
Allantois wie immer anfangs frei, hei ihrer schnellen Entwickelung
erreicht sie bald die seröse Hülle und äussere Eihaut, bis in die
Jangen Z.pfel des Eies, am Ende dieser Zipfel wird sogar die
.fcuhaut zersprengt und es treten die sogenannten Zipfel der Allan,
tois frei hervor. Auch die, Enden des Eies der Raubthiere erleiden
dieselbe Veränderung und lassen die Enden des Dottersacks
und der Allantoïde von der serösen Hülle noch überzogen und
zusammengehalten hervor.
Sobald das Chorion die Gefässe der Allantois aufgenommen,
entwickeln sich diese in die Zotten des Chorions und daraus bilden
sich die Wurzeln, womit das Ei hinfort in die Wände des
Uterus eindringt und aus welchen sich der Mutterkuchen bildet,
von dessen Formen später gehandelt wird.
Chorion und Amnion bestehen übrigens nach den Untersnchun-
gen von Breschet und Gluge aus primitiven Zellen mit Kernen.
Die Flüssigkeit der Allantois enthält das Secret der Primor-
dialnieren oder WoLFF’schen Körper und der Nieren. Es findet
sich dann Allantoin. Siehe oben Bd. I. 3. Aufl. pag. 588. Bei den
Vögeln hat Jacobson dann Harnsäure nachgewiesen.
In Hinsicht der Abbildungen der Eier der verschiedenen Säu-
gethiere muss ich auf v. Baer, Coste und Gurlt’s anatom. Abbild,
dev Haussaugethiere verweisen.
Literatur: Oken und Kieser, Beiträge zur vergleichenden Ana-
tonne und Physiologie. 1806. D utrochet, in Mem. du mus. d’hist.
nat. 1.3. p. 82. G. Cuvier, ebend. p. 98. Bojanus, Act. nat.
cur. X. p. 1. C. Mayer ebend. XVII. 2. Coste, recherches sur
ta génération des mammifères. Paris 1834. Embryogénie. Paris 1837.
v. Baer, über Entwickelungsgeschichte der Thiere. II. Theil. Burdach'
Physiologie. II. Theil. V alentin, Entwickelungsgeschichte. R. W agner’
Physiologie, Icônes physiologicae. ’
2. Ei des Menschen.
Das Ei des Menschen gelangt wahrscheinlich nicht vor Ablaut
einer Woche nach der Befruchtung in den Uterus, v. Baer
sah am 8. Tage nach der Schwängerung durchaus kein Ei, weder
im Uterus noch in der Tuba. Ein von H ome und Bauer am
7. läge gefundenes Ei ist zweifelhaft. Ein von E. H. und Ed.
W eber beobachtetes Ei ist von einer Woche. Die jüngsten von
V elpeau untersuchten Eier sind von 10 —12 Tagen, diese waren
schon zottig, aber ohne Embryo. In einem Ei von 14 Tagen
sah v. Baer schon den Embryo. " °
vu Ehe das Ei m den Uterus gelangt, beginnt auf dessen innerer
Wand eine neue Bildung, die Uterin-Eihaut, deren Form derjenigen
_des Uterus entspricht. Edw. W eber sah sie am 7. Tage
nach dem Beischlaf als eine Lage einer der ausgeschwitzten Lymphe
ähnlichen Substanz auf der innern Wand des Uterus auf und
zwischen den vergrösserten gefässreichen Zotten derselben. Pisa.
au at, \ Uc Z l eL '° ! ariorum Puellae 7. a conceptione die dcfunctae.
nat. 1830. Sie kommt auch bei den Tlrieren, obgleich weniger
ausgebndct, vor. Beim Menschen wird sie zuweilen, aber nicht
immer, selbst bei einer Graviditas extrauterina, im Uterus gebildet,
'und bei einer Graviditas tubaria hat man sie in der iuba
und im Uterus zugleich gesehen. Die Decidua besteht aus einer
saftreichen, dem geronnenen Faserstoff ähnlichen, lockern, weissgrauen
Masse, welche ganz aus gehäuften Zellen mit Kernen besteht.
Siehe eine Notiz hierüber von mir bei S chwann in F ro-
riep’s Not. 1838. N: 112. p. 22. Vergl. R. W agner Physiologie
114. Icon, physiol. Tab. XI. Fig, 5. 6. Die Gefässe des Uterus
verlängern sich in dieses Product. Die Dicke dieser Lage beträgt
bald 1 —3 Linien; während ihre äusseie Oberfläche innig mit
dem Uterus verbunden ist und im abgerissenen oder freiwillig
abgestossenen Zustande rauh ist, ist ihre innere Fläche glatt. Das
Verhalten der Decidua an den Mündungen des Uterus ist sic
nicht gleich, bald ist sie an den Mündungen der Trompeten und
am innern Muttermunde geschlossen, oder ist an allen diesen
Stellen oder an einer derselben offen. Alle diese Fälle kommen
vor und R. W agner hat Recht, wenn er alle statuirt. Siehe
R. W agner in Meckkl’s Archiv 1830. und Physiologie 114—-117.
Der Hals des Uterus ist von einer nur schleimigen Gallerte
ausgefüllt. • i • j Wenn das Ei in den Uterus aufgenommen wird, so wird es
dem noch ganz weichen Gebilde der Decidua eingepflanzt. Die
jüngsten Eier, die man mit Decidua beobachtete, lagen nicht in
der Höhle derselben, sondern waren ihr gleichsam äusserhch ein-
geimpft und eingesenkt, so dass die Decidua an der Eintrittsstelle
wie nach einwärts getrieben und in eine von der äussern Hache
der Decidua ausgegangene Grube der. Decidua eingepflanzt war.
Siehe Bock de membrana decidua.« Bonnae 1831. Bei dem weitern
Wachsthum des Eies wird die .Decidua an dieser Stelle immer
weiter in ihre eigene Höhle eingestülpt. Der eingestulpte
Theil der Decidua heisst Decidua reflexa, die ursprüngliche und
äussere Decidua aber Decidua vera. Decidua vera und reflexa
sind ein und dasselbe Gebilde und durch ihre Structur durchaus
von der Schleimhaut, des Uterus verschieden, vielmehr neue Pro-
ducte. Die Entstehung der Reflexa darf man sich übrigens nicht
als ein mechanisches Vordringen, verursacht durch das Ei, denken,
diese Einstülpung erfolgt vielmehr, wie alle organische Processe
der Einstülpung, durch lebendige Kräfte der Vegetation in bestimmter
Richtung. Zwischen der Decidua vera und reflexa in
der Höhle der Decidua befindet sich eine eiweissartige Flüssigkeit
Breschet’s Hydroperione. Die Lücke, wo der Umschlag der einen
Lamelle in die andere stattfindet und wo das Ei herangetreten
ist, wird wieder von einer der Decidua ähnlichen und mit ihr
zusammenhängenden Masse geschlossen, Decidua serotina. An
jungen Eiern, die im Uterus selbst untersucht w'erden, findet sich
Decidua vera und reflexa meistens, an abgegangenen Eiern selten
beide zugleich, diess hängt davon ab, ob die ganze Decidua
abgestossen worden oder ein Theil im Uterus zurückgeblieben ist.
Bei fortschreitendem Wachsthum des, Eies kommt die Decidua
vera und reflexa inx Berührung, und die Höhle der Decidua ist im
dritten Monat der Schwangerschaft verschwunden^ und von da der