Unfall; er glitt nämlich sammt seinem Pferde vom Deichs
in’s Wasser hinab. Obgleich es ihm durch seine angeborene
Gewandtheit gelang, sich mit einigen Quetschungen aus sei*
ner unerfreulichen Lage hervorzuarbeiten, machte es uns
doch grosse Mühe, das Thier aus dem Loche hervorzuziehen,
in welches es gefallen war; meine Gefährten wollten es erst
liegen lassen, indem sie behaupteten, dass es todt sei. —
Endlich waren wir glücklich vom Deiche herunter, und indem
wir eine Furth im Wasser fanden, gelangten wir nun
in das Lager, welches auf einem schmalen, grasreichen Landrücken
lag und uns, die wir aus der Dunkelheit hervortauchten,
mit dem Scheine seiner zahlreichen Feuerstätten
völlig blendete. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses
waren zwei Sonrhay-Weiler Namens Insämmen und Ta-
kankämte gleichfalls durch ihr Feuer sichtbar.
Diese mit Wasser umgebene Lagerstätte gehörte einigen
Kel-e’-Ssük, und zwar, wie es schien, nicht Leuten vom ersten
Bange; denn sie zeigten ein etwas diebisches Gelüste.
Wenn auch nicht gerade ungastlich zu nennen , waren sie
doch unfähig, meine Gefährten gut zu bewirthen, da in diesem
sumpfigen Flachlande grosser Mangel an Brennholz
herrschte. Alles in-Allem genommen, war dies einer jener
Lagerplätze, welche viel dazu beitrugen, meine Gesundheit zu
zerstören; zum Theil war aber auch der heftige Thau daran
Schuld, der in der Nacht fiel. Meinem Diener ging es noch
schlimmer; denn er musste die ganze Nacht hindurch nach
seinen Pistolen suchen, die er im Sumpfe verloren hatte.
[Freitag, 26‘t«n Jfa*.] Ich Hess meine Gefährten, die sich
für ihr verlorenes Abendessen durchaus mit einem guten
Frühstück zu entschädigen wünschten, zurück und trat meinen
Marsch zu ziemlich früher Morgenstunde an, um diesen
Sumpfboden so bald als möglich zu verlassen. Da ich mit
Becht befürchtete, dass wir uns noch einmal in diesen endlosen
Flachlanden verirren möchten, liess- ich meine Leute
Der Weiler ^gedesch. 171
sich in beträchtlicher Entfernung vom Flusse halten ; der
Weg führte über sanft gewellte Dünen, zuerst kahl, aber
weiterhin mit viel trockenem Grase bekleidet. Diese nordöstliche
Richtung war hier durchaus nothwendig, da wir
hier die nördlichste Einbucht des Flusses mit grossen umher»
liegenden Sümpfen zu umgehen hatten; aber auf längere
Zeit verfolgt, würde sie uns zu weit abgefuhrt haben, und
einige Schüler des Scheichs, die mich eingeholt hatten, brachten
mich aus der eingeschlagenen Richtung an den Rand
eines breiten Sumpfbeckens zurück, das hier ein seichtes
Gewässer voller Wasserpflanzen bildete, von zahlreichen
Schwärmen von Gänsen besucht, sich aber allmählich zu
einem ausgedehnten Hinterarm erweiterte, welcher' dann
ein schönes, offenes Wasserbecken bildete. (Dieser überaus
wichtige Hinterarm des Flusses heisst „Terärart”, das die
Femininform von „Erärar” ist.) Der Fluss war jedoch zur
Zeit fast in seinem niedrigsten Stande und muss daher während
der höchsten Überschwemmung einen ganz verschiedenen
Anblick gewähren. Wirklich müssen dann die schnee-
weissen Sanddünen, welche jetzt den Hauptarm vom Sumpfe
trennten, wie eine schmale Sandbank inmitten des Wassers
erscheinen.
> Hinter diesen Sanddünen, aber vom Hauptarme durch
einen .kleineren, „Eghfrreu-n-bäho” — der falsche Fluss w*
genannten Arm getrennt, liegt der Weiler Egedesch, der
einen ansehnlichen Ruf in diesen Niger-Gegenden geniesst.
Zur Zeit war er jedoch verlassen und die Einwohner hatten
sich über die im Flusse gelegenen Inseln ausgebreitet. Die
drei Dörfer Garbäme, Em-n-Tabörak und Nscherifen liegen
auf der anderen,, südlichen Seite des Fluss*es.
. Wie verschieden ist also der Fluss , wie ich ihn hier nach
einer ununterbrochenen Reihe von Kompassbeobachtungen und
nach genauer Schätzung der Entfernungen niedergelegt habe,
von dem Laufe, wie man ihn vor meiner Reise-voraussetzte 1