
1. K n o s p e n b i l d u n g b e i d e n P f l a n z e n ,
a. Knospen der niederen oder gefässlosen Pflanzen.
Die Knospen der niederen Gewächse sind theils Haufen von
Zellen, theils selbst einfache Zellen. Bei den Laub- und Lebermoosen
bestehen sie aus einer Gruppe yon Zellen. Die Knospen
der gegliederten Conferven und der Fadenpilze sind dagegen einfache
Zellen, welche sich aus dem Mutterlheil entweder durch
Abschnürung von Theilen des Schlauches bilden (Knospenbildung
durch Selbsttheilung), oder durch Hervortreiben von kleinen Ausbuchtungen
der Zellen bilden, die sich hernach wieder zu selbstständigen
Zellen abschnüren. Das Erste beobachtet man bei den
Fadenpilzen, wie z. B. bei Pénicillium glaucum (Meyen a. a. O.
3. Tab. X. Fig. 20. 21.),.. das Letzte bei gegliederten Conferven,
wie Conferva glomerata (Meyen a. a. O. 3. Tab.X. Fig. TI. 28.),
und dem Gährungspilze (Meyen Tab. X. Fig. 22,). Beides ist nicht
wesentlich verschieden. Die Schläuche der Fäden des Schimmels
bilden die Knospenzellen durch Abschnürung, bei den Conferven
und dem Gährungspilz hingegen erscheint die junge Zelle vor
der Abschnürung als Auswuchs einer andern Zelle.
b. Knospen bei den vollkommenen, aus Geflossen und Zellen bestehenden
Pflanzen.
A x illa r- und Te rm in a lk n o sp en . Die Knospen der höheren
Pflanzen sind Achsengebilde und unmittelbare Fortsetzungén
der Achse. Die blattartigen Gebilde erscheinen hier zuweilen
noch als Knospenschuppen, die Spitze der Knospenachse oder
den embryonischen Kern der Achse einschliessend, können aber
auch fehlen, so dass der Knospenkern dann nackt ist. Dieser
Kern besteht aus Zellen, welche, sich zum neuen Triebe entwickeln.
Meist treten die Knospen in den Achseln der Blätter auf,
oft auch am Ende des Stengels., terminale Knospen. Das zellige
Mark der Pflanzen bildet die Achse derselben, und geht unmittelbar
in die Kerne der axillaren und terminalen Knospen über.
Die Entwickelung einer Knospe in die Strüctur der bestimmten
Pflanze bedingt immer zugleich die ersten Anlagen zur nächsten
Vegetationsperiode, d. h. die Knospenkerne zu denjenigen Trieben,
welche sich bei der nächsten Vegetationsperiode entwickeln
werden. Siehe Meyen a. a. O. p. 5—~7. Ej wird also mit der
Erzielung der bestimmten Organisation immer zugleich noch etwas
mehr gebildet, ein für diese Organisation überflüssiges, ein Ding,
worin die Kraft für eine künftige Vegetation ruht.
Bei den phanerogamischen Gewächsen sind die Knospen entweder
nackt oder eingehüllt. Die, einfachsten Knospen sind hier
blosse zellige Massen. Bei Lémna bildet die Knospe ein, aus
einer Spalte des Parenchyms kommendes Blättchen, welches zur
neuen Pflanze wird, indem es schon vor dem Austritte aus der
Spalte ein eingeschlagenes Würzelchen besitzt. T reviranus a. a.
O. p .631.
Bei den Bäumen hingegen besteht die Knospe aus eingeschlossenen
und einschliessenden Theilen, Knospenschuppen. Der Bau
solcher Knospen ist nach T reviranus folgender. Zwischen den
Knospenhüllen erscheint die Knospe selbst als ein Klumpen länglicher
oder rundlicher zeitiger Körper, die erste Anlage der Blatter.
An der Stelle, wo sich die Knospe an einem Triebe bildet,
ist das Mark des Triebes vergrössert und der dass,elbe omsch.liessende
Holzkörper erweitert. Das bis dahin farblose Mark bildet
nun einen dunkelgrünen Kegel-eines sehr kleinzelligen Gewebe ,
von einer Scheide eingeschlossen, die auf dem Durchschnitt als
hellerer Streifen erscheint. Diese Scheide des Kegels wird gebildet
von der innersten Holzlage und dem Baste, die sich, vom
Rande des Holzkörpers auf diese Weise zusammenkommend, fortsetzen.
Die aus ihnen gebildete Scheide ist am Ende nicht
geschlossen, vielmehr befindet sich am Ende des Kegels eme
Lücke, auf welcher die Knospe ruht, die also eine unmittelbare
Fortsetzung des Markes ist. An der Aussenseite jener Scheide
zieht sich die farblose innere Rindensubstanz des alten Triebes
fort, und geht in die Schuppen der Knospe über, wahrend die
äussere grüne Rinde des Triebes am Grunde der aussersten Knospenschuppe
aufhört. Sobald die Knospe anfängt sich zum Zweige
zu entwickeln, bilden sich Spiralgefässe aus wurmforangen Körpern.
Sie legen sich abwärts dem alten Heizkörper an, aufwärts
aber gewinnen sie in dem Verhältnisse, als die Knospe sich ausdehnt,
ihre eigentümliche Gestalt. Sie geben endlich die Basis
für eine neue Holzlage, welche nun dem Zweige und Stamme
gemeinschaftlich wird, und in jenem die erste Stelle zunächst
dem Marke, in diesem die zweite Stelle einnimmt, a. a. U. U.
632 I 258. Die Blüthenknospen unterscheiden sich von anderen
Knospen dadurch, dass aus ihnen ohne Befruchtung keine weitere
Entwickelung von Knospen geschehen kann Befruchtet gleichen
sie den abfallenden Knospen.. In seltenen Fallen entwickelt sich
aber auch eine unbefruchtete Blüthenknospe weiter zum Zweige.
So iwächst nach Meyen der Kern des unbefruchteten Eies bei
Poa unter den Gräsern in ein neues, freilich unvollkommenes
Individuum aus. (Sogenannte lebendig-gebarende Pflanzen.)
Adventivknospen. So nennt man die, weder axillaren,
noch terminalen Knospen, welche an den alten Stammen der
Bäume zur Rinde herausbrechen. Sie hangen mit den Mark-
Strahlen zusammen und sind also auch Fortsetzungen des Markes,
welches überall auf der Oberfläche der Stämme und Aeste ausläuft,
und daher auch überall die Bildung von Adventivknospen
möglich macht. Die Adventivknospen kommen zuweilen in ungeheurer
Menge an Baumstämmen hervor die sich durch Axillar-
und Terminalknospen nicht mehr fortpflanzen können, weil sie
sow olil die Achseln, als die Enden der Achsen duich Stutzen
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entweder regelmässig oder unter gewissen Umstanden an den
Blättern Knospen auf. Am bekanntesten ist diese Erscheinung
von, Bryophyllum calycinum, wo die Knospen in den Einkerbungen
des Randes sitzen, kegelförmige Hocker bildend. Sie kommen
entweder schon auf der Pflanze zur Entwickle upg, o eu noc
leichter nach dem Abfallen der Blätter. Bei mehreren karren