
des Kehlkopfs auf diese Art fest, so lässt sich den Stimmbändern
jede beliebige und genau messbare Spannung durch Anziehen an
der vordem von der Crrtilago thyreoidea gebildeten Wand
geben. Hiebei ist es nützlich, um eitlen Widerstand von Seiten
der Befestigung der Cartilago thyreoidea nrt die Gartilago cricoi-
dea aufzubeben, vorsichtig diese ganze Befestigung zu trennen.
Durch eine än den Winkel des Schildknorpels dicht übet der
Insertion der Stimmbänder angeheftete Schnur kann man nun
den Schildknorpel änziehen und die Entfernung der vordem beweglichen
Wand von der hintern festen Wand des Kehlkopfs so
weit vergrössern, als die Stimmbänder zwischen beiden Wänden
es zulassen; in dem MaasS als dies geschieht, werden die Stimmbänder
gespannt. Die feiné Schnur leite ich über eine Rolle
und verbinde mit ihr eine Waagschale; durch Einlegen von Gewichten
in die Schale kann , ich die Spannung der Stimmbänder
genau messbar verändern. Da der Kehldeckel, die oberen Stimmbänder
und Ventriculi Morgagni, die Santoriniscbeh Knorpel, die
Ligamenta ary-epiglöttica und selbst der obere Theil des Schildknorpels
bis an die Insertio.nsstelle der Stimmbänder zum Tön-
angeben nicht wesentlich nöthig sind, so schneide ich alle diese
Theile bis dicht über die unteren Stimmbänder weg, um beès'er
die Stimmbänder beim Tonen und Schwingen, so wie' die Stimmritze
beobachten zu können. Es ist ohnehin nöthig, zuerst dasjenige
kennen zu lernen-, was allein dufch dié unteren Stimmbänder
bewirkt werden kann ; später soll der Einfluss ■' der obern
Kehlkopfhöhle über den unteren Stimmbändern untersucht werden.
In dem Luftröhrenstück steckt ein Rohr von Holz zum
Anblasen. Die Versuche sind von mir mittelst dieser Vorrichtung
öfter wiederholt worden. Die Thatsachen, die dabei beobachtet
wurden,' sind folgende.
I. Die unteren Stimmbänder geben bei enger Stimmritze volle
und reine Töne beim Anspruch durch Blasen von der Luftröhre
aus. Diese Töne kommen den Tönen der menschlichen Stimme
sehr nabe, und haben eine grosse Aehnlicbkeit mit den Tönen,
welche sich an nassen, aus elastischer Artefienhäüt gebildeten,
auf das Ende eines Rohrs aufgespannten Bändern durch Blasen
hervorbringen lassen. Der beste künstliche Kehlkopf wird
auf die eben angegebene Weise gebildet. Nasse Bänder von elastischer
Arterienhaut bestehen aus demselben G«webe wie die
Stimmbänder selbst, und haben dieselben physicalischen Eigenschaften.
Man kann ihnen andere trockene Bândér von Kaut-
scbuck suhstituiren, die Töne 'sind nicht sehr verschieden. Die
Bänder werden an zwei Enden gespannt, schliessen aber sonst
das Ende der Röhre bis auf die Stimmritze. Nasse elastische
Bänder haben den Vorzug vor den Kautscbuckbändefn, weil jene
wie das menschliche Stimmorgan, auch noch wenn die Bänder
sehr klein sind, gute Töne geben, so dass der Unterschied wegfällt,
welchen Cagn.iard la T our (M agendie, Physiol.) zwischen
den'Kautschuckbändern und Stimmbändern beobachtete.
II. Diese Tone unterscheiden sich von denjenigen, welche man
erhält, wenn die Ventriculi Morgagni, die oberen Stimmbänder und
der Kehldeckel noch vorhanden sind, dass sie weniger stark sind,
indem diese Theile sonst beim Anspruch, so wie die hintere Wand
der Luftröhre, stark mitschwingen und resonniren.
III. Am leichtesten und jedesmal sprechen die Stimmbänder an,
wenn der hintere Theil der Stimmritze zwischen den Cartilagines
arytenoideae geschlossen ist. Doch ist diess nicht absolut nothwen-
dig, und öfter, aber nicht jedesmal, spricht die Stimme auch bei
„anz offener Stimmritze an, wenn die Oeffnung nur eng genug ist.
In dieser Hinsicht muss ich Magendie und Malgaigne einigermaßen
widersprechen. Aber diese Töne sind schwer hervorzubringen
und schwächer.
IV. Haben die Stimmbänder eine gleichbleibende Spannung, so
bleibt sich der Ton in der Höhe gleich, mag der hintere Theil der
Stimmritze offen seyn oder nicht; doch ist es nöthig, dass dieVer-
schliessung des hintern Theils der Stimmritze durch Aneinanderpressen
der Cartilagines arytenoideae durchaus nicht weiter als
bis zur Insertionsstelle der Stimmbänder gehe. Man sieht hieraus
schon deutlich, dass die Stimmbänder es sind, deren Schwingungen,
den Ton bestimmen, und dass nicht die Luft, indem sie
durch die Stimmritze durchgepresst wird, das primitiv Schwingende
ist. Denn sonst müsste der Ton bei einer Stimmritze von
ganzer Länge viel tiefer seyn, als bei einer Stimmritze von der
Länge der Stimmbänder.
' V. Schliesst der hintere Theil der Stimmritze zwischen den
Cartilagines arytenoideae nicht ganz, so dass die Vocalfortsätze an
den Basen der Cartilagines arytenoideae zwar Sich berühren, aber
ganz hinten eine kleine Oeffnung übrig bleibt, so entsteht durch letztere
kein zweiter Ton, zuweilen brodelt nur die Luft durch die
enge Oeffnung zwischen den Knorpeln und der sie verbindenden
häutigen Wand durch. v
VI. Bei gleicher Spannung der Stimmbänder hat die grössere
oder geringere Enge der Stimmritze keinen wesentlichen Einfluss auf
die Höhe des Tons. Der Ton spricht nur schwer an, wenn die
Stimmritze weiter ist, und ist weniger klangvoll, indem man zugleich
das Geräusch des Durchströmens der Luft vernimmt.
Diess verhält sich ganz so wie am künstlichen Kehlkopf von
Kautschuckbändern. Siehe oben p. 152. Hiebei zeigt sich zum
zweitenmal, dass die Luft nicht das primitiv Schwingende seyn
kann (wie nach der Theorie von D odart und L iscovius, nach
welcher die Bänder bloss mitschwingen sollen); denn sonst müsste
die Tiefe des Tons mit der Weite der Stimmritze zunehmen.
Die Stimmbänder verhalten sich also in dieser Hinsicht gleich wie
die membranösen und metallischen Zungen, bei welchen eine weitere
Oeffnung nur den Anspruch erschwert, nicht aber die Höhe
des Tons verändert. Siehe oben p, 145. Dass eine weitere
Stimmritze nicht tiefere Töne bedinge, hat F errein schon richtig
beobachtet.
VII. Sind die Stimmbänder ungleich gespannt, so geben sie in
der Regel doch nur einen Ton, und nur in seltenen Fällen zwei Töne
an. Hier. verhalten sich die Stimmbänder auch wieder wie die
Kautscbuckhähder am künstlichen Kehlkopf, Siehe oben p. 153.