
 
        
         
		r 
 858  X IV .  Kapitol. 
 konsuls  in  Mursnk  war,  mein  Vertrauen  bereits  früher  
 Ssich  cAli  geschenkt  hatte,  dem Kaufmanns,  den  ich  schon  
 bei  Gelegenheit  meines  ersten  Aufenthaltes  an  diesem  
 Platze  als  eine  ziemlich  zuverlässige  Person  kennen  gelernt  
 hatte.  Auch  unterliess  ich  nicht,  mir  sogleich  das  Wohlwollen  
 dieses  Mannes  zu  sichern,  indem  ich  ihm  fast  Alles  
 opferte,  was  ich  nooh  von Werth  besäss,  eine  kleine  sechsläufige  
 Pistole  mit  inbegriffen.  Dagegen  versprach  er  mir  
 seinerseits,  meine  Bedürfnisse  zu  befriedigen,  bis  ich  in  den  
 Besitz  des  Geldes  und  der Waaren  kommen  würde,  die  ich  
 in  Sinder  deponirt  hatte. 
 Das  Erste,  was  ich  am  nächsten  Morgen  that,  nachdem  
 ich  dem  Ghaladima,  sowie  dem  Statthalter  meine  Aufwar-*  
 tung  gemacht  und  Jedem  von  ihnen  ein  schönes  Geschenk*  
 so  gut  es  meine  Mittel  erlaubten,  dargebracht  hatte,  bestand  
 darin,  dass  ich  meinen  Diener  Mohammed,  den  Ga-  
 tröner,  nach  Sinder  absandte.  Auf  diesen  Diener  konnte  
 ich  volles  Vertrauen  setzen ;  ich  gab  ihm  daher  die  umfassendste  
 Vollmacht  und  versprach  ihm  ein  schönes  Geschenk*  
 wenn  es  ihm  gelingen  sollte,  alle  meine  Habseligkeiten  mitzubringen, 
   nämlich  sowohl  das,  was  bei . früherer  Gelegenheit  
 dort  deponirt  worden  war,  als  auch  die  Waaren,  Welche  
 man  später  auf  meine  Rechnung  dorthin  gesandt  hatte.  
 Ein  geringeres  Geschenk  sollte  er  im  Ealle  erhalten,  dass  
 er  nur  den  kleineren  Theil  vorfinden  würde;  denn  nach  Allem, 
   was  ich  gehört,  war  ich  keineswegs  überzeugt,  dass  die  
 Kiste  mit  Stahlwaaren  und  den  400  Dollars  während  der  
 ernstlichen  bürgerlichen  Kampfe,  welche  Bornu  in  meiner  
 Abwesenheit  zerrissen  hatten,  unangetastet  geblieben  sei.  ,  
 Mittlerweile,  bis  zur  Rückkehr  des  Boten,  bemühte  ich  
 mich,  meine  Zeit  so  nützlich  wie  möglich  zuzubringen,  indem  
 ich  eine  oberflächliche  Aufnahme  der  Stadt,  welche  ich  
 während meines  frittieren  Aufenthaltes  angefangen,  aber  unvollendet  
 gelassen  hatte,  zum  Abschluss  brachte..  Zugleich 
 Ungesundheit  der  Stadt. 859 
 erforderte  der  Zustand  meiner  Gesundheit  ununterbrochene  
 körperliche  Bewegung;  denn  der  Unterschied  zwischen  dem  
 engen  Quartier,  in  dem  ich  hier  hausen  musste,  und  meiner  
 bisherigen unstäten Lebensweise  im Freien  war  zu  gross,  und  
 in  Folge  der  grossen  Veränderung  in  meiner  Lebensweise  
 war  ich  zu  wiederholten  Malen  starken  Fieberanfällen  unterworfen. 
 Kanö  wird  für  Europäer,  welche diese Gegenden besuchen,  
 stets  einer der ungesundesten Orte bleiben,  und  es  war  daher  
 wohlgethan,  dass  Dr. Vogel  während  des  ersten  Jahres  nach  
 Seiner  Ankunft  im  Sudan  absichtlich  diese  Stadt  vermied.  
 Selbst  meine  Thiere  entgingen  dem  verderblichen  Einflüsse  
 des  Klima’s  nicht  und  meine  drei  Pferde  wurden  nach  einander  
 von  einer  ansteckenden  Krankheit  ergriffen.  Dieselbe  
 nahm  mit  einem  Anschwellen  der  Schenkel  ihren  Anfang, 
   das  sich  von  da  nach  Brust  und  Kopf verbreitete,  bis  
 es  gewöhnlich  in  6  oder  8  Tagen  den  Tod  herbeiführte.  
 Auf  diese’Weise  verlor  ich  zwei  von  meinen  drei  Pferden,  
 mit  Einschluss  meines  alten  Gefährten,  der  mich  durch  so  
 viele  gefahrvolle  Feldzüge  glücklich  hindurchgetragen  und  
 alle  Mühen  und  Leiden  fast  3  Jahre  hindurch  mit mir  ge-  
 theilt hatte.  Dagegen  kam  das  kleine,  hässliche,  aber  starke  
 Pferd ,  das  mir  der  Sultan  von  Sokoto  zum  Geschenk  gemacht  
 hatte,- mit  dem  Leben  davon. 
 Dieser Verlust meiner  Pferde  trat  natürlich  hemmend  zwischen  
 meine  Ausflüge  und  beraubte  mich  fast  allen  Vergnügens, 
   das  sie^mir  unter  an d er enJJmstän den  gewährt  haben  
 würden.  Aber  obgleich  ich  keim gutes  Reitpferd  mehr  be-  
 sass,  genoss  ich  dennoch  die offene Landschaft,  die  sich  ausserhalb  
 der  Thore  dieser malerischen,  aber  ausserordentlich  
 schmutzigen  Stadt  ausbreitete  und  nah  und  fern  mit  grossen  
 Dörfern  besät  war.  Besonders  folgte  ich  mit  lebendigem  
 Interesse  der-  östlichen  der  drei  von  der  Köfa-n-Käura  
 ausgehenden  Strassen,  welche  zu  dem  kleinen,  Kögi-n-Kanö