
b. Aggregate der einfachen Augen.
So kann man die Sehorgane einiger Thiere nennen, welche aus
der Aggregation einer grossem Anzahl von einfachen Augen zu einer
Masse entstehen, in welchen aber jedes' einzelne Auge die Stfuc-
tur der einfachen Augen der Spinnen und Mollusken hat, oder
nach dem Princip der Augen der höheren Thiere gebildet ist. Ich
fand solche Augen hei einigen Insecten und Crustaceen; unter den
Insecten kommen sie hei den Julus vor, unter den Crustaceen
bei einigen Asseln, z. B. Cymothoa. Man sieht bei diesen Tbic-
ren auf der Oberfläche des Auges eine Anzahl Convexitäten, welche
den einzelnen Augen entsprechen. Gegen 40 Augen können
zu einem solchen Aggregate vereinigt seyn. Hinter jeder convexen
Cornea findet sich eine rundliche Linse, und hinter dieser
ein rundlicher Glaskörper, welcher von der Retina und Choroidea
umgehen ist. Die Aggregate der einfachen Augen bilden den
Ueberg ang zu derjenigen Art der musivisch zusammengesetzten
Augen, welche Linsen neben kegelförmigen Körpern enthalten.
D. A u g e d e s M e n s c h e n u n d d e r W i r b e i t h i e r e. '
Es ist hier nicht der Ort, von der Structur der einzelnen
Tlieile des Auges zu handeln, und in die allgemeine Anatomie des
Auges einzugehen. Was hier mitgetheilt wird, betrifft nur die
hauptsächlichsten, für die Optik selbst wichtigsten Structurver-
hältnissC des Auges und die wesentlichtsen Unterschiede, welche
das Auge in den verschiedenen Thiejclassen därbietet.
Umgehungen des Auges. Augenlieder.* Die Augenlieder fehlen
entweder ganz, und es geht die Haut einfach Über das Äuge weg,
wie bei manchen Fischen und mehreren nackten Amphibien , z. B.
den Proteideen und der Pipa, oder die Haut bildet Äugenfleder,
die entweder einfach oder doppelt sind, oder gar zu einem cir-
kelförmigen Gürtel mit centraler Oeffnung sich verbinden, wie
beim Chamaeleon. Zu den gewöhnlichen Augenliedern gesellt sich
bei mehreren Thieren die Membrana nictitans,' Nickhaut, die schon
bei Säugethieren spurweise angedeutet, bei den Vögeln und beschuppten
Amphibien in grösster Entwicklung erscheint, und unter
den Fischen in geringerer Ausbildung wieder bei mehreren
Haifischen auftritt. Bei den Vögeln kann die durchscheinende
Haut von der innern Seite des Auges über den vordem Umfang,
vermöge eines eigentümlichen vom Nervus abducehs
abhängigen Muskelapparates, herübergezogen werden. Unter den
Haifischen kömmt sie den Gattungen Carcbarias und Galeus und
mehreren anderen verwandten zu, fehlt dagegen bei den Gattungen
Scyllium, Lamna, Selaehe, Alopecia«, Notidanus, Spinax, Cen-
trina, Scymnus ’und vielen anderen.
Eine verwandte Bildung ist eine brillenartige, durchsichtige
Stelle im untern Augenliede einiger Eidechsen, wie mehrerer
Scincoiden, welche über das Auge weggezogen werden
kann, und der Cornea entsprechend, das Sehen nicht hindert.
Ganz eigenthümlich ist hinwieder die unbewegliche Capsel vor
dem Auge der Schlangen.. Bei diesen Thieren werden die Augen-
licder durch eine vor dem Auge liegende durchsichtige Capsel ersetzt,
welche mit dem Rande rundum an der Haut angewachsen, und
eine verdünnte Fortsetzung der Haut ist. Sie besteht aus drei
Lamellen; einer äussersten, Fortsetzung der Epidermis, welche
daher beim Häuten mit abgeworfen wird, einer mittlern, Fortsetzung
der Cutis, und einer innersten, welche der Conjunctiva
palpebrarum entspricht, und in die Conjunctiva bulbi oculi sich
wie gewöhnlich umschlägt. Zwischen dieser Capsel und dem vordem
Umfang des Auges ist ein hohler Raum, in welchen die
Thränen gelangen, ,die durch den Thränengang wie gewöhnlich
abfliessen können. Diese Bildung ist von Cloquet zuerst bei den
Schlangen entdeckt, sie findet sich selbst bei den Schlängen, deren
Augen von dicker Haut bedeckt sind,, ; wie bei den Amphis-
baenen u. A., und ich habe sie auch bei einem Säugetiere Spalax
typhlus gefunden, dessen Augen von der, dicken behaarten
Haut bedeckt scheinen, unter welcher jedoch die Conjunctiva ein
Säckchen bildet. Unter den Eidechsen, welche sonst Augenliedcr
haben, zeigen, wie ich gefunden, die Geckonen die merkwürdige
Eigenthümlichkeit, dass ihre Augen dieselbe durchsichtige
Capsel, wie die Augen der Schlangen besitzen.
Die Thränenwerkzeuge fehlen den Cetaceen unter den Säugethieren,
ferner den nackten Amphibien und den Fischen.
Augenhäute. Anlangend das Auge selbst, so zeigt die Sclero-
tica eine Tendenz zur Verknorpelung und Verknöcherung bei vielen
Thieren. Bei den Vögeln., Schildkröten, Eidechsen befindet
sich in. ihrem vordem Theil um die Cornea her ein Ring, von
dachziegelförmig sich deckenden,, oder auch nebeneinander liegenden
Knochenblättchen, und die Sclerotica der Fische enthält meist
zwei grosse Knorpelscbaleu. Die Choroidea ist bei den 1 liieren
in zwei Blätter, die eigentliche Choroidea und die innere Membrana
Ruyscliiana trennbar, bei den Fischen ist das äussere
Blatt meist silberfarben (argentea), das innere mit dem Pigment
bedeckt. Zwischen beiden liegt hinten um die Eintrittsstelle des
Sehnerven ein hufeisenförmiger blutreicher Körper, die Glandula
choroidalis. Der Orbiculus ciliaris beim Menschen und
den Säugethieren fibrös, scheint bei den Vögeln musculös. Die
innere Fläche der Choroidea wird bei allen Thieren von der
Membrana pigmenti bedeckt, welche aus flachen, oft sechseckigen,
die Pigmentkügelchen enthaltenden Zellen zusammengesetzt wird.
Bei den Kakerlaken oder Albinos fehlt in den Pigmentzellen das
Pigment. Bei mehreren Thieren fehlt es regelmässig an gewissen
Stellen des Auges, die entweder weiss oder metallgläuzend erscheinen,
Tapetum. Das Tapetum der wiederkäuenden Thiere (im hintern
äussern Theil des Auges) bat zwar auch die Zellen des; Pigmentes,
aber das Pigment fehlt darin. Diese metallglänzenden Farben
scheinen durch die Structur der Choroidea, vermöge der Intorte-
renz, und nicht durch materielle Färbe erzeugt, und verschwinden
daher beim Trocknen. Das ganz weissc Tapetum der reissenden
Thiere, welches auf dem Grunde ihres Auges eine dreieckige,