
deae nähert, wie in dem Versuch p. 194., wo der tiefste Ton mit
I I erreicht wurde. Bei weiterer Abspannung sprach die Luft
nicht mehr an. Durch successive Entfernung des Schiidknorpels
nach vorn, ohne dass jedoch die Stimmbänder einigermassen stärker
gespannt werden, erhält man eine ganze Reihe von Basstönen
an einem guten männlichen Kehlkopf, wenigstens im Umfang
einer Octave vom tiefsten möglichen Basston. AVeiter kann man
die Bruststimme auf diese Art nicht erhöhen; sie springt sonst
in die Fistelstimme über, die hei einiger Spannung der Stimmbänder
allein möglich ist. Dass die Stimmbänder in so abgespanntem
Zustande immer noch starke Töne geben, wird begreiflich
dadurch, dass sie durch die Ausdehnung vom Luftstrom immer
wieder einige Tension erhalten, wie es auch an Kautschuck-'
bändern der Fall ist. Die höheren Brusttöne waren nie ganz leicht
an einem ausgeschnittenen Kehlkopf möglich. Da der Ton bei
einigermassen zunehmender Spannung der Stimmbänder sogleich
in die Fistelstimme überspringt, so muss man diese stärkere Spannung
bei der Erzielung höherer Brusttöne jedenfalls vermeiden.
Dagegen giebt es zwei Mittel, durch welche sich der auf die
vorher angezeigte "Weise erhaltene höchste Brustton bei einer bestimmten
Länge und Abspannung der Stimmbänder noch sehr erhöhen
lässt. Das eine Mittel ist das stärkere Blasen,' wodurch
die successive Erhöhung bis zu einer Quinte nicht scliAvef ist;
die höheren auf diese Art erreichten Brusttöne sind unangenehm-
schreiend und geräuschvoll. Das zweite Mittel besteht in der
Verengerung des nächsten Raumes unter den unteren Stimmbändern.
Dieser Raum und seine Wände sind überhaupt für die
Theorie der Brusttöne von grosser Wichtigkeit. Man ist bisher
gar nicht -achtsam darauf gewesen; schon der Umstand, dass-
die Wände dieser Stelle zunächst unter den unteren Stimmbändern
einige Linien hoch seitlich von einer dicken Läge Muskelfleisch,
dem untern Theil des Müscuhis thyreö-arytenoideus,
ausgekleidet werden, muss auf seine AVichtigkeit aufmerksam machen.
Es ist bekannt, dass dieser Raum an Enge zunimrat,^je
mehr er sich der Stimmritze nähert, indem er zuletzt in sie übergeht.
Um den Einfluss dieser Stelle auf die Veränderung der
Brusttöne zu bemerken, nehme man an einem männlichen Kehlkopf-
alles durch einen Querschnitt bis über die unteren Stimmbänder
weg, mache die Cartilagines arytenoideae auf die früher beschriebene
Weise fest, sehliesse den hintern Theil der Stimmritze bis
an die Vocalfortsätze der Cartilagines arytenoideae auf die angezeigte
Weise fest zu und präparire dann das Muskellleiseh des-
Musculus thyreö-arytenoideus zu den Seiten der unteren Stimmbänder
und weiter nach abwärts bis auf die innere Ilaut des
Kehlkopfs ab,' wo sie den trichterförmig verengerten Vorraum
der Stimmritze auskleidet. Die Membran ist auch noch einigermassen
elastisch und hängt oben mit dem Gewebe der Stimmbänder
innig zusammen. Diese ganze Membran des trichterförmigen
Vorraums der Stimmritze schwingt bei den Brusttönen mit
der ganzen Dicke und Breite der unteren Stimmbänder mit.
Wird dieser Trichter in seinem weiten, nach Unten sehenden
Theil seitlich verengert, die Stimmritze also in der Richtung ihrer
Tiefe von oben nach unten vergrössert, so nehmen die Brusttöne
ceteris paribus an Höhe zu; durch diese Verengerung kann
man auch das Uebergehen der Bruststimme in die Falsetstimme
mehr als durch irgend etwas anderes verhüten. Die Verengerung
wird, ohne die Stimmbänder selbst zu drücken, durch zwei Plättchen,
z. B. platte Scalpelstiele bewirkt, die man convergirend
von beiden Seiten so tief als möglich gegen die Seiten der Kehlkopfmembran
einige Linien unter den unteren Stimmbändern eindrückt.
Eine ähnliche Wirkung müssen am lebenden Körper
die unteren Theile der Museuli thyreo-arytenoidei haben, welche
wie musculöse Lippen an den Seiten dieses Isthmus liegen. Die
Theorie dieser Wirkung ergiebt sich aus den Untersuchungen
über die membranösen Zungen, s. oben p. 470., wo gezeigt wurde,
dass einStopfen im Windrohr dicht vor der membranösen Zunge,
mit enger, mittlerer Oeffnung den Ton der Zunge höher macht,
als er bei der bestimmten Länge des Windrohrs ohne den.Stopfen
$pyn würde. ,
Dieser Muskel ist aber auch noch in anderer Hinsieht von
Wichtigkeit; er kleidet nicht bloss den verengerten Zugang zur
Stimmritze aus und wirkt als Obturator dieser Stelle des Windrohrs,
sondern er geht auch zur Seite der Stimmbänder, mit deren
äusseren Fasern er innigst verwebt ist, ferner zur Seite derMoa-
GAGNi’schen Ventrikel her, und kann daher bei seiner Wirkung
die mit den Stimmbändern mitschwingenden Membranen, ja sie
selbst von aussen dämpfen, wodurch, wie wir bei den Kautschuck-
zungen sahen, eine Erhöhung des Tons entsteht. S. oben p. 155.
Endlich kann dieser Muskel auch die Tension der Stimmbänder
dadurch verändern, dass sich seine Fasern in den äussern Umfang
der Stimmbänder, wie neulich L auth zeigte, einweben, was ich
bestätigt sehe. Verkürzt sich dieser Muskel, so muss selbst ein
schlaffes Stimmband, wie es für die tiefen Brusttöne seyn muss,
etwas straffer durch die Verkürzung werden. Diese Wirkung
des Muskels auf die schlaffen Stimmbänder ist ähnlich, wie die
des Sphincter oris auf die Tension der Lippen beim Troinpeten-
blasem Man- sieht, däss die jedesmalige Elasticität der Stimmlippen
nicht bloss von der Ausspannung der Stimmbänder nach vorn
und hinten, sondern auch von dem Grade .der Tension ihres äussern
musculösen Umfanges abhängig ist. Die Stimmlippen beschränken
sich nicht auf die elastischen Bänder, sie sind nach innen.
elastisch bandartig, nach aussen museulös.
Man kann die Wirkung dieses Muskels auch durch seitliches
Zusammendrücken des Schildknorpels (der nicht verknöchert seyn
darf) ersetzen und hierdurch kann man die Brusttöne so hoch
treiben., als es überhaupt leicht der menschlichen Stimme möglich
ist. Sind die Stimmbänder abgespannt, so werden die Fal-
settöne dabei ganz vermieden,
Ein Kehlkopf gab bei der grössten Abspannung der Stimmbänder
durch Rüekwärtsbewegung der Cartilago thyreoidea bei
fixirten Cartilagines arytenoideae den Brustton c. Durch geringere
Abspannung und stärkeres Blasen Hessen sich die Brusttöne bis e,