
n;clit vorstellenden Theil des Organismus naher untersuchen,
müssen wir erst noch einige Betrachtungen vorausschicken, und
zwar über die organischen Elemente des ganzen Organismus und
auch des Gehirns und über die Monaden im Sinne der philosophischen
Schule.
a. U r t k e i l c h e n d e r o r g a n i s c h e n K ö r p e r , M o n a d e n im S i n n e
d e r P h y s i o l o g e n .
Die Elemente der Organisation des Gehirns oder Seelenorgans
entstehen, wie alle Elementartheile des thierischen Körpers
ursprünglich aus Zellen, und alle Zellen entstehen aus der Ur-
zelle, dem Keime, welcher' die Kraft des Ganzen enthält. Die
secundären Zellen, aus welchen Muskelfasern, Nervenfasern, Zellgewebefasern,
Sehnenfasern, Knorpel u. s. w., kurz alle Gewe-
betheile sich theils durch Verschmelzung mehrerer Zellen, theils
durch Verlängerung der Zellen in Fäden bilden, unterscheiden
sich in Hinsicht ihrer Productionskraft von der Urzelle dadurch,
dass diese implicite den Grund zur Erzeugung aller secundären
Zellen, d. h. des Ganzen (explicite) enthält, die secundären Zellen
oder Gewebe aber nur ihres Gleichen erzeugen. Die Knorpelzelle
erzeugt innerhalb des ganzen Organismus in sich und um sich
her neue Kmorpelzellen, die Hornzelle neue Hornzellen, die Muskelfasern
nur Muskelfasern, die Nervenfasern nur Nervenfasern. Begreiflicher
Weise kann daher ein Ganzes als Urzelle oder Keim
nur wieder hervorgehen durch das Zusammenwirken aller verschiedenen
Zellen,’oder dadurch, dass die Kraft des Ganzen sich
durch alle verschiedenen Gewebetheile gleich und ganz erhält und
sie beherrscht. Der ganze Organismus besteht aber aus einem
System sich einander zu einem Ganzen ergänzenden, bis auf einen
gewissen Grad selbständigen Theilchen, mit der Fähigkeit ihres
Gleichen zu erzeugen, gleichsam secundären Monaden, insofern
sie ihren Grund in der Urmonade des Keims haben, und zusammen
wieder die Urmonade oder die Keimzelle aber explicite vorstellen.
Die verschiedenen Monaden in diesem Ganzen haben
durch ihre Structur und Materie verschiedene Kräfte, der Bewegung,
Empfindung, Ernährung, Absonderung, oder es kommen
verschiedene Naturkräfte an ihnen durch ihre Structur zum Vorschein.
1 So wird auch das Gehirn durch die Structur und Wechselwirkung
seiner Theilchen, als eine Masse von gleichsam dele-
girten Zellen (Ganglienkörperchen), und aus Zellen entstandenen
Fasern Organ der Vorstellungen, wie die Muskelzellen und Muskelfasern
Organ der Bewegung. Man darf sich aber hier nicht
vorstellen, dass die Seele selbst hierdurch aus Theilchen zusammengesetzt
würde. Die Vermehrung dieser Elemente hat nicht
auf die Masse des Vorgestellten, sondern auf die Schärfe, Klarheit
und Combination der Vorstellungen Einfluss, wie denn auch
der Verlust von Hirnsubstanz bei Kopfverletzungen nicht Massen
von Vorstellungen wegnimmt, sondern die Klarheit und Schärfe
der Vorstellungen aufhebt und betäubt. Aber von den verschiedenen
Regionen des Gehirns, von welchen Sinneswirkungen der
Nerven sich verbreiten, treten verschiedene Vorstellungen zugleic i
im Sensoriüm auf. Wie nun die wirksamen Theilchen des Gehirns
der Urform nach eins, mit allen übrigen Organtheilchen eins und
aus Zellen entstanden, mittelst ihrer Zustände bei den Vorstellungen
auf die monadenärtigen Organtheilchen des Körpers un
diese auf jene wirken müssen, ist zwar leicht einzuse en. age-
gegen bleibt die Wirkung und Wechselwirkung dieser Theilchen
heim Vorstellen seihst vollends unklär. . . .
Ich muss ausdrücklich bemerken, dass ich hier unter Monaden
keine Atome, sondern die organisirten vergänglichen Urtbeil-
chen verstehe, aus welchen, nach der wichtigen Entdeckung von
Schwann, ursprünglich alle organischen Gewebe bestehen, und
welche im Dienste der erschaffenden Kraft des Keims, an Materie
und Kräften verschieden, so weit selbstständig sind, als sie innerhalb
des Ganzen und beherrscht von der Kraft des Ganzeu, ihres
Gleichen in sich und ausser sich erzeugen, ja selbst vom Ganzen
getrennt noch einige Zeit ihre Wirkung fortsetzen, aber auch
auf einander wirken, ja häufig genug unter einander zu zusammengesetzten
Gebilden gleicher Kraft verschmelzen (Nervenfaser,
Muskelfaser). Mayer hat das Verdienst schon vor längerer Zeit,
ehe an die Beobachtung der ursprünglich gleichen Gewebestructur
gedacht werden konnte, in seinen Supplementen, die Idee wirksamer
organischer Urtheilcheq, organischer Monaden ausgesprochen
zu haben. Mir schwebte eine ähnliche Vorstellung vor, als ich im
ersten Theil dieses Werkes 1833 p, 365 die Regeneration der zer-
stüekten Polypen und Planarien, und die Doppelbildung durch lhei-
lung des Keimes zu erklären suchte. P urkinje wurde ebenfalls
durch seine Untersuchungen über die Structur auf die Idee von
selbstständig wirkenden Ürtheilohen im Dienst des Organismus
geleitet. Das Material für die allgemeine Theorie der organischen
Wesen liefert Schwanes Schrift Mikroskopische Untersuchungen
über die Uebereinstimmung in der Structur und im Wachsthum der
Thiere und Pflanzen, Berlin 1838. 8,
b. M o n a d e n im S i n n e d e r p h i l o s o p h i s c h e n At omi s t i k .
Der Sinn, in welchem hier von organischen Monaden gesprochen
worden, ist sehr verschieden von dem Sinne der Monaden
in H erbart’s Lehre von der Seele und Materie. Nach H erbart
[Lehrbuch z u r Psychologie P. 122—133.) ist die Seele ein einfaches
Wesen, ohne Theile, ohne räumliche Ausdehnung, ohne irgend
eine Vielheit in sieh, eine Monade, die Materie selbst besteht aus
unräumlichen einfachen, wirksamen Wesen, Monaden (Atomej,
welche im Raume sind, ohne ein Continuum zu bilden, im Gleichgewicht
gegenseitiger Attraction und Repulsion sind, und dadurch
die Erscheinung einer räumlichen Existenz zur Folge haben. Undurchdringlich
ist jede Materie nur für diejenigen Wesen, welche
das in ihr vorhandene Gleichgewicht der Attraction und Repulsion
nicht abzuändern vermögen. Jeder - organische Körper ist ein
System von Monaden, in denen ein System innerer Zustände vorhanden
ist, welche erst in einer gegenseitigen Wechselwirkung