
bestimmt wird, durch die Leiden Augen und durch den Fixations-
punct der Sehachsen. ,. Ist ah die Entfernung beider Augeri, so
ist der Kreis ƒ der Horopter für den Convergenzpunct der Augenachsen
in c, Kreis g ist der Horopter für den Convergenzpunct
d, Kreis h der Horopter für den Convergenzpunct e u. s. w.
D as Einfachsehen an den identischen Stellen der Netzhäute
Leider Augen an einem Orte muss in der Organisation der tieferen
Theile oder Hirntlieile des Sehapparates, und jedenfalls einen organischen
Grund haben. Denn nie ist es eine Eigenschaft paariger
Nerven, dass sie ihre Alfectionen an denselben Ort setzen.
Auch ist es höchst unwahrscheinlich, dass die Identität der entsprechenden
Stellen der Netzhäute die Folge einer gewissen Angewöhnung
oder Vorstellung sei. Die . Congruenz der Netzhäute
zu einem Sehfelde, welchen Grund sie nahen1 mag, ist vielmehr
der Grund aller fernem Vorstellungen, die aus dem Einfaehselien
und Doppeltsehen entstehen.
Man hat gegen die constante Identität der entsprechenden
Stellen beider Netzhäute eingewendet, dass Doppeltsehen im Schwindel,
in der Trunkenheit, in nervösen Krankheiten entstehe,' wo
doch die harmonischen Bewegungen Leider Augen nicht aufgehoben
seien. T reviranus. Wenn Doppelbilder. entstehen müssen,'
sobald ein Gegenstand nicht fixirt wird, oder wenn er nicht im
Horopter liegt,'so ist das Doppeltsehen in keinen Zuständen natürlicher
und nothwendiger,' als im Schwindel, in der Trunkenheit,
in den Nervenfiebern. Es ist auch nicht der Fall, was Tre-
viranüs und S teinbuch und vor ihnen Andere behauptet haben,
dass die 'Identität der Sehfelder eine erzogene sei; und dass .wenn
im Anfänge des Schielens Doppeltsehen stattfinde, sich später nach
Massgabe der verkehrten Stellung der Äugen eine neue', von der
früheren verschiedene Identität der Netzhäute bilde, wodurch ungeachtet
des Schielens das Einfachsehen hergestellt werde. Das
Schielen ist relativ. Die Stellung unserer Augen behufs der Gon-
vergenz der Augenachsen im Object für einen sehr nahen Gegenstand
ist schielend, in Beziehung auf die Stellung der Augen für
die Fixation eines fernen Gegenstandes. Bei einer krankhaft schielenden
Stellung der Augen nach innen, müsste das einfach erscheinen,
was im Horopter dieser Augenstellung liegt, und man sieht
nicht ein, für weiche Entfernung sieh nun eine neue Identität der
Netzhäute bilden sollte, da das nicht schielende Auge in alle
Entfernungen sieht. Auch beweisen die an Schielenden gemachten
Beobachtungen nicht, dass das ursprüngliche Ver-
hältniss der identischen Stellen Leider Netzhäute aufgehoben
wird,' sondern dass das schielende Auge in der Regel unthä-
tig wifd. Ueber die Ursachen, des Schielens siehe meine angeführte
Schrift p. 216. Vergl. P riestley Geschichte der Optik.
Leipz. 1777. p. 468. I. N. F ischer Theorie des Schielens
veranlasst durch einen Aufsatz des Gr. Buffon. Ingolstadt 1781.
Sehr oft ist mit dem Schielen ein presbyopischer öder myopischer
Zustand des einen Auges verbunden. Dgs Sehfeld des schielenden
Auges ist, da es eine ganz andere Sehweite hat, nicht oder
wenig störend für das Sehfeld des gesunden Auges. ' So ist auch
wenn man mit einem Auge durch das Mikroskop, mit dem andern
daneben auf den Tisc^h sieht, das Sehfeld des letztem wenig störend,
obgleich es an demselben Ort wie das erstere ist, weil bei
der Accomodation des einen Auges für das Bild des Mikroskops
das andere Auge dieser Aceomodätion folgt und daher den Tisch
nicht deutlich sieht. Ein Schielender, den ich neulich untersuchte,
sieht unter, den gewöhnlichen p. 384, zu erörternden Bedingungen’
der Doppelbilder, von Gegenständen verschiedener Entfernung nie
den~ einen doppelt, wenn er den andern mit einem Auge fixirt.
Er unterscheidet also nur mit einem Auge, wenn beide offen sind.
Die Congruenz der identischen Stellen beider Netzhäute ist
daher eine angeborne, und sie bleibt immer unverändert. Beide
Augen sind gleichsam zwei Zweige .mit einfacher Wurzel, und
jedes Ehelichen der einfachen Wurzel ist gleichsam in zwei Zweige
für beide Augen gespalten.
Es sind mehrere Versuche zur Erklärung dieser wunderbaren
Verkettung gemacht worden.
1) Da die Sehnervenwurzeln beider Seiten mit dem innern
Theil ihrer Fasern sich kreuzen und zum entgegengesetzten Auge
gehen, mit dem äussern Theil der Fasern aber an derselben Seite
fortgehen, die linke Seite beider Augen also von derselben Sehnervenwurzel,
die rechte Seite beider Augen von der andern Sehnervenwurzel
versehen wird, so lag es nahe in der Vertheilung
der Sehnervenwurzeln in beiden Äugen die Ursache des Einfachsehens
zu suchen. Dfess ist die Theorie von Newton [fhiaesl. opt.)
und WoT LASTON 'Philos. Transact. 1824. Ahn. de chim. phys. 1824.
Sept. W ollaston erklärte daraus das zuweilen vorkommende
Halbsehen, wo nämlich die ganze eine Seite des Sehfeldes in beiden
Augèn bis zum Mittelpunet der Augen unthätig wird, und er
vermuthet, dass der Hirntheil eines Sehnervens dabei unthäthig
werde. Ueber Fälle von Halbsehen siehe V ater ocu/i vitia duo
rarissima, visus duplicatns et dimidiatus Viteh, 1723. 4. reeus. in
Hall. diss. med. pract. T. 1. und. ann de chim. phys. 1824. Sept.
2) Ich zeigte in der Schrift über den Gesichtssinn p. 94, dass
diese Theorie ungenügend sei, und dass, wehu eine solche Theorie
die Erscheinungen vollständig erklären sollte, jede eine Faser einer
Sehnervenwurzel sich im Chiasma nervorum opticorum in
zwei Zweige, für die identischen Stellen beider Augen theilen
müsse, wie hr beistehender Figur. Eine Theorie
welche auf das Verhältniss der Fasern gebaut ist,
kann allein genügend seyn, aber es sind davon wieder
mehrere Variationen möglich. Jene Ansicht
_ von der Theilung jeder einzelnen Faser mag vielleicht
auch Newton vorgeschwebt haben. T revi-
ranus, V olkmann konnten keine Theilung der Fasern
im Chiasma erkennen j und ich sehe sie ebenso wenig mit
dem Compositum. Auch müsste, wenn die Theorie richtig "wäre,
die Sehnervenwurzel noch einmal so dünn, als der Augentlieil
des Sehnerven seyn. Man muss .also bei dein einfachen altem
Factum stehen bleiben, dass die Sehnervenwurzel einer Seite “sich
am Chiasma in zwei Theile theilt,- und dass der innere Theil