starken Mussguklepper wie im wüthendsten Kriegsmuth heran,
tliat, als wenn er die ganze Schaar mit Haut und Haar
fressen wollte, und es kostete mir viel Mühe, ihn zu beruhigen.
Wenn wir ein ernstliches Zusammentreffen gehabt
hätten, wäre er wahrscheinlich umgelenkt und ich hätte ihn
nie wieder gesehn.
Als wir unseren Marsch fortsetzten, erfreute uns der Anblick
eines weiten mit schöner Baumwollenpflanzung bedeckten
Landstrichs; auf unserer Linken dagegen, wo der Fluss
wiederum herantrat, zeigte sich viel „charrua” oder „berkmde”.
Weiterhin traten Hirsenfelder an die Stelle der Baumwollenpflanzungen
und der Anbau dauerte von jetzt an ohne Unterbrechung
fort und dehnte sich bis an den Abhang der Hügel
aus, während sich auf der anderen Seite des Flusses fünf
Dörfer in kurzer Entfernung von einander zeigten. Wir betraten
dann hügeligen sandigen Boden, aber selbst dieser weniger
begünstigte Landstrich prangte mit schöner Saat. In Folge
der Schwäche meiner Kameele, die. daher guter Weide bedürften,
hatte ich es mir zur Regel gemacht, stets in einiger
Entfernung von. grösseren Orten zu lagern, und so wählten wir
denn auch heute unseren Lagerplatz etwa 2 Meilen diesseits
der Stadt Birni unter Affenbrodbäumen und „hadjilidj ”, in
kurzer Entfernung von einem sumpfigen Arme des Flusses.
Unser Lager ward jedoch höchst unerfreulich, da wir-hier
ein starkes Gewitter, von heftigem Regen begleitet, auszustehen
hatten.
Alle Einwohner dieses Gaues sind Frühe oder Sonrhay, die
die Sprache der Fulbe reden, denn der erobernde Stamm
der Letzteren fängt hier an, fast ausschliesslich vorherrschend
zu werden. Sie scheinen sich hier aber nicht streng von den
Eingeborenen abzusondem, und anstatt sich, wie das in anderen
Gegenden der Fall ist, durch weisse Kleidung auszuzeichnen,
tragen sie ebenfalls insgesammt mit Indigo gefärbte
Hemden. Wir begegneten hier auch einem alten Manne, der
ursprünglich zum oben erwähnten Stamme der Udälen gehörte,
aber zur Zeit im Dienste eines Pullo war. Von seinen
Sklaven unterstützt, war er gerade beschäftigt, seine Ernte
in die Stadt Birni zu bringen, und er lud uns; dringend ein,
ihm bei Anbruch der Bacht dorthin zu folgen.
^^Freitag, 28stea. Julii\ Nachdem wir -den grössten Theil
des Morgens verloren hatten, um uns und unsere Thiere zu
trocknen, setzten wir unseren Marsch fort, gerade auf eine
Art von Engpass zu, der die Passage längs dés Flusses fast
abzusperren schien.- Die Stelle würde von der höchsten Bedeutung
sein, wenn der Zustand des Landes irgendwie geordnet
wäre. Hier stellten sich vor 15 Jahren die Fulbe
den Tuareg entgegen, die unter Ssinnefel einen grossen Raubzug
unternahmen, aber sie wurden mit bedeutendem. Verlust
geschlagen und . Ssinnefel drang bis nahe an die Mauern von
Ssai. Die Hügelkette zur Rechten .schliesst sich -hier dicht
an eine Gruppe .von Felshöhen,».die ganz nahe- an den Fluss
herantritt Und, indem sie in der Gestalt eines Hufeisens sich
nach dieser Seite öffnet, nur einen sehr engen Durchgang
zwischen dem südöstlichen Winkel dieses Halbzirkels von
Hügeln ,und einer dicht über dem Rande des Flusses; sich
erhebenden vereinzelten Kuppe lässt; der Fluss selbst ist
hier gleichfalls voller. Felsen. Auf dem Abhange des
Amphitheaters, das den Namen Ssäre-göru. führt, etwa
halbenwegs die Höhe hinauf; jiegt das Dorf oder Städtchen
Birni *)', welches • ungeachtet des hinfälligen - Charakters
*) Es kann kein Zweifel darüber obwalten,. dass - ydies. Birni in . früheren
Zeiten ein sehr wichtiger Platz war und den. gesammten umliegenden Bezirk
beherrschte, indem die Herren dieses Engpasses zugleich^den gänzen Yerkehr
an diesem1 XJfer entlang in den Händen habend ^CÈn . dieser Hinsicht ist-der
Name Birni nicht weniger; bemerkenswert!!, als der^Njaine Ssare-göru; . denn
sowohl „birni”. als „ssare” sind Benennungen, die man in verschiedenen Afrikanischen
Sprachen einer Stadt ‘ odèr-eiüem ummauerten Platze gibt. „Ssäre-
gorü” bedeutet „Fluss” oder „Binnsal” („göru”) der „Städte („sbäre’i)?
Barth's Reisen. V. 37 ' i '•