ward erst im folgenden Jahre ganz aus dem Felde geschlagen
und ist hei einem zweiten Versuche im Anfänge dieses Jahres
in der Nähe von Rhst gefallen.
Am Ahend des vierten Tages nach meinem Aufhruche von
Benl-Ulld erreichte ich die kleine Oase ‘Ain Ssra, dieselbe
Stätte, wo ich beim Antritt meiner langen Afrikanischen
Wanderung mehrere Tage zugebracht hatte, um mich auf sie
vorzubereiten. Hier ward ich mit grosser Freundlichkeit von
Herrn Reade empfangen, der mit seinem Zelte und einem hübschen
Vorrath Europäischer Bequemlichkeiten aus der Stadt
gekommen war, um mir an der Schwelle der Civilisation einen
angenehmen Empfang zu bereiten, und man kann sich
denken, dass ich empfänglich dafür war.
Nach einem angenehm zugebrachten Ahend trat ich am
folgenden Morgen meinen letzten Marsch auf Afrikanischem
Boden an, um nun meinen festlichen Einzug in Tripoli zu
halten. Wie wir uns der Stadt näherten, die ich vor
Jahren verlassen hatte und die mir nun als Eingangsthor zu
Buhe und Sicherheit erschien, wallte mein Herz vor Freude
über und nach einer so langen Reise durch öde Wüsteneien
war der Eindruck, den der reiche Pflanzenwuchs in den die
Stadt umgebenden Gärten auf mein Gemüth machte, ausserordentlich;
jedoch bei weitem grösser war noch die Wirkung
des Anblickes der unermesslichen Oberfläche des Meeres, das
im hellen, dieser mittleren Zone eigenthüinlichen Sonnenschein
im dunkelsten Blau sich entfaltete. Es war das prächtige,
vielgegliederte Binnenmeer der alten Welt, die Wiege Europäischer
Bildung, das von früher Zeit an der Gegenstand
meiner wärmsten Sehnsucht und meines eifrigsten Forschens
gewesen war, und wie ich in Sicherheit und wohlbehalten
seinen Saum betrat, fühlte ich mich von solcher Dankbarkeit
gegen die göttliche Vorsehung erfüllt, dass ich nahe daran
war, von meinem Pferde abzusteigen, um am Gestade
des Meeres dem Allmächtigen ein Dankgebet darzubringen,
der mich mit so sichtlicher Gnade durch alle die Gefahren
hindurchgeführt hatte, die meinen Pfad umgaben, sowohl
von fanatischen Menschen, als von einem ungesunden Klima.
• Es war gerade Markttag und der offene Platz, der die
Meschiah von der Stadt trennt, war voll Leben und Rührigkeit
Aber wie hier die Künste des Friedens vertreten
waren, so fehlte auch selbst nicht das Schaugepränge des
Krieges; denn die Soldaten, die ganz vor Kurzem von Europa
angekommen waren, um den Aufstand zu unterdrücken,
wurden nahe am Meeresgestade gemustert, um die Eingeborenen
einzuschüchtern, und ich bemerkte unter ihnen eine
grosse Menge wohlgewachsener, kräftiger Leute, die da geeignet
schienen, den ungeheuren Länderkreis des Osmamschen
Reiches trotz der Fehler der Regierung und der Oberen
eine Zeit lang zusammenzuhalten. Alles zusammen bildete
ein überaus bewegtes, tief ergreifendes Schauspiel: das dichte
Menschengewoge in den verschiedensten Charakteren und
Gruppirungen, das dunkelblaue, weit offene Meer mit seinen
Schiffen, der dichte Saum des Palmenwaldes rings umher,
flftnn die schneeweiss getünchten Mauern der Stadt, Alles beleuchtet
und erwärmt vom glänzendsten Sonnenschein. So
ritt ich dahin, bis in das Innerste meiner Seele erschüttert,
und betrat die Stadt Der General-Konsul, 'Colonel
Herman, war abwesend, aber ich ward in seiner schönen,
von Warrington erbauten Wohnung einquartiert' und von
allen früheren Freunden höchst liebreich und theilnehmend
aufgenommen.
Ich blieb 4 Tage in Tripoli und schiffte mich dann auf
dem Türkischen Regierungsdampfschiff ein, das die Truppen
gebracht hatte und nun nach Malta zurückkehrte. Die Fahrt
war schön und schnell, und selbst die beiden Afrikanischen
Freigelassenen, A'bbega und D^rregu, die ich mit naqb
Europa nahm, um bei ferneren Unternehmungen in jenem
abgeschlossenen Binnenlande hilfreich zu sein, hatten nur