
der leimgebenden Gewebe (Zellgewebe, fibröses Gewebe, Knorpelgewebe).
Es kann durch Kochen in Leina aufgelöst werden,
Eigenschaften des Leims Bel. I. p. 128. Hiedurch unterscheiden
sich die ZellgcAvebefasern durchaus von den Muskelfasern,, welche
in die Classe der eiweissarLigen Körper gehören. Das Zellgewebe
hat auch mit dem fibrösen Gewebe, Knorpelgewebe und auch
mitdem elastischen Gewebe (welchesbcim Kochen keinen Leimgiebt)
das Verhalten gegen das rothe Cyaneisenkalium gemein. ' Seine
essigsaure Auflösung wird nämlich durch Zusatz von rothem Gyan-
eisenkalium nicht getrübt, wahrend die essigsaure Auflösung der
eiweissartigen Körper, und also auch des Muskelgewebes, von rothem
Cvaneisenkaliurn getrübt wird. Das chemische Verhalten
des Zellgewebes ist oft zur Erkenntniss des Zellgewebes von
Wichtigkeit, namentlich zur Unterscheidung des contractilen Zellgewebes
von derjenigen Classe der Muskelfasern, welche gleichförmige
und nicht varicöse Fäden bilden. Doch fehlt auch im letzten
Fall z, B. an den nicht varicösen Muskelfasern 'des Uterus, der
Iris, des Darmkanals, immer die characteristische geschwungene
oder wellenförmige Lage der Zellgewebefasern.
Die Contractilität des dem Zellgewebes, vergleichbaren Ge-
bes ist schon seit langer Zeit bekannt; aber man hat diese Erscheinung
an gewissen Theilen/ oft mit der Musculareontraction
verwechselt, und da eine so geringe Veränderung des Durchmessers,
als sie diese Art der Contraction bewirkt, leicht übersehen
werden kann und schwer zu beweisen ist, so ist diese Erscheinung
von Einigen ganz vernachlässigt oder gar geläugnet worden.
Um diese Erscheinungen zu constatiren und zu studiren,
geht man am zweckmässigsten von denjenigen Theilen aus, wo sie
am auffallendsten sind, und wo eine genaue mikroskopische und
chemische Sonderung der Gewebe möglich ist. Am auffallendsten
ist die Erscheinung an der Tunica dartos des Hodensacks, die
wegen ihrer lebhaften Contractilität, die sie am häufigsten gegen
Kälte äussert, den Namen der Fleischhaut sich erworben hat.
Die Structur derselben und ihre Stellung im Systeme der Gewebe
ist neuerlich von Jordan (Mujeller’s Archiv. 1834.) aufgeklärt
worden.
Das Folgende ist ein Auszug dieser Untersuchungen. An
der Stelle, wo an der äussern Fläche des Hodensacks oben die
Falten ihren Anfang nehmen, verändert auch das: ■Unterbautzellgewebe
sein Ansehen und seine Structur; die Fetlzellen, welche
am Mons Veneris noch in reichlicher Menge vorhanden sind, hören
plötzlich auf, und statt ihrer erscheint bei kräftigen Menschen,
deren Hodensack apch stark gerunzelt ist, ein*röthliche&
faseriges Gewebe* Die Fasern sind dehnbar und elastisch, und
zu dünneren und diese zu dickeren Bündeln vereinigt, welche
sämmtlich ihre Eichtling von oben nach unten nehmen, also rechtwinklig
gegen dié.Falten der äussern Haut gestellt sind, mit
welcher sie so innig Zusammenhängen, dass sie nur mit grosser
Mühe und Vorsicht davon appräparirt werden können. Diese
Bündel laufen aber nicht vollkommen parallel neben einander,
sondern auastomosiren vielfach, indem von einem Bündel Par-
3. Muskellewegung.
tien abgeben und sich an d a s benachbarte Bündel anlegen, wodurch
viele Maschen gebildet werden, die sämmtlich ihren längsten
Durchmesser von oben nach unten haben und ein sehr dichtes
und festes netzförmiges Gewebe zusammensetzen. So wie die
Falten der äussern Haut; so ist auch dieses Gewebe an der vordem
Seite des Hodensacks am deutlichsten, an der hintern meist
gar nicht wahrzunehmen; man findet dasselbe schon bei kleinen
Kindern und Neugebornen. Auch unter der äussern Haut des
Penis zeigen sich ähnliche röthliche Fasern, die aber hier ein unregelmässigeres
und viel dünneres Gewebe bilden. Ausser den
beschriebenen Fasern finden sich in diesem Gewebe noch viele
lange, dünne, gelbliche, - sehr elastische und wenig verzweigte, abwärts
laufende Cylinder. Diese sind, wie sich Jordan durch In-
jectionen überzeugt hat, Arterien, an der vordem Seite des Scro-
tum Aeste der A. pudenda externa, an der hintern Seite des
Scrotum der A. scrotales posteriores. Zwischen der, äussern
Haut und der ,Tunica dartps fand Jordan kein verbindendes
Zellgewebe, sondern die Faserbündel dieser hängen unmittelbar
und sehr innig mit jener zusammen; die Cutis muss daher immer
den Bewegungen der innern Haut folgen. Dagegen befindet sich
zwischen der innern Fläche der Tunica dartos und den darunter
liegenden Gebilden, dem Cremaster nämlich und der Tunica vaginalis
communis, ein so lockeres Zellgewebe, dass, wie Jordan
aus Versuchen an Leichnamen und lebenden Thieren gesehen
hat, der Hode'mit,seinen Scheidenhäuten durch den Cremaster
in die Höhe gezogen werden kann, während der untere Theil
des Ipodensacks leer bleibt.
Die Bündel, aus denen die Tunica dartos besteht, lassen
sich in äusserst feine elastische Fasern auseinander ziehen. Diese
Primitivfasern erscheinen unter dem zusammengesetzten Mikroskope
als ihrer ganzen Länge nach gleich dicke,- geschlängelte
Cylinder, deren Durchmesser nach den von Jordan augestellten
Messungen zwischen 0,0005 — 0,0009 Engl. Lin. variirt, und im
Mittel 0,0007 Engl. Lin. beträgt. Ebenso fand Jordan den Durchmesser
der geschlängelten Primitivfasern des Zellgewebes in anderen
Theilen =0,0005 — 0,0009, in der Mehrzahl = 0,0007
Engl. Lin. Die varikösen Muskelfasern, wie sie in den willkühr-
lichen Muskeln und im Herzen Vorkommen, betragen nach
S chwann’s genauen mit demselben Mikrometer angestellten Untersuchungen
weniger im Durchmesser, nämlich im Mittel 0,0004
Engl. Lin. Die nicht varikösen cylindrischen Muskelfasern, wie
sie im Darmkanal, Uterus des Menschen und der Thiere, und
in der Iris Vorkommen, weichen im Durchmesser auch von den
Zellgewebefasern ab, Die Primitivmuskelfasern des Dickdarms
betragen nach S chwann’s Messungen 0,0007 — 0,0014 — 0,0013,
sind also stärker als die Fasern des Zellgewebes und der Tunica
dartos. Die Primitivfasern in der Iris des Schwe‘ns fand S chwann
sehr fein, 0,0002 — 0;0003 Engl. Lin.; sie sind also feiner als die
Fasern des Zellgewebes und der Tunica dartoä. Aber abgesehen
von dem Durchmesser der Fasern gleichen die Fasern der Tu-
nica dartos durch ihr geschwungenes Ansehen und durch ihre