
dehnt; er verstreiclit. Der Antagonismus der Schläuche und der
Spbiöcteren ist offenbar weniger in den musculösen Apparaten,
als in der Art der Nervenwirkung auf beide begründet. Diese
ist die Ursache, dass der Muttermund, der Sphincter vesicae anhaltend
geschlossen ist, widmend sich die Bewegungen der Schläuche
periodisch (beim Uterus in der Form der Wehen, bei der
Urinblase als Harndrang) verstärken. Eine Polarität zwischen
Fundus und Cervix uter'i mit Reil (Reil’s Archio 7.) anzunehmen,
macht die Sache nicht deutlicher. Die Ausdehnung der Sphincte-
ren scheint grösstentheils in Folge des Druckes zu erfolgen, der
Muttermund dehnt sich dem zu Folge aus, verstreicht, wie der
Sphincter ani beim Drucke der Excremente von oben verstreicht.
Nach dem Austreiben des Inhaltes ziehen sich Schlauch und
Sphincter wieder allmählig zusammen. Diese Zusammenziehung
scheint an den Sphincteren auch wieder ohne Periodus, an den
Sehläuchen periodisch verstärkt zu erfolgen; die Ndfcliwehen nach
der Geburt sind der Ausdruck dieser, rhythmischen Contractlonen.
Die letzte Ursache der rhythmischen Contractionen der organischen
Muskeln liegt in der -'Art der Wechselwirkung zwischen
den Muskeln und den sympathischen Nerven,- nicht den
Centralorganen. Hierin liegt ein wesentlicher Unterschied dieser
automatischen Bewegungen von den automatischen Bewegungen
der animalischen Muskeln. Das Herz setzt seine rhythmischen
Bewegungen auch ausgeschnitten fort; sie hängen nicht vomReize
des Blutes ab, denn sie erfolgen noch eben so regelmässig am
blutleeren Herzen; sie hängen auch nicht «vom Reize der Luft
ab, denn sie setzen sich auch im luftleeren Raume fort. Dér
Darmcanal zieht sich auch ausgeschnitten noch peristaltisch zusammen,
und an dem ausgeschnittenen Eierleiter einer Schildkröte
hat man diese Bewegungen bis zum Austreiben der Eier
erfolgen sehen.
Dass die in der Muskelsubstanz sich verbreitenden organischen
Nerven bei diesen automatischen Bewegungen der abgeschnittenen
Theile eine Hauptrolle spielen, und das§ diese Muskeln nicht
unabhängig, von den Nerven sich rhythmisch zusammenziehen,
wie Haller einst glaubte, ergiebt sich aus den Resultaten der
früher geführten Untersuchung (p. 52.),^ wonach die Wechselwirkung
der Nerven und Muskeln zum Acte der Müskelcontractipn
überhaupt nöthig ist, ferner auch aus der Thatsache, dass auf
Reize, welche auf das Ganglion coeliacum angebracht werden
(Kali caustieum),1 sich der Modus der Zusammenziehung des Darmes
auf längere Zeit -Verändert. Die Ursache des Rhythmus
kann entweder in den Muskelfasern oder in den Nervenfasern
liegen. Liegt sie in den Muskelfasern, so wird die Einwirkung
des Nervenprincips beständig seyn, aber die Muskelfasern des
Herzens verlieren nach jeder augenblicklichen Zusammenziehung
ihre)Fähigkeit sich zusammenzuziehen, und erhalten sie durch
kurze Ruhe während ,der Einwirkung des Nervenprincips wieder.
Liegt die Ursache des.Rhythmus in den Nervenfasern, so ist die
Empfänglichkeit der Muskelfasern dauernd, und das Nervenprincip
strömt, aus in den Nerven liegenden Ursachen, nur periodisch
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auf diese ein. Die erstere Hypothese, dass das Herz jeden Augenblick,
oder 80mal in der Minute seine Empfänglichkeit für
den perennirenden Einfluss des Nervenprincips verlieren und
80mal in der Minute sie wieder gewinnen sollte, ist unwahrscheinlich
da alle übrigen Muskeln sich dauernd bewegen, wenn der
Reiz dauernd ist. Eine so schnelle Herstellung der verlornen
Reizempfänglichkeit durch blosse Ruhe ist eben so unwahrscheinlich,
da zur Herstellung der Reizempfänglichkeit der ermüdeten
Muskeln nicht bloss die Ruhe, sondern die Einwirkung
des Blutes während der Circulation nöthig ist. Das Herz setzt
aber seinen Rhythmus auch im blutleeren Zustande seiner Höhlen
und ausgeschnitten fort, wfo das arterielle Blut seine Capil-
lar°efässe nicht mehr durchströmen kann. Die erste Hypothese
ist daher unwahrscheinlich und die zweite wahrscheinlicher,
dass die Reizempfänglichkeit des Herzens dauernd, die
Wirkung des Nervenprincips in den Nerven des Herzens periodisch
ist.
Wir wollen diese, zweite Hypothese nun näher zergliedern.
Durch Wirkung auf das Ganglion coeliacum kann man die schon
erloschene Bewegung des Darmes wieder peristaltisch, also auch
rhythmisch herstellen und sehr verstärken. Dicss macht es wahrscheinlich,
dass dieses Ganglion an der Erzeugung der rhythmischen
Bewegung Antheil hat; da aber das Ganglion hei jenem
Versuche durch Kali caustieum zerstört und todt wird, die hervorgerufenen
rhythmischen Bewegungen aber lange fortdauern,
so müssen auch die dem Ganglion zunächst liegenden Theile der
im Darme sich verbreitenden Nerven jene Fähigkeit besitzen,
und sie-besitzen sie in der That, da ja seihst der blosse vom
Mesenterium abgeschnittene Darm noch seine peristaltische Bewegungskraft
in sich hat. Der Einfluss, den *das Ganglion coeliacum
auf Hervorbringung periodischer Bewegungen erweislich
hat, wird auch den in den organischen Muskeln sich verbreitenden
organischen Nervenzweigen um so mehr zukommen, als
man bei feinerer Untersuchung der Zweige des Sympathicus in
ihnen seihst noch öfter sehr kleine secundäre Anschwellungen
ohne Regelmässigkeit zerstreut findet. R etzius hat dergleichen
sehr kleine Ganglien <pi den auf den Trigeminus übergehenden
Zweigen des Sympathicus beobachtet. (Isis 1827.) Ich habe einmal
ganz kleine mit der Loupe zu beobachtende Anschwellungen
im Ramus communicans des Sympathicus und eines Dorsalnerven
beobachtet. Die von mir gefundenen Zweige des Plexus hypoga-
stricus, welche sich heim Pferde und Menschen in den hintersten
Theil der Corpora cavern&sä penis begehen, zeigen auch
weit von diesem Eintritte entfernt kleine gangliöse Anschwellungen,
beim Menschen in der Gegend des hintern Endes
der Prqstataj gleichwie heim Pferde. Bei feinerer Untersuchung
grösserer Strecken des Nervus sympathicus sieht man
nicht selten kleine, leicht zu übersehende Knötchen eingestreut,
wenn man die einzelnen Faserbündel von einander in
grösserer Länge trennt. R emak hat im Laufe der sympathischen
Nerven öfter solche kleine Anschwellungen isolirt, die man