78 III. Kapitel.
:— (
Lager zurückkehren wollte, so dass also sein Schwur erfüllt
würde. Aber der Scheich gab es nicht zu, dass ich mich
seinetwegen irgend einer Gefahr aussetzte, da die Grunde
sätze seines Glaubens es ihm leicht machten, die mit seinem
Gewissen eingegangene Verpflichtung zu erfüllen, indem er
sich der Strafe eines dreitägigen Fastens unterzöge.
Es war mir erfreulich, bei dieser Gelegenheit von meinem
Beschützer zu hören, dass der Fullän- Offizier Ferredji ihm
heim Verlassen der Stadt bis zur Bödha das Geleit gegeben
und ihn dabei zugleich seiner vollen und ungetrübten
Freundschaft versichert habe. So würde denn Alles ein gutes
„ Ende nehmen, und mein Freund hoffte, dass er von den Fullän
noch günstige Bedingungen für jeden künftigen Engländer
oder Europäer überhaupt erlangen würde, der diesen Platz
besuchen wollte. In Gesellschaft des Scheichs kam auch Ssidi
Alauäte aus der Stadt heraus; er benahm sich recht freunde
lieh, ja er bot mir sogar seine Dienste an, um meine Abreise1
zu beschleunigen. Ich nahm dieselben dankbar an, ohne jedoch
Vertrauen in ihn zu setzen; denn ich war mir wohlbewusst,
dass ihm an meinem Eigenthum viel mehr lag, als
an meinem Leben oder meiner glücklichen Heimkehr.
Da bis jetzt noch keine Anstalten zu meiner Abreise gemacht
waren, sah ich mich gezwungen, mich in Geduld zu
fassen, und schickte daher einen Diener mit zwei von meinen
Pferden in die Stadt Denn seitdem die Überfluthungen des '
Stromes in ihr Bett zurückgetreten waren, waren die Blutfliegen
zu einer so schrecklichen Plage geworden, dass sie
das Lehen von Mensch und Thier bedrohten, Und es war
hauptsächlich dies Übel, welches mir den Aufenthalt hier so
unangenehm pachte. Es war auch die Ursache des fast
gänzlichen Verlustes meines Leihpferdes; denn dies konnte
ich nicht fortschicken, sondern musste es für den Nothfall
bei mir behalten. Wegen dieses Übels sieht sich auch Keiner
der Wüstenbewohner, deren Eigenthum hauptsächlich in Ka-
Langweiligkeit dés Lagerlebens. 79
meelen besteht , im Stande , um , diese Jahreszeit die Stadt
oder vielmehr deren Umgebung zu besuchen; denn in das
Innere der Stadt dringen diese Blutfliegen, die von den Imö-
scharh „asarüal” genannt werden, weniger ein.
Aber nicht allein diese Fliegen, sondern Auch andere Arten
von Insekten waren in diesem Wüstenstrich in ausserordentlicher
Menge zum Vorschein gekommen, seitdem er von den
Flutheh des Stromes überschwemmt und befruchtet worden;
besonders eine zahllose Menge von Raupen ward sehr lästig,
indem sie überall auf dem Boden umhörkrochen und auf
die Teppiche und Matten, sowie überhaupt in, alle Behälter
drangen. So waren denn die Unbequemlichkeiten dieses offenen
Lagers zahlreich, dagegen die Annehmlichkeiten höchst
beschränkter Art; selbst meine Kost war ärmlicher, als sie
zuvor gewesen war. An che Stelle des berühmten kräftigen"
Wüstentranks aus Käse und Datteln ,,redjfré’r^^^Bwtó in
Ermangelung desselben der weniger schmackhafte „dakno” getreten,
welcher allerdings den gewöhnlichen Trank der Sonrhay
bildet, aber für den verwöhnten Europäer bei Seiner wässerigen,
kraftlosen Beschaffenheit, da er nur aus gestampfter Negerhirse
mit etwas Honig besteht, blos eine bescheidene Kost
gewährt; aber hier fehlte in dieser Zeit selbst der Honig und
seine Stelle vertrat der Saft der Frucht des Baobab (Adansö-
nia). Bei diesèr schmalen Kost und allèm Mängel an Unterhaltung
gewährte es mir denn einiges Vergnügen, die Töchter
der Tgeläd die Esel ihrer Eltern auf die Weidegründe
hinaustreiben zu sehn und Zeuge der mannichfaltigen Vorfälle
des täglichen Lebens dieser Leute zu; sein.' Aber auch
die I'geläd verflossen bald diesen ihren zeitweiligen Aufenthaltsort
und ebenso die Kël-ülli, indem beide Stämme in
ihre eigentlichen, weiter ostwärts gelegenen Wohnsitze zurückkehrten.
'
Da alle diese meine Freunde, mit denen ich nur so kurze
Bekanntschaft gemacht hatte, mich verliéssen, war ich äus-f