serst froh, dass ein Bruder des dem Scheich befreundeten,
neulich angekommenen Pullo-Häuptlings aus der Stadt kam
und mich besuchte. Er lue® Däiid und er war es, von dem
ich eine grosse Menge wichtiger Nachrichten in Bezug auf
die Gegend nordwestlich vom Flusse, zwischen Hamd# Allähi
und Baghena, erhielt. Auch traf ich hier noch eine Person,
die mir einen eigentümlichen Umstand hinsichtlich
des „Bass el mä” mittheilte, jenes grossen nordwestlichen
Ausläufers des Flusses, den ich schon zu'wiederholten Malen
erwähnt habe und von dem ich im Anhänge mehr sagen
werde* **). Leider war ich nicht im Stande, die ganze Tragweite
seiner Angabe zu würdigen; er sagte nur nämlich in Bezug
auf jenes eigentümliche Bassin, dass zu der Zeit, wo die
Wasser desselben bedeutend abgenommen hätten, sich auf
seinem Boden ein Aufwallen und Sprudeln bemerken lasse.
Ob sich aber dies Aufwallen auf lebende Springquellen oder
auf irgend ein anderes Phänomen bezöge, konnte ich aus
seiner Angabe nicht ermitteln, wiewohl ich mir vorstellte;
dass wohl das Erstere der Fall sei.
[Dienstag, 21**** März.] Dies war in mehreren Beziehungen
ein sehr wichtiger Tag. Zuerst war er in meteorologischer
Hinsicht höchst bemerkenswert, nämlich als der
Anfang des „nissän” , h. der kurzen Regenzeit des Frühlings.
Diesen besonderen Abschnitt der Jahreszeit hatte ich
in den anderen südlicheren Gegenden des Sudans; die ich
selbst besucht hätte, nicht beobachtet; aber in anderen
trbpischeh Gegenden, besonders in BengäL, ist er nicht unbeachtet
geblieben; freilich sind die klimatischen Verhältnisse
jener Landschaft ungleich verschieden, denn sie liegt
viel nördlicher." An diesem ersten Tage hatten wir z-syei
*) Siehe Anhang I dieses Bandes, welcher Alles enthält, was ich über die
westliche Hälfte der Wüste zwischen Timhuktu und dem Atlantischen Ocean
erfahren konnte.
ordentliche Regenfalie, wenn auch nicht in bedeutender Menge,
und dies Phänomen wiederholte sich ungefähr 7 Tage lang,
obwohl mit Unterbrechung, während mittlerweile die Fliegen
ganz unerträglich wurden und mich beinahe zur Verzweiflung
trieben.
Aber der. Tag war auch in anderer Beziehung bedeutungsvoll;
die Söhne des Scheichs Mohammed, El Bak&y und
seine Brüder, machten nämlich den Versuch, ein freundschaftliches
Verhältniss unter einander herbeizuführen. Gross
war mein Erstaunen, als mir am Morgen dieses ■ Tages
der ältere Bruder, Ssidi Mohammed, welcher mir als Wächter
beigegeben war, anzeigte , dass ich ihn zur Rödha, der
heiligen Grabstätte Ssidi Muchtär’s , zurückbegleiten solle;
denn es schien fast, als ob hier Aussicht sei, dass ich noch
einmal mit den Städtern in feindliche Berührung kommen
sollte. Auf dem Wege dahin musste ich mit dein oben erwähnten
Däüd ein Wettrennen halten, besiegte ihn aber
leicht mit der j,Wüstenwindsbraut” , w ie -iehm eü r Pferd
benannte; denn dies befand sich zur Zeit noch bei ziemlicher
Kraft. Dann folgte ich meinem Geleitsmann und wir nahmen
unseren Platz auf der Südseite d e r, Grabkammer des
Vorfahren der heiligen Familie. Schon mehrmals hatte ich
bei früheren Gelegenheiten diese Grabstätte passirt, aber .sie
poch nie vorher- ganz in der Nähe besehen. Ich fand, dass
es ein aus Thon, erbautes geräumiges Gemach war, umgeben
von mehreren kleineren Gräbern von Leuten, welchen daran
gelegen hatte, sich selbst im Jenseits unter den Schütz der
Seele dieses Heiligen zu stellen.
Allmählich stiessen hier die Verwandten und Freunde des
Scheichs zu uns.,. Zuerst stellte .sich Alauäte ein und be-
grässte mich auf seine gewöhnliche lächelnde Weise; dann
kam der kränkliche Mohammed ben Abd-Allähi, der fast
wie ein Glied der Familié • angesehen wurde; zunächst folgte
der feindliche Hammädi (auch er begrüsste mich und em-
Barths Reisen. V.