
nimmt nothw'endig die Dauer der Lebenserscheinungen'1 in den
einzelnen Theilen nach dem Zerfall des Ganzen ah. Unter den
Wirbelthieren zeichnen sich die kaltblütigen in dieser Hinsicht
vor den warmblütigen aus. Viele Stunden lang erhält sich die
Reizbarkeit des Herzens hei den Fischen und Amphibien, vielp
Stunden namentlich in der kaltem Jahreszeit die Reizbarkeit der
übrigen Muskeln , beim Frosch, und die geköpfte Schildkröte zeigt
noch nach einer Woche Reizbarkeit in ihren Muskeln. Bei den
höheren Thjeren dauert die Irritabilität det Muskeln in der Regel
nur eine oder zwei Stunden; indessen giebt es einzelne Fälle,
wo sie nach vielen Stunden noch nicht erloschen ist, wie :z. R.
in dem Hautmuskel des Igels. Nysteh {Rech, de physiol. et de
chim. path. 321.) fand bei seinen Versuchen an den Leichen hin-
gerichteter, vorher gesunder Menschen, dass.die Muskeln in folgender
Ordnung ihre Fähigkeit zu Zusammenziehungen verlieren.
Die Aortenkammer des Herzens verliert sie am frühesten, der
Darmkanal nach 45 -r-- 55 Min., fast um dieselbe Zeit die Harnblase,
der rechte Ventrikel nach einer Stunde, die Speiseröhre
nach 1^- Stunden, die Iris ■ 15 Min. später, noch später die Muskeln
des animalischen Lebens, zuletzt die Vorhöfe des Herzens,
und am spätesten der rechte, der in einem Fall (p. 330.) nach 16£
Stund. auf galvanischen Reiz sich noch zusammenzog. Rei den Vögeln
erlischt die Contractilität der Muskeln schneller als bei den
Säugetbieren, schon nach 30 — 40 Min. bis 1 St. Rei den Fröschen
dauerte die Reizbarkeit des Herzens mehrere Stunden nach dem
Tode, in den animalischen Muskeln 17'—18 Stunden; an den Vorhöfen
und an den Hohlvenen wurden 14—20 Stunden nach dem
Tode noch Spuren von Reizbarkeit bemerkt. Rei jungen: Thie-
ren dauert die Contractilität im Allgemeinen länger. Nysten-, sah
bei neugebornen Ratzen noch nach 3 Stunden 45 Min. Contrac-
tionen in den Muskeln auf Reize entstehen, und nach 6.^ Stunden
sah er noch den rechten Vorhof auf Reize sich zusammenziehen.
Im Allgemeinen kann man aus den vorliegenden Beobachtungen
rschliessen, dass, je einflussreicher das Athmen bei einem
Thiere, je grösser sein Atheinbedürfniss ist, um -so kürzer die
Reizbarkeit seiner Muskeln nach dem Tode dauert.
Manche Stoffe vermindern bei ihrer Einwirkung auf die Muskeln
ihre Reizbarkeit. Die Muskeln von Th irren , die in kohlensaurem
Gase, Wasserstoffgase, Kohlenoxydgase, SchAvefeldämpfen
erstickt worden, ziehen sich bei Reizen nur schwäch .oder gar
nicht zusammen, dagegen die Muskeln in atmosphärischer Luft
und im 'Sauerstoffgase länger contractil bleiben. T ie'df.mank’s Physiol.
I. 551, Vgl. .Nysteh 328. Das reine Wasser vermindert bei
längerer Berührung mit den Muskeln auffallend ihre Reizbarkeit.
Diess ist von Nasse zuerst beobachtet und von Sta%nius neulich
bestätigt worden. - Präparirte Froschschenkel, die einige ’Zeit
im Wasser gelegen haben, eignen sich zu delicaten Versuchen
über die Reizbarkeit der Nerven und Muskeln gar nicht mehr.
