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 jetât  fast  ganz  verlassen;  das Hans  des Statthalters War  aus-,  
 geplündert  und  vorn  Feuer  zerstört  und  Schëri  selbst,  der.  
 glückliche  Usurpator,  dem  es  nach  langem  blutigen  Kampfe  
 mit  seinem  Nebenbuhler  endlich'  gelungen  -war,  von  seiner  
 Herrschaft  Besitz  zu  ergreifen,  fesidirte  mitten  unter  den  
 Trümmern  der  halb eingestürzten königlichen Wohnung.  Das  
 Ganze,  vom  Feuer  geschwärzt,  gewährte  das  trübseligste  
 Schauspiel,  und  mit  einem  sehr  wehmüthigen  Gefühlei.;ge-  
 dachte  ich  besonders  jenes  schönen  Tamarindenbaumes,  der  
 bei  meiner  früheren  Anwesenheit,  wo  ich.  Zeuge  der  Höf-  
 etiquette  dieser  kleinen  Herrschaft. gewesen  war,. dem  ganzen  
 Hofraum  des  Palastes  dichten  Schatten  verlieh.  Jetzt  
 hatte  Alles  den  Charakter  der  Armuth  und. des  FJendes  
 und  der  Machthaber  selbst  war  äusserst  armselig  gekleb  
 det,  indem  er  weiter  nichts  als  eine  schwarze  Tobe  trug;  
 sein  Haupt  war  unbedeckt.  . Er  stand  .ungefähr. ! im  35sten  
 Lebensjahre,  aber  seine  Züge,  waren  ohne  allen  Ausdruck,  
 und  so  imponirte  denn  seine  Erscheinung  nicht  im  Geringsten, 
   sondern  wurde  vollkommen  verdunkelt  von  der  eines  
 Mannes,  welcher  ihm  zur Seite  sass.  In  diesem  erkannte  ich  
 sogleich  meinen  alten  Freund  Mohammed  e?  Ssfäksi,  dem  
 selben  Tunesischen  Kaufmann,  der uns  beim  Aufbruche  von  
 Mursuk  begleitet  hatte ;  damals  ein  Agent Herrn  Gaghuffi’s,-  
 war  er  seitdem  in  Folge  glücklicher Spekulationen  ein  wohlhabender  
 Kaufmann  geworden.  So  spekulirte  e r  denn  auch  
 jetzt  gerade  auf  den  erfolgreichen  Ausgang  einer  Kriegsum  
 temehmung  seines  Beschützers  Schëri  gegen  die  Stadt  Bin-  
 menäua,  deren  Einwohner  seinem  Ansehen  trotzten. —  Es  
 >war  ein  Glück,  dass  die  Summe,  welche  ihm  Herr  Richardson  
 schuldete,  endlich  ausgezahlt  worden  war,  und  unser  
 alfer . Gläubiger  legte  das  höchste  Wohlwollen  gegen  mich  
 an  den  Tag.  Er  wünschte  mir  dazu  Glück,  und  zwar  allem  
 Anscheine  nach  aus  vollem  Herzen,  dass  ich  von-meiner,  gefahrvollen  
 Wanderung  in  jene  politisch  zerrissenen  westlichen  
 Landschaften  wohlbehalten  zurückgekehrt' sei,  und  pries  
 in  Gegenwart  des  Statthalters  meinen Muth  und  meine  Aus-5  
 dauer  in  den  schmeichelhaftesten. Ausdrücken. 
 Ich machte  Scheri  ein  kleines  Geschenk  ■—  es  bestand  in  
 einer. rothen Mütze,  einem Turban, und  einem  Fläschchen  mit  
 Rosenöl  -7-  und  ersuchte  ihn  dabei,  mir  einen  Führer  zü  
 stellen,  der  mich  zum  Herrn  von  Mäschena  begleitete.  Er  
 willigte  ein,  obgleich  er  vielleicht  nicht  die  Absicht  hatte,  
 sein  Versprechen  zu  erfüllen}  auch  ich  selbst  hatte  zur  Zeit  
 noch  keine  Vorstellung  von  den  Schwierigkeiten,  mit  denen  
 dieser Marsch  verbunden  war.  Diese  beruhten  darauf,  dass  
 der Weg  nach Maläm,  wo  der  Herr-von  Mäschena  zur  Zeit  
 seine  Residenz  hatte,  hart  an  dem  Gebiete  von  Tjhnbi,  wo  
 sich  der. Nebenbuhler  Scheri’s  aufhielt,  vorbeifiihrte. 
 Nachdem  ich* wieder  in  mein  Zelt • ausserhalb  der  Stadt  
 zurückgekehrt war,  statteten, mir Mehrere  meiner  Bekannten  
 Besuche  ab;  unter  Anderen  kam  auch  Mohammed  Abbea-  
 küta,  -jener  sonderbare  Freigelassene  aus  Yöruba,  den  ich  
 schon  hei  früherer  Gelegenheit  erwähnt  habe.  Interessanter  
 aber  war  mir.der  längere  Besuch,  den  mir  der  Ssfäkser  im  
 Laufe des Abends abstattete,1 da ich von «diesem Manne endlich  
 den  ersten  authentischen  Bericht  über  den  politischen  Zustand  
 in  Bomu,  sowie  auch  weitere  Kunde  über-  die  Englische  
 Expedition  erhielt,  welche  dort  angekommen  war.  Dabei  
 brachte  ;er'eine  Menge  Leckerbissen  aus  seiner-':w«Ü^'  
 versehenen ^Speisekammer  mit  Und  verpflichtete mich  dergestalt, 
   dass  ich.  ihm  für-  sein  Wohlwollen  und=  die  mir  gegebene  
 Belehrung  ein junges  Kalb,  das  mir  der Statthalter  
 zum  Geschenk  gemacht  hatte,  überliess.;  Leider  war  ich  
 bei  dem  zurückgekommenen  Zustande  der-Stadt  nicht  im  
 Stande,  mir  hier  neue  Kameele  zu  verschaffen,  um  meine  
 alten,  ganz  erschöpften  Thiere  ersetzen  zu  können,  und  dies  
 verursachte mir  unendlich  viel Verzug  auf  der Weiterreise.  •