Beweis von dem grossen Widerwillen, den die Tuäreg gegen
die Erwähnung des Namens ihres Vaters empfinden; denn
als der kleine Haibälla, der Spiel- und Schulkamerad vom
Sohne des Scheichs, den Tod von Küngu’s Vater erwähnte,
brach der kleine Bursche in gewaltige Wuth aus und war nahe
daran, ihm auf der Stelle den Garaus zu machen. Vielleicht
steht auch dieses tiefgewurzelte Vorurthejl in Verbindung mit
jener in Afrika so allgemein verbrei||tai^reMgiösen Verehrung
der. Seelen der Abgeschiedenen.
Ich erhielt ausserdem noch viel Belehrung von einem
jungen Manne, der vor Kurzem aus Norden gekommen war,
um in der Gesellschaft des Scheichs den Studien obzuliegen
und ein frommer Mann zu werden. Er gehörte dem Stamme
der Ueläd Yoasa an, einer Abtheilung des grösseren Stammes
der Meschedüf, der allem Anschein nach noch in höherem
Grade als die umwohnenden Stämme ursprünglich von reiner
Berber-Abkunft gewesen zu sein scheint und identisch mit dem
berühmten Stamme der Ma-ssüfa, die noch im 14tea Jahrhunderte
nicht allein die Hauptführer der Karawanen auf dem
Wege zum Niger, sondern auch der Hauptbestandteil der
Bevölkerung von Timbuktu waren, die aber gegenwärtig durch
Arabischem Einfluss umgewandelt worden sind. E r war ein
stattlicher junger Mann von schönem Wüchse, mit scharfen
Gesichtszügen, einer Adlernase, hoher Stirn und mit mächtigem
Haarwuchs, und es war augenscheinlich, dass er von
guter Familie stammte; da er jedoch von den Leuten, denen
er sich angeschlossen, nur karge Kost erhielt, nahm: er seine
Zuflucht zu mir, und meine Gastfreundschaft in Anspruch.
Bei dieser Gelegenheit »lernte ich von ihm Man-
ches in Bezug auf einige Distrikte der Wüste, von denen
ich früher nichts gewusst hatte.
In eben diesem Lager erhielten wir die volle Bestätigung
der Nachricht von dem Vorrücken der Franzosen nach Süden,
und dass sie U&rghelä in Besitz genommen hätten. Die
hierdurch verursachte Aufregung war sehr gross und machte
meine Lage äusserst schwierig ■ und gefährlich. Der Scheich
El Bakdy kam zweimal an demselben Nachmittag zu mir
und eröffnet© mir seine Absicht, die Heeresmacht der "Be»
wohner von Tauät und der Auellmmiden in einem gemeinsamen
Angriff auf die Franzosen zu vereinen; aber ich bemühte
mich, ihm das Verkehrte eines solchen Unternehmens
ausein anderzusetzepA indem ich ihm erklärte, dass sie selbst
durch ein solches unbefliachtes Unterfangen nichts gewinnen
würden, während sie den Franzosen nur einen neuen Vorwand
an die Hand geben würden, tiefer in das Innere einzudringen.
Überdies erklärte ich es für meine Meinung, dass die Letzteren,
wenn sie nicht dazu gereizt würden, keinen Heereszug
in diese entfernten Gegenden unternehmen, sondern
sich eher bemühen würden, friedlichen Handelsverkehr mit
ihnen zu eröffnen. Diesmal liess man auch die Bache hierbei
bewenden.
[Donnerstag, 4*™ ilfat;] Alle Anstrengungen des Scheichs,
A'chbi zu überreden* das den Hintersassen der Auelimmiden
abgenommene Eigenthum wieder zurückzugeben, waren erfolglos
geblieben, und das aufrührerische Haupt der Iguä-
daren brach das Lager ab , um seinen Wanderzug nach
Westen, wo er neue Beschützer und Verbündete zu finden
hoffte, fortzusetzen. Um nun das Ungemach, das diese Politik
A'chbi’s zur Folge haben musste, abzuwenden, sah
sich mein Freund gezwungen, ihm in derselben Richtung zu
folgen, und ich musste'ihn gegen meinen Willen begleiten.
Der Fluss war bedeutend gefallen , seitdem ich diesen Gau
zuletzt besucht hatte, und* das spärliche Laub an den unteren
Theilen des Stammes der Bäume in dem sumpfigen
Strich, den wir im Anfänge unseres Marsches durchzogen,
legte deutlich Zeugniss davon ab, dass das Wasser einige
Zeit früher einen höheren Stand gehabt hatte.
Indem wir nun unsere frühere Lagerstätte in Tenns-aröri