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 hart  berührte,  während  sioh  eine  ausgedehnte  Niederung  
 weit  in  den Fluss  hinein  erstreckte.  Aber  während mehrerer  
 Mönate  im  Jahre  ist  diese  Niederung  unter Wasser  gesetzt,  
 ■vielleicht  nur  wenige  Punkte .ausgenommen,  welche  zu  grösserer  
 Höhe  aufeteigen  und  mit  Talbäfeäumen  'geschmückt  
 sind. 
 Der Name  Gäö  beschränkt  sich  wenigstens  heutzutage  und  
 wohl  seit  alter Zeit  nicht  auf  dies Quartier am östlichen Ufer,  
 das  jedenfalls  in  der grössten Blüthezeit  die  eigentliche Stadt,  
 bildete,  sondern  umfasst  auch  die  Insel  und  selbst  daSfge-  
 genüberliegende  Ufer  von  A'ribinda;  ich  war  eine  Zeit  lang  
 der Ansicht,  dass  der  Haupttheil  der  Stadt  auf  der  Insel  
 gelegen hätte,  aber  dies  scheint  doch  nicht  der Fall  gewesen  
 zu  sein.  Die  Sache  ist  aber  die,  dass  Gögö,  wie  ich  in  den  
 chronologischen  Tabellen  des  vorigen  Bandes  auseinandergesetzt  
 habe,  in  früheren .Zeiten  aus  zwei  ganz  abgesonderten  
 Quartieren  bestand,  nämlich  dem  der  Götzendiener  (am  
 westliehen  oder  Gürma-Ufer)  und  dem  königlichen  oder  
 Mohammedanischen  (am  östlichen  Ufer,  nach  Egypten  zu,  
 von  wo  aus  der  Isslam  nebst  der  ihn  begleitenden  Civilisa-  
 tion  eingeführt  worden  war).  Im  Laufe  der  Zeit  hat  natürlicherweise  
 das  letztere  Quartier  über  das  erstere  den  Vorrang  
 gewonnen,  während  im  Anfang,  wo  das  Heidenthum  
 überwiegend  war,  ohne  Zweifel  auch  das  heidnische  Viertel  
 am  westliehen  Ufer  das  bedeutendere  war. 
 Selbst  jetzt,  wo  doch  dieser  ganze  Boden  durch  das  
 Zurücktreten  des  Wassers  trocken  geworden  war  und  sich  
 eine  grasreiehe  Insel  gebildet  hatte,  waren  sowohl  auf  der  
 Insel,  als  auf  dem  gegenüberliegenden  Ufer  von  A'ribinda  
 nur  wenige  Hütten  zu  sehn.  Aber  allem  Anscheine  nach  
 fühlen  die  gegenwärtigen  Bewohner  kaum  ein  Bedürihiss  
 den  Fluss  zu  benutzen;  denn  ich  sah  nur  ein  einziges  wasserdichtes  
 Boot  und  vier  andere,  die  mehr  oder  weniger  gelitten  
 hatten,  lagen  am  Ufer.  Ich  drückte  den  Einwohnern  
 mein  Erstaunen  über  den  kläglichen  Zustand  ihrer  
 Flottille  aus,  sie  aber  beklagten  sich  über  Mangel  an  
 Schiffsbauholz.  Zwischen  den  Hütten  und  dem  kleinen  Hinterarme, 
   der  vermittelst  eines  nördlichen  Armes  zur  Bewässerung  
 der  Reisfelder  dient,  breitet  sich  eine  kleine  Tabakspflanzung  
 aus.  An  derselben  Stelle  sind, auch  die  schönsten  
 Bäume  zusammengruppirt,  und  ich  bemerkte  nun,  dass  ausser  
 204-.-25  Dattelpalmen  auch  zwei  oder  drei  Dümpalmen  
 darunter  waren.  Die  Dattelpalmen * hingen  gerade  voller  
 Süchte,  die  der  Reife  entgegengingeü. 
 Nachdem  ich  den  Fluss  in  Augenschein  genommen  hatte,  
 machte  ich  einen  Spaziergang  um  den  Weiler.  Er  besteht  
 im  Ganzen  aus  ungefähr  300  Hütten,  die  abgesonderte  
 Gruppen  bilden  und  von  Haufen  Unrathes  umgeben  
 s i n d ' die  letzteren  scheinen  die  Lage  einiger  grösserer  
 Gebäude  der  früheren  Stadt  anzuzeigen.  Während  ich  so  
 zwischen  den  Mattenhütten  büge” —  umherging,  kamen  
 die  Frauen  aus  ihnen  heraus  und  sammelten  sich  
 im  gemüthlieher  Stimmung  rings  um  uns,  indem  die  Eine  
 über  die  Andere  ausrief:  „Nassära,  Nassära,  Allah  A'kbar!”  
 (di  h.  „Ein  Christ,  ein  Christ,  Gott  ist  gross!” )  Aber  es  
 schien,  als  nähmen  sie  ein  ungleich  grösseres  Interesse  an  
 meinem  jungen  Schüa-Burschen  als  an mir;  denn  sie  umtanzten  
 ihn  in  sehr  lebhafter,  rührender  und  bezaubernder  
 Weise.  Einige  unter  ihnen  hatten  ziemlich  regelmässige  
 Züge  und  waren  von  hohem Wüchse,  sowie  guter Proportion.  
 Sie  waren  Alle  auf  eine  und  dieselbe  Weise  gekleidet,  aber  
 sehr  verschieden  von  der  Tracht  der  Frauen  in  Timbuktu;  
 ihre Kleidung bestand nämlich in einem breiten Umschlagetuch  
 aus  verschiedenfarbigen  Streifen  von  dickem  wollenen  Stoffe,  
 das  unter  dem  Busen  befestigt  wär ,  so  dass  es  fast  bis  auf  
 die  Knöchel  herabreichte.  Einige  von  ihnen  hatten  dieses  
 einfache,  grobe  Gewand  sogar  vermittelst  ein  Paar  kurzer 
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