Herrn der politisch wichtigen und wohlhabenden Stadt Djögä,
die dem Djihädi 'Othmän so lange erfolgreichen Widerstand
^-leistete *). Bochäri, dér gegenwärtige Herrscher dieses
Ortes, war ‘Abdü’s Bruder.
Abgesehen von der adeligen, vornehmen Abkunft dieses
Herrn, war seine Gesellschaft auch recht interessant durch
die Entfaltung des ganzen, den kleinen Haussa-Häuptlingen
eigenthümlichen Gepränges. So marschirte sein kleiner Tross
beim Schalle von Trommeln unds'Höraern, obgleich1 die ge-
sammten militärischen Streitkräfte nur drei Beiter und sechs
Bogenschützen zählten. Er* selbst war mit einem grünen,
prächtigen Bemus bekleidet und ritt ein muthigës, feuriges
Streitross; aber sein Tross hatte keineswegs seih
fürstliches Aussehen, sondern bestand in einem ungeordneten,
abenteuerlichen Gewirre von Sklaven, Hornvieh, Schaafen
und allen möglichen Arten von lästigem Gepäck.
Ungeachtet all1 dieses leeren Gepränges war mir der Graf von
Tschako ein willkommener Gefährte auf der vor mir liegenden
gefahrvollen Strasse, und als er so freundlich war, mir'einen
Besuch in meiner Hütte abzustatten, verehrte ich ihm sogleich
einen schwarzen „rauani” und bestätigte ihn so gleichsam
meinerseits in allen seinen Titeln. Er .entfaltete sogleich
seine Weltkeüntüiss und seinen Verstand vor meinen Augen
und ich entdeckte verschiedene Punkte von Ähnlichkeit, zwischen
ihm und Mohammed Böro, meinem edlen Freunde von
Agades.
Auch zwei Diener Abd el Eäderih, eines jüngeren Bruders
Chalilu’s , schlossen sich hier an uns an und so schien
denn unser Marsch völlig gesichert. Das Dorf jedoch,
wo ich mit allen diesen Leuten zusammentraf, war recht
ärmlieh mit Lebensmitteln versehen, denn weder Milch
*) Die ursprüngliche Besidenz 'Abd-e’-Ssaläm’s war K5ri gewesen und tett
da aus hatte'er 5 Jahre lang mit 'Othmän Krieg geführt.
noch sonst etwas war zu haben, und in Folge der zahllosen
Mückenschwärme, welche hier hausten, war an Buhe gar
nicht zu denken.
[Montag, fen August^] Ein mässiger Begenfall am Morgen
verzögerte unseren Aufbruch einige Zeit lang. Unsere Strasse
durchzog eine reiche Landschaft, die bald «Spuren sorgfältigen
Anbaues den Blicken darbot, bald ihrem eigenen üppig
wilden Wachsthume überlassen war. .. Sp Hessen wir das
Dorf Belände zur Seifa^liegen, das mit grossen Massen von
Dumpalmen geschmückt war, sowie den Wirthschaftsweilcr
U'rarEmiro,, .und betraten dann im eigentlicheren Sinne
die Thalsohle des „räfi”. Schon zu jetziger Jahreszeit war
es zum grossen Theil mit Sumpf bedeckt, aber einen Monat
, später wird der Verkehr durch dasselbe unendilich erschwert.
An einigen Stellen jedocb erhebt sich der Boden
einige Fuss höher, als das durchschnittliche Niveau, und dieser
niedrig gelegene Boden ist entschieden zum Beisbau vortrefflich
geeignet; aber zur Zeit war nur sehr wenig zu sehn.
Endlich bedünkte es uns, dass wir den Sumpfboden ganz
und gar hinter uns hätten; aber etwa 1£ Meilen hinter
dem Dorfe Gerlädje, das wir zur Seite Hessen, hatten
wir einen sehr tiefen und baeiten Sumpf zu passiren und
hier fiel eins meiner letzten Kameele nieder und war
auf der Stelle todt. Drei Meilen weiterhin erreichten wir
das Dorf Gärbo, das mir schon von meiner Herreise her bekannt
war; aber ich war kaum im Stande, es wieder zu erkennen,
so gpo$s war die Veränderung, welche der reichere
Pflanzenwuchs, sowie die Saaten von Hirse und Sorghum
hervorgebracht hatte, die durch den Einfluss der Begenzeit
aufgeschossen waren. Aber auch die Bewohner, durch
die Ausächt auf eine reiche Ernte belebt, zeigten jetzt
eine bei weitem heiterere Gemüthsstimmung, als es bei
meinem früheren Besuche der Fall gewesen war, und führten
mich unverzüglich durch die engen Gassen zum Hause