êigentbümli-
chen Charakter upd 'bietet je nach der JUhreszeit einen ganz
verschiedenen Anblick dar. So erheben sich während des
höchsten Standes der Überschwemmung nur die höchsten
Dünen über die Oberfläche des Wassers, gleichwie abgesonderte
Inseln, und sind dann nur mit'Böotén zugänglich;
im Sommer dagegen bietet der vom zurückgetretenen Was-
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