
quaten und ganz willkürlichen Zeichen verbunden, so treten sie
in Folge der' später zu erläuternden Gesetze der Association in
wechselseitige Verbindung, und es wird dann später jedesmal die
Vorstellung des sinnlichen Gegenstandes hervorgerufen, so oft die
Vorstellung des Zeichens eintritt und umgekehrt. Hierauf beruht
die Verständigung durch die Sprache, Notenschrift und dergl.
Reihen von Zeichen rufen hier ganze Reihen von Vorstellungen
sinnlicher Gegenstände hervor.
2. Begriffsvorstellungen. Begriffe.
Jede Vorstellung von dem Allgemeinen in mehreren Vorstel-
lungen enthaltenen oder mehrere Vorstellungen umfassenden, ist
ein Begriff. Die einfachsten Begriffsvorstellungen stehen den Einzelheiten
noch so nahe, dass sie sich nur durch die Empfindungen
selbst näher bezeichnen lassen, wie das Blaue, das Rothe, der aus
vielen blauen, rothen Einzelheiten abstrahirte Begriff des Blauen,
Rothen, die Vorstellung der Farbe, die sich doch nur als das
Gleiche bei verschiedenen Empfindungen bestimmen lässt. Auch
die allgemeinen Verstandesbegriffe, verknüpfen sich mit Zeichen,
und ihre Vorstellungen wiederholen sich mit den Zeichen. Bei
diesen allgemeinen Begriffen trifft es sich oft, dass die mit ihren
Zeichen gewöhnlich populär verknüpften Vorstellungen nicht der
wahren tiefem Bedeutung dieser Begriffe vollkommen entsprechen.
Davon rührt es dann her, dass viele Menschen statt mit
wahren Begriffen, vielmehr wie mati sagt, mit Worten denken,
und dass es in einigen Sprachen oft so schwer ist, gewisse tiefere
und nach wahren Begriffen gedachte Vorstellungen wiederzugeben.
3: Process des Vorstellens, Association der Vorstellungen«
Jede Vorstellung, welche in der Seele entsteht, behält nur
für einen gewissen und sehr kurzen Zeitraum ihre Lebhaftigkeit;
sehr bald wird sie von anderen Vorstellungen; die ihr an Lebhaftigkeit
zuvorkommen; verdrängt und diese, erfahren dasselbe
Schicksal. Einè auf diese Weise verdrängte Vorstellung ist nicht
mehr bewusst, und es können immer nur eine oder mehrere untereinander'
verbundene Vorstellungen bewusst seyn. Bei den
Sinnesempfindungen beobachtet man etwas Aelinliches. Von mehreren
zugleich stattfindenden Einwirkungen auf verschiedene Sinne
wird oft nur diejenige bewusst, auf welche sich die Seele fixirt,
und zuweilen bleiben alle Sinneseindrücke unbewusst, wenn die
Seele mit einer, den Sinneseindrücken fremden Vorstellung beschäftigt
ist. -
Die einmal dagewesenen Vorstellungen sind aber der Seele
nicht verloren, sie treten unter gewissen Bedingungen mit ihrer
ganzen Lebhaftigkeit wieder ein und werden wieder bewusst.
Es fragt sicbj ob das Bewusstseyn zu dem die Vorstellungen
kommen, von der Vorstellung selbst verschieden ist, und ob die
Vorstellungen davon gleichsam erleuchtet und hernach wieder
verdunkelt werden, wenn sie dem Bewusstseyn entfallen, oder ob.
die lebhafteste Vorstellung vielmehr nur die bewusste Vorstellung
ist. Wir können uns aber ein blosses und von den Vorstellungen
isolirtes Bewusstseyn schwer denken, auch das Selbsthewusstseyn
ist Bewusstseyn einer Vorstellung. Die Annahme, dass das Bewusstseyn
die lebhafteste, d. h. die wirkliche Vorstellung ist,
scheint zur Erklärung der Erscheinungen zu genügen. Der Process
des Vorstellens wird dadurch zu einem einfachem Vorgang,
bei dem es nur darauf ankommt die'Gesetze zu erkennen, nach
welchen die Vorstellungen lebhaft oder bewusst oder wirklich
werden, und aus dem Chaos der möglichen Vorstellungen hervoi-
treten, während bei der Annahme eines von den Vorstellungen
getrennten verschiedenen Bewusstseyns, immer wieder ein unerklärtes
hinter den Vorstellungen liegt. Siehe H erbart Lehrb. d.
Psychologie p. 12, Stiedenroth Psychologie p. 50. Darum können
die unbewussten Vorstellungen, welche bloss möglich, aber nicht
wirklich sind, als ruhende Vorstellungen, die sich gegenseitig
hemmèn und im Gleichgewicht halten, die wirkliche oder be-
,wüsste Vorstellung aber als frei thätige Vorstellung oder die sich
yorstellende Vorstellung angesehen werden.
Eine Vorstellung., welche einer andern wirklichen folgt, um
selbst wirklich zu werden, muss der vorigen éntwedei' ähnlich
seyn oder wenn unähnlich, ihr verwandt seyn, dadurch, dass sie
ihr schon einmal gefolgt ist, ’und sie mit ihr zu einer Vorstellung
von grösserm Umfang verbunden war. Diese Verhältnisse, welche
sich bedingen, haben insgesammt mit einander die Verwandtschaft
gemein. Das ähnliche zieht sich an und so ziehen sich auch die
ähnlichen Vorstellungen an. Siehe H egel Encyclopaedie p-,422,
verM. Behebe Psychologie p. 32. 72. Man drückt sich ebenso
richtig und ebenso bildlich aus, wenn man sagt, die Bewegung
beim Vorstellen pflanzt sich in dem durch Gleichartigkeit, Suc-
cession oder Zusammenseyn aneinander Gebundene, oder noch
einfacher in dem bei frühem Vorstellen aneinander Gebundenen
fort. . *f.
Die Thätigkeit in der bewussten Vorstellung besteht darin,
dass sie in ihrer Intensität oder Helligkeit von einem Minimum
biü Maximum wächst und wieder abnimmt. Hierbei wirkt die
wirkliche Vorstellung auf die • Masse dèr ruhenden Intelligenz
durch Wahlverwandtschaft, Und • gleichsam das Gleichgewicht
zersetzend ein, und zieht zu sich die verwandte Vorstellung
in Thätigkeit oder pflanzt ibjtëü Bewegung auf sie fort. Die
herrschende Vorstellung hat selbst1 keinen Bestand, sie wird verdrängt
in Folge seiner neuen eintretenden Sinneserscheinung und
der durch sie nervorgerufenen Vorstellung. Sind diese der frühem
Vorstellung heterogen und tritt die neue Vorstellung in
grössere Thätigkeit, was schon jede von einer Sinneserscheinung
'geweckte Vorstellung voraus hat, so kömmt die frühere Vorstellung
um so mehr 'aus der Intention, als die spätere hineintritt.
Zweitens hat aber auch bei dem ohne alle neuen Sinneseindrücke
stattfmdenden Vorstellen, eine einmal entstandene Vorstellung nicht
lange Bestand Da sie als thätige Vorstellung die verwandten
anzieht, so entstehen bald mehrere Glieder, die sich anzie-
hen. Von der Vorstellung eines Baums finde ich mich also-
bald bei der Vorstellung eines Waldes. Die Vorstellung des
Waldes wirkt aber auch anziehend auf das Verwandte und es