164 VI, Kapitel,
darin bestand, dass, er mit den Eingeborenen Verkehr
zu eröffnen und ganz insbesondere auch astronomische Beobachtungen
anzustellen wünschte. An Park’s astronomischen
Beobachtungen ist nun freilich sehr wenig verloren, denn,
Wie das von ihm in dieser Beziehung Erhaltene bezeugt,
hätten seine Längen und Breiten uns nur ein vermeintlich
genaues Bild der grösstem Verkehrtheit gegeben.
Von jenen verhängnissvollen Hähnen geweckt, stand ich
früh von meinem Lager auf und genoss b e i' wunderschön
klarem Himmel eine träumerische Stunde auf meinem Liob-
lingsfelsen vom vorigen Tage über dem steilen Abfall zum
Flusse hinab; aber jetzt war der-• herrliche Strom nicht
mehr wild aufgeregt wie gestern, sondern auf seiner Oberfläche
ruhig und mehrere Boote fuhren zur Insel hinüber.
Allerdings kann bei dem gewaltigen Bogen, den der Niger
in das Herz der Wüste hinein macht, ein" grösserer Theii
seines Uferlandes nie dicht bevölkert und darum der Vor*
kehr nie so belebt gewesen sein, wie es bei anderen Strör
men der Fall ist, die ihren Lauf durch ganz fruchtbare Landstriche
nehmen; aber doch wird im Läufe der Jahre auch
hier wieder neues Leben und neue frische Regsamkeit ge-:
weckt werden.
Im Laufe des Morgens stattete ich dann meiüdppleschützer
einen Besuch ab. Emer seiner jüngeren Brüair, Ssidi ITes,
min, hatte sich am vorhergehenden Tage eingefundemf'um
ihm auf seinem Durchzuge durch dieses Land einen Besuch
Wa machen, und als ich die Sandhöhe , an deren Abhänge
ihre Mattenbehausung errichtet worden war, hinanstieg, kam
Ssidi riemin heraus, um mir entgegenzugehn, und begrüsste
mich auf ;die freundMehste Weise. Er war ein angesehener
Man n mit sehr wohlgefälligen Zügen und hatte seinen Sohn
bei sich, einen selm' hübschen tsiebeöjäbrigen Knaben, .
Der Anblick dieses Mannes regte unwillkürlich die Betrachtung
in mir an, welch’ eine edle Familie dies sei. Sie Alle,
Die Familie El fiak&y’s. 165
!
!
sind . die Söhne Ssidi Mohammed’s vom Stamme der Kunta,
des Religionshauptes, der dem Major Laing in A'sauäd Schutz
und Beistand gewährte. Zuerst Muchtär, El Bakäy’s älterer
Bruder, der seinem Vater nachfolgte, als Ssidi Mohammed
einem epidemischen Fieber erlegen war, das in jenem Wü«
stenstrich- getade zur Zeit wüthete'j als Major Laing sich
dort aufhielt; Muchtär starb 1847. , Dann Ssidi .Mohammed,
ein Edelmann y o n wahrhaft fürstlichem Benehmen; dann El
Bakäy selbst; darauf Abidin, ebenfalls der ausgezeichneten.
Stellung" eines Häuptlings wohl würdig, obgleich er eine ganz
andere-'Politik befolgte, als <El Bakäy; dann Hamiqä,
ein Mann, mit dem.tich allerdings nicht persönlich bekannt
wurde ^ s f e 'in i r . aber doch Alle, als' einen wirklichen Edelmann
schilderten; .dann Ssidi.I'lemän und Baba Ahmed, die
rieh auch,.schon erwähnt habe, und endlich Ssidi A'mmer. Ssidi
A'mmer ist das jüngste, aber sicherlich nicht das an wahrem
Adel, geringste^Glied der Familie, und als er noch zu Lebzeiten
Muchtär’s in 'Gesellschaft El Bakäy’s Sökoto besuchte,
mächtf#'er- -einen, 'tieferen', Eindruck auf die Leuth und-tge»
w,ann sich ihre Gunst allgemeiner als sein älterer Bruder,
mein Beschützer. - Alauäte scheint fast das einzige Glied
dieser I Famflakzu sein, das, abgesehen • von seiner',Gelehri
samkeit, so -weit diese geht; nicht .viel zu-ihrer Ehre beiträgt;
aber ^selbst ’w : diesem Falle müssen wir ausser Alauäte’s,
grösserer Jugend die Landessitten in Betracht ziehen und dür-
fen-*ihn nicht nach unseren individuellen - Ansichten -von Adel
undEdelsinn- beurtheilen..
Die leichte Mattenbehausung,- die die Anwohner: für- meinen
Beschützer errichtet hatten, war zwar einfach, aber geräii-
mig und- nett und gewährte einen.kühlen Ruheplatz während
der heissen Tagesstunden.- • Sie - war .Vöh- oblonger Gestalt?,
20 Fuss lang, und'deren 9 breit, mit zwei M
Thüröffnungen einander gegenüber; /-ein-, .
grossen -„äganreb” bildete einen bequemen f