VI. KAPITEL.
Endlicher wirklicher Antritt der Rückreise. — Hinterwasser und Seitenarm &
des uö^djiaheh Niger-Ufers. — Rhergo. —^ B&mha.
WmMimhntrk. 17ten Mai.] Es war gegen Mittag, als das
ganze Lager durch die Ankunft zweier Anhänger des Scheichs
in einen Zustand der höchsten Aufregung versetzt wurde;
dieselben meldeten uns, nämlich dass unser Freund" nicht
allein bereits sein Lager.verlassen hätte, Bondern- uns sogar
schon- überholt hätte, indem er sich an dem nördlicfheh
Rande des Sumpfes; der sioh-hinter unserem Lagerplatze er-?
streckte; entlang gehalten habe.1 Alles war in Jubel , und
Aufregung und in einem Augenblick war mein Zelt abgebrochen
und mit meinem Gepäck auf den Rücken der Eameele
geladen. Aber wir hatten einen weiten Umweg zu nehmen,
um die von tiefen Sümpfen umgebene und inselartig abgeschlossene
Sanddünenkette von Ule - Tehärge zu verlassen;
denn mit unseren Pferden und Kameelen*und in Anbetracht
unseres schweren Gepäckes konnten wir nicht daran denken,
den Arm, welcher diese Dünen auf der .Ostseite völlig abschneidet,
zu passiren. So sahen wir uns denn gezwungen,
den ganzen Weg nach Belessäro zurückzumachen, beinahe
ganz bis zu unserer früheren Furth zwischen Amalölle und
Em6sse. An dieser Stelle durchschnitten wir denn im Halbkreise
die sumpfige, aber jetzt hier meist trockene Ebene
längs der „tln-6ggedäd” (d. i. Vogelwarte) und weiterhin
„oräken” genannten Stellen, bis wir endlich wieder festeren
Boden gewonnen hatten und uns nun ostwärts über Ehgger
düf und EuSbe wenden konnten. Wir waren gerade 3 Stunden
auf dem Marsche, -als wir uns unserem früheren Lager
auf den Dünen gegenüber befanden;, ein Sumpfboden von
nicht viel mehr als >%'-Meile Breite lag dazwischen.
. Nun aber hatten» wir zu entscheiden, welche' Richtung wir
ferner "Anschlägen wollten^ und da wir vollkommen unge^
wiss -waren, welchen Weg dei ^Scheich genommen hatte, fin-
gen wir an, hie und da umherzustreifen, um ihn zu suchen-;
aber m. Folge des Aufbruches einer grossen Anzahl von
Tuareg-Lagern war ein zahlloser Schwarm kleiner Fliegen
in "dieser Gegend-ohne Beschäftigung und Lebensunterhalt
geblieben; so griffen sie denn uns mit Blutgier ah:, und
wir .eilten daher, den Rand dieses Sumpfes za- verlassen.
Wir durchkreuzten dann die niedrigen Sanddünen, welche
im •Norden. umherlagen und dicht mit Dümgebüsch bedeckt
waren-, worin eine zahlreiche Menge Perlhühner eine
sichere Zufluchtsstätte fand, und betraten dann wiederum
sumpfiges Flachland. Endlich, nachdem-wir einen dicht bewaldeten
Distrikt durchzogen hatten, erforschten wir mit
Gewissheit den Platz, Wohin sich der Scheich begeben hatte'.
Es .war ein Lager von Imrhäd oder Imghäd, das sich an
einer Stätte Namens A'kale ' und in einiger Entfernung von
einer am Ufer des Flusses gelegenen, „Em-aläuen” genannten
Anhöhe befand. In der Freude, endlich wieder mit unserem
Freunde und Beschützer zusammenzutreffen, eilten wir
im Galop hinzu, aber wir fanden den frommen, gottesfürch-?
tigen Mann imcSehatten einer „ssiwäk” (Gapparis sodata)
schlafend, und das Geräusch unserer Pferde vermochte ihn
nicht aus seinem tiefen Schlummer zu erwecken. So bewahrte
dieser milde .und friedliebende Mann seinen Charakter auch
inmitten ; dieser^kriegerischen und gesetzlosen Horden. •
.. In der Erwartung,: dass sich mein Beschützer bald von
seinem friedlichen- Schlummer erheben würde, setzte ich mich