an einem Trünke saurer Milch. Indem ioh dann eine dichte
Waldung passirte, erreichte ich den vor der Stadt Görki ge«
legenen Brunnen, wo ich, meine Leute bereits antraf. Sie
waren aber noch nicht im Stande gewesen, sich auch nur
die kleinste Quantität Wasser zu verschaffen; denn der Brunnen
war hei seiner geringen Tiefe und in Anbetracht-der
Menge Menschen, die er zu versorgen hatte, eben nicht reich«
haltig. So musste ich denn 300 Muscheln bezahlen, um nur
mein eigenes Bedürfaiss, sowie das meiner Thiere befriedigen
zu können.
Auch diesmal fühlte ich, wie hei meinem früheren Aufenthalte,
keine Lust, innerhalb der Mauern von Gerki zu
lagern, und wählte daher meinen Lagerplatz auf der Nord-;
Seite der Stadt Es war ein freundlicher Platz; aber unglücklicherweise
befand sich nicht weit davon ein grosser
Affenbrodbaum, der im Laufe der Nacht einem verwegenen
Dieb einen vortrefflichen Hinterhalt gewährte, hinter dem er
höchst geschickt zwei Leistungen seiner Kunst ausführte,
und ich möchte daher jedem zukünftigen Beisenden,, welcher
diese Gegenden berührt, deren Bewohner sich durch ihre. Gewandtheit
im Stehlen auszeichnen, dringend anrathen, es zu
vermeiden», sein Zelt zu nahe bei einem grossen Baume aufzu-
sehlagen. Genug, es gelang dem Burschen zu meiner hoch«
sten Entrüstung, erst die Tobe und dann die: Beinkleider
eines meiner Diener fortzuschleppen. Ich hegte allerdings
starken Verdacht, dass dieser verwegene Dieb ein Einwohner
Hobiri’s sei, von dem ich am verflossenen Abend für
9000 Muscheln einen Lastochsen gekauft hatte; aber Gerki
ist doch wegen der vielen Diebstähle berüchtigt,, die hier in
der Nachbarschaft begangen werden.
Um so freundlicher und aufmerksamer bewies sich dagegen
der Statthalter selbst gegen mich und er begleitete
mich am nächsten Morgen mit 10 Reitern, von welchen vier
seine eigenen Söhne waren. Er war eine recht stattliche
Persönlichkeit und gut beritten. .Sie geleiteten mich bis an
die Grenze des Gsbiètes von KanS und Bórnu, wo ich von
ihnen Abschied nahm. Darauf setzte ich meinen Marsch
allein fort und erreichte Birmenäua, jenes kleine eigenthüm-
liche Grenzstädtchen von Bórnu, das ich schon auf meiner
früheren Reise erwähnt habe; es hatte jedoch seitdem grössere
politische Bedeutung erlangt, da es sich dem gegenwärtigen
Machthaber in Gümmel, Schöri, nicht unterworfen
hatte, sondern dessen Gegner und Nebenbuhler, dem Herrn
von T^mbi, 'anhing. Dies war der Grund, wesshalb die Be«
riohher des Ortes bemüht waren, den friedlichen' Verkehr
zwischen'Gümmel und Kaflö abzuschneiden, > und ich hielt es
bei diesen .politischen Zerwürfnissen, um irgend ein unerfreuliches
Ereigniss zu vermeiden, für gerathen, dem kleinen
Häuptling ‘meine Aufwartung zu machen und mir durch
ein kleines Geschenk sein Wohlwollen zu gewinnen, während
meine Leute' die gerade Strasse fortsetzten. So erreichten
wir Gümmel und lagerten in einiger Entfernung nordöstlich
davon.
Auf meiner Reise nach Westen hatte ioh Gümmel unter
der Regierung, des alten Dan Tanöma im Genüsse eines ansehnlichen
Grades von Wohlstand verlassen; aber der Bürgerkrieg,
■ der die schönsten Blüthen menschlicher Glückseligkeit
vernichtet, hatte auch hier gewüthet, und dèr vbh Bórnu
als Nachfolger des früheren Statthalters eingesetzte Machthaber
war von Schöri, seinem nahen Verwandten und Nebenbuhler,
besiegt und • dieser. Usurpator wiederum vom Statthalter
von Sinder, den der Sohmch .von'Bomu gegen ihn
gesandt hatte, vertrieben worden; aber der Aufrührer hatte
im Gebiete von Kanö Zuflucht gefunden-, .dort frische • Streitkräfte
gesammelt ux^d'«so die Herrschaft wieder erobert;
hierauf wurde er denn -bei dem schwachen- Zustande, in den
das Königreich Bórnu in Eolge ■ des Bürgerkriegs gestürzt
Worden, von. seinem Oberlehnsherrn schweigend anerkannt
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