
 
        
         
		-96  '  IV.  Kapitel. 
 der  Schéich  liebte  Weih  und  Kinder  mit  einer"  solchen  
 Innigkeit,-  dass  es  ihm  schwer  auf’s  Herz  fiel;  sich  von  
 ihnen  für längere  Zeit  trennen  zu  müssen.  Auch’ ich  selbst  
 war* seinen  beiden  Söhnen,  besonders  dem  jüngeren,’ 'Namens  
 Sên  ei Abidin,  so  aufrichtig  zugethan,  dass  ich  mit  einiget  
 Wehmuth  von  ihnen  schied,  und  ich  denke  mir,  dass  sie  ihren  
 Freund  Abd fel  Kerïm  lange  im  Gedächtniss  behalten  
 werden.  Auch  konnte  ich  ungeachtet  meiner Unzufriedenheit  
 über  dem Mangel  an  durchgreifender  Energie,  den  mein  Beschützer  
 zeigte,  doch  nicht  böse  auf ihn  sein,  und  als  er  
 mich  nun  fragte,  ob  er ùniéh idenn •getäuscht,  oder sein Wort  
 gehalten habe,  konnte  ich-  ihn  nur  loben,. "fügte^äber  hinzu,  
 dass  ich  erst  das1  Ende  vorn. Liede  hören  müsste.'Hierauf  
 lächelte • er  und  bemerkte  gegen ■ seinen  Begleiter-', | den  alten  
 Haiballah  (Habib  AMah)  der« von  A'sauäd  gekommen  war,  
 um--einige  Zeit  in'^beipfer, Gesellschaft  zuzubringen ,\ oh'  ich  
 denn  nicht  recht misstrauisch  wäre.  Leider • erwies  "die<wZui  
 kunft,  dass  mein  Misstrauen  nicht  ungegründet  war. 
 Der  Pflänzenwufhs  in  der Nachbarschaft  von; Bö-^ssebango  
 ist  sehr  reich ;  als  wir  uns aber  von  diesem  Arme des Flüssfes  
 entfernten,  hörte  der Baumwüchs  allmählich  auf;  nur ,;k£lgo”  
 liess  sich  sehn( %jSj  jener  Busch,  den  ich so  oft.in  Haussa  
 getroffen  hatte  und  det  auch «hier  sehr  gewöhnlich  zu  wer-  
 den  anfing, - Aber  in  meiner Erwartung,  dass  wir  einen  tüchtigen  
 Tagemarseh  machen  würden,  sah  ich  mich  stark, getäuscht; 
   dehn  wir  hatten  nur  Wenige  Meilen ’ zurückgelegt,  
 so  erblickte  ich  mein  Zelt,  das  vorausgegangen  war,  in  der  
 Nachbarschaft  eines  Araber - Lagers,  das  dem  Stamme  der  
 Ergägeda  angehörte,  aufgeschlagen.  Hier  -blieben  wir  den  
 Rest  des. Tages  liegen,  indem  wir  die Gastfreundschaft  dieser  
 Leüte  genossen;  sie  hatten, aber  für.  die  Ehre  eines  solchen  
 Besuches  -schwer  zu büssen,  denn  die Schüler und übrigen Begleiter  
 meines Freundes  hatten  starken  Appetit  und  machten  
 daher  Anspruch  auf  eine  hübsche  Menge  kräftiger  Nahrung, 
 Nachtlager -’bei  den  Ergägeda. 97 
 um ihren Heisshunger zu stillen;  denn ausserdem,  dass sie uns  
 ein  Dutzend  Schüsseln  mit  Reis,  sowie  eine  grosse  Menge  
 Molch  zu  liefern  hatten,  mussten  sie  auch  ein  Paar  Rinder  
 schlachten.  Diese  Araber,  welche  hier  ein  Lager  von  etwa  
 W  geräumigen,  aus  Schäaffellen. -^„färrue l” — verfertigten  
 Zelten  bildeten,  besitzen  keine  Kamcele  und  auch  nur  wenig  
 Kühe,  sondern  ihre  Heerden  bestehen  hauptsächlich  ausser  
 einer  grossen  Anzahl  Esel  aus  Schaafen  und  Ziegern.  Die  
 Ergägeda  sind  in  diesem  Bezirke  am  Flusse  seit  der  Zeit  
 ..angesiedelt,  wo  sich  Ssjdi  Muchtär,  der  jetzt  verstorbene  
 ältere  Bruder  El  Bakäy’s ,  in  Timbuktu  niederliess,  d.  i.  
 seit  dem  Jahre  1832. 
 Bei  allem  Verzug  war  ich  doch  froh,  dass  wir  wenigstens  
 unsere  -Reise  wirklich  angetreten  hatten,  und  streckte  mich  
 während  der  Mittagshitze  ii^  dem  Schatten § eines  kleinen  
 jjkälgo”-Baumes  ans,  indem  ich mich  der  Hoffnung  hingab,  
 däss  ich . vor. Ablauf  von  40 —50  Tagen  Sokoto  erreichen  
 würde;  ich  hatte  ja  zur  Zeit  noch  keine  Vorstellung  von  
 den ungünstigen Verhältnissen,  welche zusammentrafen,  meine  
 Hoffnungen  zu  vereiteln,  -v 
 Dieser -  ganze  Landstrich  ist  dicht  mit  „ssiwäk”  oder  
 „Irak”  (Gapparis  sodata)  bewachsen  und  bildet  einen  Zufluchtsort  
 für Löwen,  die  es  hier  in Menge  gibt.  Aus  diesem  
 Grunde  sahen  wir  uns  gezwungen,  unseren  Lagerplatz  mit  
 einem  dicken  Zaun4, ^   „seriba” — zu  umgehen,  und  das  
 Lager  des  Scheichs,  für  den  ein  grosses  Zelt  aufgeschlagen  
 war, -gewährte mit  seinem Gefolge,  seinen Pferden  und seinen  
 Kameelen  einen  imposanten  Anblick. K l  Alle  meine Freunde  
 behaupteten,  dass  : der  Löwe  dieser  Gegend  keine  Mahne  
 habe,  oder  doch  nur  eine  sehr  kleine,  wie  derjenige  von  
 Asben. 
 [Donnerstag,  20**en  April.]  Der  erste  Theil  unseres  heutigen  
 Marsches  führte  durch  eine  flache  Landschaft,  die  
 einige  Tage,  zuvor  ganz  und  gar  unter  Wasser  gestanden