
Menschen eingreifen, in Vielen die edelsten Kräfte des Geistes
zur Verherrlichung der Liehe in Thätigkeit setzen.
Die Menstruation ist eine periodische Blutausscheidnng aus den
weiblichen Genitalien, zunächst aus der innernWand des Uterus,
sie tritt zum erstenmal gewöhnlich nach und unter einigen krankhaften
Zufällen ein. Abdominelle Congestion, Lendenschmerzen,
Müdigkeit der Unterglieder pflegen ihr vorausgehen; auch mit
ihrem, jedesmaligen Wiedererscheinen sind während ihrer Dauer
hei den meisten Frauen einige krankhafte Erscheinungen, verschieden
in verschiedenen vorhanden. Die Menstruation wiederholt
sich it) der Regel in Zeiträumen von Sonnenmonaten, und dauert
3 — 6 Tage. Bei Einigen sind ihre Perioden kürzer bis zu 3
Wochen und seihst noch kürzer, hei Anderen länger als ein
Monat. Aristoteles hat die aulfallende und unverständliche Angabe,
dass sie bei wenigen alle Monate, bei den meisten Frauen
jeden dritten Monat wiederkehre. Hist. anim. 7, 2. Das abgehende
Blut unterscheidet sich von anderm Blute nur durch die sehr geringe
Quantität oder den völligen Mangel des Faserstoffes. L avagna in
M eckel’s Archiv 1S18. 4 B. p. 151. Die Blutkörperchen sind darin
unverändert. Beim schwängern und meist auch beim säugenden
Weib fehlt die Menstruation; in seltenen Fällen dauert sie auch
während der Schwangerschaft fort.
Bei den Thieren fehlt die Menstruation in der Regel. Beim
Weibchen des Cebus Azarrae beobachtete R engger hin und wieder
eine Art von Monatsfluss, welcher aber keiner bestimmten
Periodieität unterworfen war. Er zeigte sich sehr schwach, dauerte
2 — 3 Tage und kehrte bald nach 3, bald nach 6, bald nach
10 Wochen wieder. Er bemerkte dieses Zeichen der Mannbarkeit
bei den Weibchen erst gegen das Ende des zweiten Jahres.
R engger Naturgeschichte der Säugethiere von Paraguay. Basel 1830.
p. 49. Geoffroy St. H ilaire und Fr. Cuvier haben zahlreiche
ähnliche Beobachtungen an Affen angestellt und in ihrem, Werke
Ilist. nat. des mammifères niedergelegt. Sie sahen den Blutabgang
zugleich mit Anschwellung der Genitalien bei den Gercopithecus,
Macacus, Cynocephalus, behaupten aber, dass diese Erscheinung
mit der monatlichen Brunst Zusammenfalle. In der Brunst zeigen
auch andere Säugethiere, Pferde, Hunde u. a. zuweilen Blutabgang.
-Aber die Menstruation des Menschen ist ganz verschieden und
hat nichts mit der Brunst gemein.
Die Ursache der Menstruation und ihres periodischen Wie-
derkehrs ist unbekannt. Die Vorstellung der Alten von einfer
Reinigung des Körpers durch die Menstruation von einer schädlichen
Materie ist offenbar fehlerhaft; auch die Ansicht, dass sie
ausser der Schwangerschaft deswegen vorhanden sei,- um dasjenige
Blut vom Uterus abzuleiten, welches während dér Schwangerschaft
zur Ernährung des Embryo verwandt werde, ist unbefriedigend,
da es in quantitativer Hinsicht nicht auf eine so geringe Blutmenge
ankommen kann'. Wahrscheinlicher klingt die Vorstellung, dass
sie bestimmt sei, das menschliche Weib vor den Erscheinungen
der periodischen Brunst zu bewahren. Am wahrscheinlichsten
betrachtet man die Menstruation als eine periodische Regeneration,
eine Art von Mauserung der weiblichen Genitalien, welche wahrscheinlich
auch mit neuer Epitheliumbüldung verbunden seyn wird.
Die Ursache des bestimmten Periodus liegt nicht in dein Mon-
deswechsèl, sondern liegt im Organismus selbst, und ist wie die
Ursache anderer Perioden eine innere. Denn mit dem Lichtwechsel
des Mondes steht die Menstruation durchaus nicht im Zusammenhang,
sondern die Menstruationen der verschiedenen Frauen
sind auf alle Tage der Monate vertheilt. Auch sind die Perioden
der Menstruation in den Fällen, wo sie am regelmässigsten ist,
keine Mondesmonate, sondern Sonnenmonate, und überhaupt sind
diese Perioden bei verschiedenen Frauen hach inneren Ursachen
äusserst verschieden.
Beim männlichen Geschlecht äüssert sich das Periodische nur
in der Turgescenz der Genitalien und der Sammlung der Erregbarkeit
und Potenz des Rückenmarks und der Nerven für die
geschlechtlichen Zustände, welche grössere Erregbarkeit und Turgescenz
mit derBegattung oderPollution kritisch endet. Die Frauen
sind einer solchen periodischen Aufregung viel weniger oder gar
nicht unterworfen. Am entschiedensten ist die Brunst bei den
Thieren. Sie fällt bei vielen in die Zeit des Frühjahrs, wie bei
den meisten Vögeln und Amphibien, vielen Fischen und Säuge-
thieren, wie den Nagern, Maulwürfen, Pferden u. a. Die Brunst
mancher Thiere fällt erst in den Sommer, wie bei mehreren Fischen,
Vögeln, Amphibien und Säugethieren, bei anderen in den Herbst,
wie bei vielen Wiederkäuern, bei anderen in den Winter, wie
bei den Hunden, Katzen und vielen anderen reissenden Thieren.
Siehe das Nähere hierüber in Burdacr’s Physiologie. B. I. p. 381.
Bei den gezähmten Thieren ist das regelmässig Periodische der
Brunst viel weniger deutlich, als bei den freien, und manche
Thiere begatten sich in der Gefangenschaft gar nicht, wie der
Elephant.
Die Ursache des ganzen Geschlechtslebens liegt grossentheils
in dem Bildungsorgan Eierstock und Hoden, und dessen Wechselwirkung
mit dem ganzen Organismus. Nicht bloss bleiben bei
den in der Jugend castrirten Thieren die geschlechtlichen Empfindungen
und Emotionen meist aus, auch im mannbaren Alter
beraubt die Castration den Organismus grossentheils von der
geschlechtlichen Empfindlichkeit. A. Cooper kannte einen Mann,
dem beide Hoden exstirpirt worden, während 29 Jahren. Die
ersten 12 Monate hatte dieser Mann nach seiner Angabe bei Befriedigung
des Geschlecbtstriebes Ejaculationen oder wenigstens
das Gefühl, als ob dergleichen statt fänden. Später hatte er,
doch nur selten, Erectionen und befriedigte den Geschlechtstrieb
ohne das Gefühl der Ejaculation, und nach zwei Jahren waien
die Erectionen sehr selten und unvollkommen und sie hörten,
sobald er den Coitus zu vollziehen suchte, sogleich auf. Zehn
Jahre nach ,der Operation theilte er A. Cooper mit, dass er während
des verflossenen Jahres den Geschlechtstrieb einmal befriedigte.
28 Jahre nach der Exstirpation des zweiten Hodens gab
er an, dass er schon seit Jahren selten Erectionen habe und dass
sie dann nur unvollständig seyen. Seit vielen Jahren habe er