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66 EH. Kapitel,
eher des Plato und Aristoteles in’s .Arabische übersetzt
•worden, keine wahren Gläubigen, sondern Metäzüa fdä h:
Ketzer) gewesen seien. Didse Behauptung Hess ich natürHch
nicht zu, obgleich Manches zu Gunsten des Argumentes meines
Gegners gesagt werden konnte.. Jedenfalls verschaffte
mir meine warme Verteidigungsrede einige Ruhe vor den
Angriffen meiner Freunde und sicherte mir sogar ihre Unterstützung.
I So zogen wir denn am Nachmittage des folgenden Tages,'
den lOtan März, ruhig nach dem Zeltlager hinaus-, um das
„Ssebüa” (d. h. nach ChristUchen Begriffen „Tauffest”) des
Neugeborenen zu feiern. Bei Gelegenheit dieses ■ Ausmaß
sches bemerkte ich, dass das-Wasser in den in das Land
sich hineinziehenden Hinterwassem, welche wir durchschnitten,
seit dem 17t6n Februar um etwa 3, Fass gefallen war,
d. i. nicht ganz 2 Zoll den Tag; aber - es ist wahrscheinlich,
dass das Wasser des Hauptarmes. schneller abnimmt,
als dasjenige in diesen gewundenen Hinterwassern.
Das Lager war voll Leben; die Guanln-el-Kohol, eine Abtheilung
der Berabisch, hatten nämHch aus Furcht vor den
Kel-heklkän, mit denen sie auf feindlichem Fusse standen,
im Lager des Scheichs Zuflucht gesucht. Es war ein eigene
thümliches Verhängniss, dass ich auf diese Weise mit denselben
Leuten in Berührung kam, welche dem Häuptling,
der den Major Laing ermordet hat, untergeben sind. Sie
waren sich wohlbewusst, dass ich ein starkes Vorurtheil
gegen sie haben müsste, u n d so drängten sich Alle bei
meiner Ankunft um mich her, indem sie sich beeilten, -mich
ihrer freundschaftlichen Gesinnung zu vergewissern. Auch
diese Leute waren fast ohne Ausnahme mit doppelläufigen
Flinten versehen^ 4 - eine Waffe, welche in Folge des Handels
mit den Franzosen jetzt in diesem gesammten Theile
der Wüste so allgemein ist, dass die gewöhnliche Flinte mit
nur Einem Laufe, die bei dem Araber der nördlichen Zone,
Kindtaufe im1 Zeltlager des Soheiohs. 67
am Mittelmeere, ganz allein in Gebrauch ist,’hier mit Verachtung
betrachtet wird, als'wäre uie'-nuF' für einen Sklaven
tauglich. Die GuSanin selbst sind» im Allgemeinen-von mittlerer
Statur, aber Einige' unter ihnen waren ^schöne, hoch
gewachsene Männer und hatten ein kriegerisches und energisches
Aussehen. Ihre Hemden, zum grössten’ Theile' vbit
hellblauer Farbe, waren über-die Schulter/‘aufgebunden und
vermittelst eines Ledergurtes um den Leib 'befestigt^ auriM
rer; ‘Seite hing ganz, in * derselben Weise-,-/’wieAe^hei- ihfen
Brüdern .näher am Ufer’-des Atlantischen Oceans'Bitte ist,*
ein Pulverharn herab. Ihr Kopf war/nichfe»' bedeckt, aber
durch den reichen schwarzen Haarwuchs guffa” v'-be»-
sonders ausgezeichnet'; er wimmelte jedoch, wie ich leider
bemerken muss, bei den Meisten von Ungeziefer.
. Mein Wirth, dem' in- Bezug auf Gastlichkeit nicht deicht
etwas nachzusagen'war,' befahl noch- an demselben' Abend,
obgleich ■ es?* schon- spät wär, fünf Rinder zu schlachten, und
so war denn etwa 1 Stunde nach Mitternacht eine »arCstähr
dige Abendmahlzeit fertig. A^er -eiae-Aso späte < Stunde war
hier durchaus nichts UngewöhnHches, und nichts war mir
während meines Aufenthaltes in Timbuktu unangenehmes
und meiner Gesundheit weniger zuträglich, als diese unnatürliche
Lebensweise'; die an Abgeschmacktheit die späten
Stunden in- London und Paris weit hinter sich-lässt. In der
Stadt 'Hess' ich- ^dieses späte Abendessen ganz unberücksichtigt,
apf dem.1 Lande’ aber war ich darauf angewiesen, da
ich daselbst keine eigene Küche hatte.
Früh am nächsten »Morgen wurden wieder zwei Rinder ge5*
schlachtet; auch ward für < die grosse Menge Gäste, welehe
ans der. Stadt und- allen Theilen der Umgegend -Hier zusammenströmten
,i:-eine-»ungeheuere Masse Reis» und Fleisch
gekocht. Unter solcher ‘Gasterei wurde dem neugeborenen
Kinde der Name Mobammed beigelegt. Die< Art und- Weise,
wie die Gäste'mit detfpujgeheueren Schüsseln umgingen^ von