Aach hier, wie ich dies gewöhnlich zu thun pflegte, besänftigte
ich den Argwohn der Anwohner und machte sie
zutraulicher, indem ich ihnen einige bildliche Darstellungen
von Leuten aus den verschiedensten Menschenstämmen zeigte.
Ungeachtet der grossen Entfernung, welche mein Zelt vom
Lager trennte, blieb doch keine Frau daheim; denn ins-
gesammt hatten sie das dringende Verlangen, diese neue,
eigentümliche 'Darstellung zu Gesicht zu bekommen. Sie
liessen sich auf keine Weise davon abhajten und wollten
nicht eher vom Flecke gehn, als bis sie die Kupfer gesehn
hätten, die ihnen je nach der geistigen Disposition einer Jeden
entweder grosses Behagen oder Entsetzen einflössten. Ich hatte,
wie schon gesagt, die Gewohnheit, die schönste Frau in jedem
Lager mit einem Spiegel zu beschenken, und rief hier einen
grossen Wetteifer um diese Ehre hervor. Ich war dabei so
unglücklich, die Gefühle einer Mutter zu verletzen, indem
ich den Preis der Schönheit ihrer Tochter gab, welche allerdings
eine ganz hübsche Person war.
Wir blieben hier den folgenden Tag liegen, wo wir denn
am Morgen einen ansehnlichen Regenfall hatten, der mehrere
Stunden lang anhielt und den Scheich sammt seinen
Begleitern in dem Lederzelte völlig durchnässte, während
mein altes und abgenutztes kleines Europäisches Zelt, obwohl
auf dieser offenen Hammäda aufgeschlagen, dem Regen
trefflichen Widerstand leistete, — zum grossen Erstaunen
der Tuareg, die rieh, sowie der Regen vorüber war, Alle
einstellten, um nachzusehn, oh ich nicht etwa mit meiner
schwachen Behausung fortgeschwemmt worden wäre; aber
die Verachtung,, mit der sie bisher mein Zelt betrachtet hatten,
verwandelte sich in hohe Achtung, als sie fanden, dass
bei mir Alles in Ordnung sei.
Ich hatte später eine sehr wichtige Unterhaltung mit
den Leuten des Scheichs, worin ich meine ganze Energie
aufbieten musste, um meinen Plan durchzusetzen, den Ufern
des Flusses zu folgen; denn die Ksl-e’-Ssük suchten den
Scheich zu überreden, hier die offene Wüste zu betreten und
sich geradewegs nach der Lagerstätte ihres Häuptlings Cho-
sömaten zu wenden, der mioh, wie sie sagten, mit allem zu
meiner ferneren Reise Nöthigen versehen würde. Den Kel-
e’-Ssük stand bei diesem Bemüheji die ganze Beredtsainkeit
Ahmed el Wddäui’s, des begünstigten Schülers El Bakäy’s,
hilfreioh zur Seite, indem er behauptete, dass die Wüste
nach den heftigen Regengüssen Gras in Fülle für die Pferde
darböte. Aber ich widersetzte mich ihren Gründen auf die
entschiedenste Weise, indem ich dem Scheich die Versicherung
gab, dass ich, selbst im Falle er gehn sollte,
nicht folgen, sondern meinen Weg gerade am Fluss entlang
fortsetzen. würde; und um einen Eindruck auf sein
Gemüth zu machen, erinnerte ich ihn an sein Versprechen,
mich nach Gögö zu geleiten. Da sah denn der Seheich ein,
dass ich fest entschlossen war, und blieb bei seinem Worte,
und es ward nun beschlossen, dass eine Botschaft an die
Häupter der Kel-e’-Ssük gesandt werden sollte, mit der Bedeutung,
dass sie mit uns in Gögp Zusammentreffen sollten,
während wir unseren Marsch längs des. Flussufers verfolgten.
So’verliessen wir denn diesen etwas öden Lagerplatz am
Nachmittag und stiegen , bald auf einer allmählichen Absenkung
von dem höheren Wüstenstrich abwärts. Auch hier
hatten sich durch den heftigen Regenfall am Morgen zahlreiche
Pfützen stehenden Wassers gebildet. So abwärts steigend,
liessen wir mehrere Lagerstätten zur Seite liegen,, bis wir
das flache, grasreiche Ufer des Flusses erreichten, wo der
aufspringende Boden zu unserer L ak en von mehreren trockenen
Wasserläufen durchrissen war und uns, freilich nur auf
kurze Zeit, zwang, den grünen Thalboden gegen den felsigen
Abhang zu vertauschen. An dieser Stelle war- ein Flussarm,
welcher hart an uns herantrat, voller Krokodile.
• Wir betraten dann eine von. mehreren kleinen Rinnsalen