
kreuzt, der äussere Theil an derselben Seite fortgebt. , Siehe die
Abbildungen dieses Verhaltens in meiner Schrift über den Gesichtssinn.
Beim Pferd sah ich' das Verhalten am deutlichsten.
Der äussere obere Theil der Sehnerven würze! geht deutlich auf
derselben Seite weg, der untere innere geht auf die entgegenge-
3) Eine andere Theorie ist die von Ro-
hault (Physic. p. I. Cap. 31.), derselbe setzt
voraus, dass jeder Sebn,erve gerade so viele
Fasern enthalte, als der andere, und dass die
entsprechenden Fasern beider Nerven in demselben
Punct des Senso'riums verbunden seien.
Bei dieser Theorie wird auf die theilweise
Kreuzung der Fasern im Cliiasma nicht Rücksicht
genommen.
4) Eine vierte Theorie würde eine Mo-
dification oder Verbesserung der beiden vorhergehenden
seyn, und den Bau des Chiasma zugleich berücksichtigen.
setzte Seite.
Die Fasern a und fl von identischen Stellen beider
Augen kommend, gehen im Chiasma in die
Sehnervenwurzel einer Seite ein, und hängen
entweder durch eine Schleife im Gehirn zusammen,
oder entspringen von demselben Puncte
des Sensoriums oder demselben Ganglien körper-
eben des Gehirns. Ebenso mit «den identischen
Fasern h und l . In der linken Hirnhälfte würde
das Bild der beiden linken Hälften der Augen,
in der rechten Hirnhälfte der beiden rechten
Hälften präsentirt werden.
5) Endlich Hesse sich noch eine Theorie in der Art aufstellen,
dass man eine commissurenartige Vereinigung von
rechts und links zwischen den identischen Fasern beider Augen
in der Mittellinie des Gehirns annähme.
P orterfield (a. ß. O. II. p. 293.) behauptet, die wahre Ursache,
warum Objecte mit beiden Augen angesehen nicht doppelt gesehen
werden, hänge allein von dem Ver-
'mögen ab, das wir besitzen sollen,
die Gegenstände an dem Orte zu
sehen, wo sie sind. Aber diese
Ansicht schliesst keinen richtigen
Sinn ein, und lässt sich auch leicht
durch Erfahrung widerlegen. Denn
wenn das Auge A den Gegenstand
in seiner Achse e, und das Auge
B denselben Gegenstand c in seiner
Achse deswegen .einfach sehen,
weil sie ihn sehen, wo er ist, so
müssen beide Augen auch den Gegenstand
ß und b getrennt sehen,
weil sie diese da sehen, wo sie sind;
allein diese Gegenstände erscheinen, wenn sie in den Achsen lied
gen, nicht getrennt, sondern einfach, an demselben Orte, wo fl, weil
ihr Bild in beiden Augen auf dieselbe mittlere Stelle der Netzhaut
fällt. Es erscheint zwar von a ein Doppelbild im Auge B nämlich
im Puncte ß-, und von b ein Doppelbild im, Auge A nämlich im
Puncte b , aber die Bilder der Puncte ß und b f welche auf die
Mitte der Netzhaut beider Augen fallen, werden nicht gesehen,
wo sie sind, sondern vielmehr in einen Ort vereinigt. Auch von
c kann map nicht sagen, dass es einfach gesehen werde, weil man.
es sieht, wo es ist. Etwas sehen, wo es ist, kann doch bloss
heissen, es in der Richtung sehen, welche es zum Auge bat. c
wird aber in der Richtung ce vom Auge A , in der Richtung cd
vom Auge B gesehen, es würde also gerade nach dieser Theorie
doppelt gesehen werden müssen, während es doch aus vorher entwickelten
Gründen einfach gesehen wird.’
Der Grund des Einfachsehens auf identischen Stellen der
Netzhäute muss also ein organischer sein. Mehrere Theorien sind
im Stande diess aus einer supponirten organischen Structur zu
erklären, aber von keiner, lässt sich beweisen, dass sie die wirkliche
ist und von mehreren lässt sich beweisen, dass sie jedenfalls
nicht die wirklichen seyn können. Die Beschaffenheit, welche diese
Erklärung haben muss, wird aber aus den vorhererwähnten Theorien
hinreichend klar.
Bei den Säugethieren kann das Verhältniss der identischen
und differenten Tlieile beider Netzhäute nicht dasselbe seyn, als
beim Menschen, da ihre Augen meist divergiren und die Achsen
beider Augen sich nie in- einem Puncto eines Gegenstandes vereinigen.
Betrachten diese Thiere einen Gegenstand, der in der
Richtung der Achse des Körpers vor ihnen liegt, so fällt das Bild
desselben in beiden Augen auf den äusSern Theil des Auges. Z. B.
das Bild Von ß auf ß und
ß in beiden Augen, diese
Stellen müssen identische
seyn; in der That bewegt
ein Hund seine Augen, je
nachdem ein, in der Achse
seines Körpers vor ihm liegender
Gegenstand, nabe
oder ferne ist, so wie wir
es thun. Aber die Sehachsen
sind nicht wie bei uns
eins mit den Ajagenachsen,
es sind nicht die Linieu oex ■
und.y;f , sondern die Linien
ßß und ßß . Soll das Se-"
hen des Hundes bei vor ihm
liegenden, mit beiden Augen
sichtbaren Gegenständen
klar seyn, und sollen keine
Doppelbilder entstehen, so muss b' in einem und b" im andern Auge
wieder identisch seyn, denn auf diese Puncte fällt das Bild von b.
Alle Theile des einen Auges,. welche nur Licht von seitlichen Gegen