
Bei einer zwecklosen Production verschiedener Laute prägen sich
die Bewegungen ein, welche zur Bildung jedes Geräusches nöthig
sind, und sind bereit wieder sich zu associiren, wenn einer
dieser möglichen Laute vorgesagt wird.
C. B a u cli r e d e n .
,j Eine Besondere Art der Sprache ist heim Menschen als sogenanntes
Bauchreden bekannt. Einige, wie M agevdie, halten dafür,
dass die'durch das Bauchreden hervorgebrachten Töne hur
sehr verschiedene Modificationen des Klanges sind, welche durch
das Stimmorgan hervorgebracht werden', Andere glauben, dass
in der That den beim Bauchreden angegebenen Tönen eine gemeinsame
besondere Ursache, wie z, B. das Articuliren während
der Inspiration, zu Grunde liege. Diess ist die gewöhnliche Ansicht
vom Bauchreden. Es ist nicht zu läugneo, dass sich auch
beim Einathmen articuliren lässt, obgleich diess ziemlich schwer
ist, und dass die auf diese Weise zu bildenden Töne einige Aehn-
lichkeit mit den Tönen der Bauchredner haben. Doch halte ich
diese Ansicht für nicht richtig. Denn es lässt sich viel leichter
auf eine andere Art die Sprache der Bauchredner vollkommen
nachahmen, indem man dadurch den Tönen ein ganz eigenes
Timbre ertheilt. Ich bin im Stande, durch Anwendung dieser
sogleich anzugebenden Mittel, Sehr geläufig in den Tönen der
Bauchredner zu sprechen, und ich bin überzeugt, dass die Bauchredner
sich dieses Mittels bedienen müssen. Zu diesem, Zwecke
inspirire ich tief, so dass das abwärts steigende Zwergfell die
Baucheingeweide stark nach vorwärts treibt; nicht während der
Inspiration bilde ich dieses eigentümliche Register von Tönen,
um welche es sich handelt, sondern beim Ausathmen, aber das
Ausathmen ist eigentümlich, es geschieht bei ganz enger Stimmritze
sehr langsam durch Contraction der Brustwände, während
das Zwergfell seine Stellung wie bei der Inspiration behauptet,
und der Bauch also während des Sprechens bei der Exspiration
aufgetrieben bleibt. Durch die Intonation bei ganz enger Stimmritze
und schwachem Anspruch mit den blossen Seitenwänden der
Brust, ohne die Bauchmuskeln entsteht das eigene Timbre der
Töne dieses Registers. Man kann auf diese Art Töne bilden, wie
der Ruf eines Menschen aus,weiter Ferne. Anfangs glaubt man,
weil der Bauch beim Reden angeschwollen bleil-t, das Bauchreden
geschehe bei der Inspiration; man kann sieh aber bald überzeugen,
dass man wirklich exspirirt; denn wenn inan so lange
das Bauchreden fortgesetzt, . bis man keinen Athem mehr hat,
so ist die Brust immer enger geworden und es ist, wenn kein
weiterer Ton, aus Mangel an Luft in der Windlade, mehr'möglich
ist, nun wieder eine Inspiration nöthig.
Viel es bei denjenigen, welche als Bauchredner auftrete n,, ist
blosse Täuschung anderer Sinne, als des Gehörs, z. B. das
Reden wie aus bestimmten Gegenden; wir unterscheiden überhaupt
die Richtung der Schallstrahlen sehr wenig und wenn die
Aufmerksamkeit des Hörenden auf eine Gegend gelenkt wird, so
ist die Vorstellung sogleich bereit, das Gehörte an einen bestimmten
Ort zu versetzen.
D, F e h l e r h a f t e S p r a c h e .
Die richtige Aussprache setzt sowohl eine gute Bildung der
Mundhöhle voraus, als ein gutes Gehör. Die Unvollkommenheiten
der Sprache entstehen aus dem Mangel des einen und andern. Die
Sprache wird mangelhaft in Beziehung auf die Bildung einzelner Laute
und zugleich näselnd, wenn ein Loch im Gaumen sich befindet;
sie wird unvollkommen beim Mangel der Zähne. Ueber die Fehler
bei den einzelnen Buchstaben siehe K empelen und S chülthess
a. a. O. Durch Ungewandtheit und Unbeweglichkeit der Zunge
entsteht das Stammeln. Die Trunkenheit bringt diesen Zustand
vorübergehend hervor, Lähmung des N. hypoglossus dauernd.
Die Sprache kann aber auch durch Mangel in der gehörigen
Folge dèr Laute unvollkommen werden, während doch die reipe
Bildung der Laute nicht aufgehoben ist, diess ist das S to tte rn .
Gute Aufklärungen über das Stottern findet man in der erwähnten
Schrift von S chulthess, Das Stottern besteht in einem
momentanen Unvermögen, einen Consonanten oder Vocal auszusprechen,
oder ihn mit vorhergehenden zu verbinden. Diess
Hinderniss kann im Anfänge oder in der Mitte der Worterein-
treten. Liegt der schwer auszusprechende Buchstabe in der Mitte
eines Wortes, so wird oft der Anfang der vorhergehenden Sylbe
oder diese mehreremal wiederholt, z, B. Zi-zi;-zi-Zitze, L l l a-
chen. Im ersten Fall fehlt es an der Verbindung des Consonanten
t mit dem vorhergegangenen Stimmjaut i; im zweiten Falt
au der Verbindung des Stimmjauts, a mit dem vorhergegangenen
Consonanten l. Das Wiederholen des vorhergehenden ist, wie
Schulthess mit Recht bemerkt, nicht da$; Wesentliche beim.Stot-
teEn, sondern nur ein. neues Anjsetzen, um. den. Ue ergang zu
finden. Ist der vorhergehende Consonant eine Explosiva, die
sich nicht anhalten lässt, so tritt leichter das Wiederholen ein,
weil sich die Explosivae b, d, g (Gamma) und p, t, k eben nicht
ad libitum, bis der VoQal folgt, verlängern lassen. Ist der-vorhergehende
Consonant aber eine Continua, welche sich ad hbitum
verlängern lässt, z. B. m, n, ng, f , %, sch, r, l, s, so ist die ïe-
derholung nicht gerade nothwendig, weil sich diese Conlinuae
anhalten la s s e n b is dér Vocal folgt. Beispiele; h •* a c. >
|—lachen.. Es kömmt indess auch vor, dass, der Stotternde die
Continua wiederholt und ll l l a c h e n spricht. Zuweilen werden
uiiwillkiihrlich nicht dahin gehörende Buchstaben eingeschoben,
d, t , ng, nd und anderes. Vergl. S chulthess a. a. O. p.
S chulthess stellt die Ansicht auf, dass es keineswegs die Consonanten
seyen, deren schwierige Articulation das^Stottern be-
wirke, sondern die Stimrnlaute oder Vocale. Diese ^ emer-
kung fliesst aus einer guten Beobachtung der Natur, indessen,
geht sie, indem sie die bisherige fehlerhafte Ansicht verbesser ,
doch zu weit, denn oft ist der Vocal schon gebildet da, aber er
folgende Consonant will sich nicht damit verbinden. Ich kannte
einen jungen! Mann von ausgezeichneten mathematischen Kenntnissen,
der früher stark gestottert hatte, und wenn er seinen
Namen äussprach, leicht T e — tessot statt T essot sagte. Auch.
JHüller's Physiologie. 2r ltd. 1. * v