Siehe H ecker’s Annalen. 1832. Bec. Narcotische Stoffe, örtlich
auf die Muskeln applicirt, tilgen, ihre Reizbarkeit; auf die Nerven
der Muskeln örtlich applicirt, tilgen sie die Fähigkeit des Nerv
ven, von der narcotischen Stelle aus den Muskel zur Contraction
zu bringen, dagegen die zwischen der narcotischen Stelle und
dem Muskel liegende Strecke des Nerven ihre Reizbarkeit behalten
hat. Tödten Narcotica, indem sie in den Kreislauf gelangen,
so vermindern sie nicht in dem Grade die Reizbarkeit, als
bei der localen Application in eoncentrirter Form. Man kann
an Fröschen, die durch Narcotica getödlet sind, noch Stunden
lang Zuckungen -der; Muskeln durch Reizung der Nerven und
Muskeln bewirken, Stoffe von zersetzender chemischer Wirksamkeit,
wie ätzende Alcalien, concentrirte Säuren, Chlor u. a., tödten
die Muskelreizbarkeit an der betroffenen Stelle augenblicklich.
Stoffe, welche die Reizbarkeit der Muskeln erhöhen,
kennt man nicht. Oxygenirte Salzsäure und kohl'ensaure Alcalien
machten zwar in v . H umboedt’s Versuchen, wenn die
Nerven damit befeuchtet waren, die Präparate fähiger zur galvanischen.
Irritation. Diese Wirkung ist jedoch, wie P faff gezeigt
hat, nicht eine Folge der wirklichen Erhöhung der thierischen
Reizbarkeit, sondern der galvanischen Processe in .der geschlossenen
Kette. Vergl. oben Bd. I. p. 608.
Die Zusammenziehungskraft der Muskeln steht unter den
allgemeinen Gesetzen der thierischen Reizbarkeit. Werden sie
selten aus inneren Reizen bewegt, so nehmen sie an Kraft ab;
aber auch auf eine jedesmalige bedeutende Anstrengung wird die
Fähigkeit zur Wiederholung derselben für den Augenblick geringer,
und es tritt Ermüdung ein. Erregung und Ruhe sind also
für die Erhaltung und Steigerung der Muskelkraft gleich nötbig.
Durch die Erregung scheint die Natur bestimmt zu werden, die
zur Ernährung und Bildung von Muskelgewebe nöthigen materiellen
Veränderungen in der. Ruhe den erregten Muskeln V orzugs-1
weise zuzuwenden. Gleichwohl ist die Ermüdung nach jeder Anstrengung
nothwendig, weil die Action und Reizung der Muskeln
selbst unter materiellen Veränderungen ihres Gewebes erfolgt.
‘Siehe oben Bd. I. p. 52. Diese Thatsachen lassen sich
selbst noch in den Muskeln eines getödteten Frosches einiger-
massen beobachten. Die Zusammenziehungen seiner Muskeln auf
den galvanischen Reiz lassen sich durch mässige und periodische
Anwendung desselben verstärken, wenn sie anfangs geringe waren,
aber sie lassen sich auch schnell durch zu häufige Reizungen
erschöpfen; und wenn wiederholte Reizungen die Abnahme
der Contraetionen bedingen, so stellt die Ruhe oft einigermassen
die- Fähigkeit zu einer Contraction wieder her.
Die Zusammenziehung der Muskeln, welche sie fester und
härter macht, ist allein der active Zustand derselben, im verlängerten
Zustande, sind sie erschlafft. Die Annahme einer acti-
ven Expansion der Muskeln lässt sich auf keine Weise rechtfertigen.
O esterreicher hat sie durch einen sinnigen Versuch recht
gut widerlegt. Er hat nämlich die Beobachtung gemacht, dass
das aus einem lebenden Frotsche ausgeschnittene Herz, mit einem
kleinen Gewichte beschwert, das Gewicht erhebt, wenn es sich
zusammenzieht, bei der Erweiterung des Herzens aber sinken
lässt. Man darf sich übrigens die lebenden Muskeln nie ganz er