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   dass  man  sie  hei  ungesunder  Luft  nicht  hätte  im  
 Freien  ertragen  können. 
 Wir  hatten  nun  das Schlimmste  vor  uns,  nämlich  die  ausgedehnte, 
   leblose  und  sohreckhafte  Wüste  von  Tintümma,  
 und  brachen  daher  schon  eine  Stunde  nach Mittag  auf,  ehe  
 noch  die  Hitze  ihren  höchsten  Grad  erreicht  hatte  und  
 sich  zu  mildern  änfing;  aber  es  würde  jedenfalls  besser  gewesen  
 sein,  noch  ein  paar  Stunden  zu warten,  da  die  Hitze  
 so  gross  war,  dass  die  armen  Sklaven,  das  Eigenthum  meiner  
 Reisegefährten,  fest  ganz  aufgerieben  waren,  ehe  sich  
 die  Sonne  zum  Untergang  neigte.  -Nur  um  8  Uhr  Abends  
 ward  eine  kurze  Rast  von  40  Minuten  bewilligt,  um  unser  
 kaltes,  aus  gestampfter Negerhirse  bestehendes  Abendessen  
 zu  gemessen;  dann  brach  die  Kafla  wieder  auf,  um  
 den  mühevollen  nächtlichen  Marsch  über  diese  grenzenlose  
 Sandwüste  fortzusetzen.  Da  ich  nun  sammt  meinem  
 Hauptdiener  beritten  war,  konnte  ich  es  wagen,  noch  einige  
 ■Zeit  zurückzubleiben  und  in  einer  Tasse  Kaffee  —  ein  unendlicher  
 Genuss  auf  ermüdendem Marsch —  zu  schwelgen.  
 Jedoch  blieb  ich  fast  zu  lange,  und  als  ich  endlich  nachfolgte, 
   leitete  mich  nur  der  Schall  der  Schüsse,  mit  denen  
 sich  meine  Leute  gegen meinen  Befehl  vergnügten,  um. ihre  
 eigene Müdigkeit wie die der Sklaven zu vertreiben.  Angefeuert  
 durch  dieses  Spiel,  vielleicht  auch  unter  dem  Eindrücke  der  
 schrecklichen Wüstenei,  die  sie  zu  nächtlicher  Stunde  durchzogen, 
   hatten  die  ihrer  Freiheit  und  Heimath  beraubten  armen  
 Schwarzen,  ihre  Erschöpfung  rein  vergessend,  in  ihrer  
 einfachen Weise  einen Gesang  angestimmt,  dessen Schall,  von  
 Schüssen  unterbrochen,  gelegentlich,  wie  ich  dem  Trosse  in  
 ansehnlicher  Entfernung  nachfolgte,  mein  Ohr  traf.  TJnter  
 dem  Einflüsse  dieser  Aufregung  und  erfrischt  und  belebt  
 voh  der  Abendkühle,  rückte  die  Gesellschaft  mit  solcher  
 Schnelligkeit  vorwärts,  dass  ich  sie  erst  nach  Mitternacht 
 Die  Wüste  Tintümma. 417 
 einholte.  Da  aber  war  auch  die  unnatürliche  Aufregung  
 vorbei  und  Freie  wie  Leibeigene  fingen  an,  sich  ihrer  Erschöpfung  
 völlig  bewusst  zu  werden;  ja ,  sie  würden-  sich  
 gern  in  den  Sand  niedergeworfen  haben,  um  dann  heimlich  
 zurückzubleiben,  und  ich  musste  Mehrere  dieser  Unglücklichen  
 antreiben,  um  zu  verhüten,  dass  sie  dem  Durst  und  
 der Erschöpfung zum Opfer fielen.  Aber  vergebens  suchte  ich  
 Einen  von  meinen  eigenen Leuten;  er  war  nirgends  zu  sehn  
 und Niemand  wusste,  wo  er  geblieben  war.  Die Wüste  von  
 Tintümma ,  schon  von  der  vorigen  Expedition  her  bekannt,  
 ist  in  der That  dadurch übel berüchtigt,  dass Reisende  leicht  
 den Weg  verlieren;  der  sich  in  unermessliche  Ferne  ausbreitende  
 weisse  Sand  umnebelt  die  Sinne  so  vollkommen,  dass  
 auch  an  diesen Wüstenweg  lange  gewöhnte  Leute mitunter  
 in  ihrer  Richtung  völlig  irre  werden. 
 Die  Mühseligkeit  dieses  Nachtmarsches  war  in  der  That  
 überaus  gross,  und  als  die Morgendämmerung  eintrat,  benutzte  
 ich mit Freuden  die Gelegenheit,  wo  der  Boden  etwas  
 trockenes Gras  darbot,  meinem  völlig  erschöpften  Gaule  eine  
 kleine Erfrischung  zu  gewähren  und mich  selbst,  von  Müdigkeit  
 gepeinigt,  einen  Augenblick  auf  den  weichen  Sandboden  
 niederzuwerfen.  Dann  setzten wir unseren einförmigen Marsch  
 wieder  fört,  während  sich  ein  heftiger Wind  erhob  und  den  
 Anblink  der  Wüste  durch  aufgewirbelte  Sandwolken  noch  
 wilder  machte.  Endlich  erblickten  wir  die  Felshöhen  von  
 Agadem  vor  uns,  aber  erst  nach.  7  Uhr  Morgens  betraten  
 wir  die  ihnen  eigenthümliche  Thalbildung  und  wählten  unseren  
 Lagerplatz  in  einem  v o n  Ssiwäkgebüsch  umgebenen Winkel. 
   Dieser  Strauch  (Gapparis  sodata)  wächst  Her  nämlich  
 in  solcher Menge,  dass  er  eine  kleine  Pflanzung  bildet,  
 die  sogar  gelegentlich  zeitweilige Ansiedler,  vorzugsweise vom  
 Stamme  der  Bolödüa  oder  A'm-wadebe,  herbeflockt.  Die  
 Sandwehen  waren  jedoch  so  heftig ,  dass  unser  Mesiger  Aufenthalt  
 recht  unerfreulich  war,  und  dazu  kam  noch  der Um- 
 Barth’s  Reisen.  V.