■wohnlichen Höhe, welche die Überschwemmung in diesem
Jahre erreicht hatte, von viel Krankheit heimgesucht, und
unter den zahlreichen Personen, welche derselben zum Opfer
fielen, war auch der einzige Sohn Täleb Mohammed’s , des
wohlhabendsten und einflussreichsten Arabischen Kaufmannes
im Orte. Gern würde ich das Leben dieses jungen Mannes
gerettet haben, aber da ich sah, dass die Kur sehr
ungewiss war, so hielt ich es dem Grundsätze gemäss, den
ich stets auf meiner Reise befolgt habe, für gerathener, ihm
überhaupt keine Arznei zu geben.
' So weilten wir denn mehrere Tage in der Stadt und begäben
uns dann am Nachmittage des 8'tea wieder zu den Zelten
hinaus. Zwei Tuäreg-Häuptlinge, Rummän und Muschtäba,
die gekommen waren, um dem Scheich einen Besuch abzustatten,
begleiteten uns, und ich musste, als wir vom Aberäs
in die freie, offene Landschaft hinauskämen, mit dem Letzteren
eine weite Strecke in die Wette reiten. Diese Berber-
Stämme, seit so vielen Jahrhunderten Herren dieser Lande,
waren im höchsten Grade aufgebracht gegen die Fullän,
welche etwas gegen sie im Schilde zu fuhren schienen und
ihre Kriegsmacht in der Stadt Gündäm absichtlich verstärkt
hatten; die Tuäreg hatten deshalb selbst einen Angriff auf
ein Boot gemacht und einen der Fullän getödtet, einen zweiten
verwundet, und diejenigen ihrer Landsleute, welche am
nächsten bei Gündam angesessen waren, hielten es für’s
Beste, ihren Wohnort zu verlassen und weiter ostwärts zu
ziehen.
Ich hatte mit den beiden Häuptlingen eine Unterredung
über diese Verhältnisse und es schien, als wenn sie keineswegs
den Wunsch hegten, mit jenem kriegerischen Stamme,,
der sich täglich nach allen Richtüngen hin aushreitet, in
Frieden zu leben. Leider aber fehlt es den Tu® bei all’
ihrer persönlichen Tapferkeit in dem Grade an Einigkeit,
dass sie niemals eine bestimmte Politik mit bedeutenden Resultaten
verfolgen können, und diejenigen unter ihnen, welche
etwas Eigenthum besitzen, lassen sich aus Furcht, es zu
verlieren, leicht von den Fullän in ihr Interesse ziehen. So
beeinträchtigten denn diese Tu®, anstatt sich dem Scheich
eng anzuschliessen und ihn in den Stand zu setzen, den
Fullän gegenüber eine feste Stellung zu behaupten, das
Interesse; desselben ungemein dadurch, dass sie vier Tauä-
ter, die zu einer kleinen „r&fega” gehörten, welche am Ilten
d. M. eintraf, plünderten, entwaflheten und dann alle vier
öder wenigstens zwei derselben erschlugen. Diese Tauäter
aber» wie » alle ihre Landsleute, gebossen den speziellen Schutz
des Scheichs., $
Mein Freund selbst schien in diesem Augenblick die Ankunft
seiner Brüder nicht weniger, als diejenige Alkuttabu’s,
des grossen Oberhauptes der Auelfmmiden, zu. bezweifeln, und
bemühte sich, mich über den langen Aufschub meiner Abreise
nun wieder damit zu trösten, dass er erklärte, es sei bei ihnen
Sitte,, ihre Gäste wenigstens ein Jahr in ihrer Gesellschaft
zurückzuhalten. Zu gleicher.Zeit zeigte er mir an, dass es
seine Absicht sei, mir ein Pferd zum Geschenk zu machen,
und dass ich dann, wenn es mein Wunsch. wäre,, eins meL
ner eigenen Pferde Alküttabu schenken könnte. Überhaupt
war El Bakäy an diesem Tage redseliger als gewöhnlich
und säss lange Zeit bei mir. und'seinen Schülern,- indem er
uns eine Vorlesung über den gleichmässigen Rang der Propheten
hielt, von denen Jeder, wie er sagte, eine .>hervorragende
Eigenschaft besässe, ohne dass Einer dem Anderen
vorgezogen werden- könnte. • Besonders verweilte er
heute bei den • hervorragenden (j Eigenschaften . Mosis oder
Mü-ssa’s, für den er besondere Vorliebe hegte, wiewohl er
weit davon ebtfernt war, gegen die Juden freundlich gesinnt
zu sein. Der Geist Mohammed >ben cAbd pl Kerim el Marhlli’s,
der jene Nation vom Grunde seines Herzens hasste und den
Djihäd gegen sie predigte, scheint sjchden Mohammedanischen
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