
wollte. Muell. Ardhiv. 1834. 140. Eben so wenig siebt ein Anderer,
wenn ich mir durah Druck an meinem Auge die Empfindung
eines starken Blitzes errege, in meinem Auge die geringste
Spur von objectivem Lichte; weil jenes Licht eben bloss eine gesteigerte
Empfindung ist ,
Das sogenannte Leuchten der Augen ist schon oben in den
Prolegomena besprochen worden. An und für sich bat es a priori
nichts gegen sich, dass die Nerven der Thiere leuchten sollten,
und da man am Auge die einzige Gelegenheit hat, einen Nerven,
nämlich die Retina ohne Verletzung durch die durchsichtigen Podien
zu betrachten, so müsste man, falls in den Nerven eine Entwickelung
von Lichtmäterie stattfände, das Phänomen hier am
besten beobachten können. Würde es sich beobachten lassen, so
würde diese Erscheinung noch immer ausser allem Zusammenhänge
mit dem Lichtsehen aus inneren Ursachen stehen. Aber
die Erfahrung bestätigt nicht eine solche objeetive Lichtentwickelung
in den Nerven und in der Nervenbaut des Auges. Die
Erfahrungen, welche das Gegentheil beweisen, sind a. a. O. angeführt.
Der mechanische Einfluss erregt aber auch die eigenthüm-
lichen Empfindungen des Gehörnerven; es ist wenigstens zum
Sprichwort geworden, Einem Eins geben, dass ihm die Ohren klingen;
so sagt man auch-, Einem Eins geben, dass ihm die Augen
davon funkeln, Einem Eins geben, dass er es fühlt, so dass derselbe
Schlag in dem Gehörnerven, Gesichtsnerven, Gefühlsnerven die
verschiedenen Empfindungen dieser Sinne hervorruft. Dass man
Einem einen Schlag versetzen könnte, dass er es riecht und schmeckt,
ist dagegen weder sprichwörtlich, noch thatsächlich; doch entsteht
durch mechanische Reizung des Gaumensegels, des Kehldeckels, der
ZungenwTurZel, der eckelhafte Geschmack. Die Wirkung der
Körper beim Schall auf das Gehörorgan, ist eine ganz mechanische.
Ein plötzlicher mechanischer Impuls der Luft auf das Gehörorgan
erregt die Empfindung des Knalles, wie beim Gesichtsorgan
des Lichtes. Ist der mechanische Impuls heftig, so ist es
ein Knall, ist er schwach, so. ist es ein Geräusch; war die Ursache
anhaltend, so wird auch das Geräusch, der Schall anhaltend
sein. Unter bestimmten Bedingungen wird aus dem Schalle und dem
Geräusche ein bestimmter Ton. Zu einem Ton von vergleichbarem
Werthe' ist eine schnelle Wiederholung des gleichen Impulses
in sehr kurzer Zeit nothwendig. Dasselbe Geräusch, welches anhaltend
und ohne regelmässige Unterbrechungen Geräusch bleibt,
wird Ton, wenn es regelmässig in kurzer Zeit sehr oft unterbrochen
wird. Die Reibung der Zähne eines Rades an einem Holzsplitter
an der von S avart erfundenen Maschine bringt an und
für sich als mechanischer auf das Gehörorgan fortgepflanzter Impuls
nur ein Geräusch hervor; wird das Rad schnell umgedreht
und folgen sieh die Geräusche schnell auf einander, so werden
sie immer weniger von einander unterschieden und zuletzt sind
sie ein bestimmter Ton geworden, dessen Höbe mit der Schnelligkeit
des Umlaufs des Rades oder der Stösse zunimmt. Die
Schwingungen eines Körpers, welche an und für sich ohne Folge
auf einander bloss oder kaum ein Geräusch bilden würden, werden
durch Folge auf einander zum Ton; der Impuls ist auch em mechanischer.
Angenommen, dass die Lichtmaterie durch in d ia nische
Oscillationen auf die Körper wirkt (Undufationstheorie), so
haben wir hier wieder ein Beispiel, dass Schwingungen auf verschiedene
Sinne verschieden wirken. Sie bewirken im Auge die
Lichtempfindung, in andern Sinnen nicht, in den Gefuhlsnerven
die Empfindung der Wärme. . . . ,
Der electrische Reiz kann als zweites Beispiel dienen, dass
derselbe Reiz in den verschiedenen Sinnesnerven verschiedene
Empfindungen hervorruft. Schon ein einfaches Plattenpaar von
heterogenen Metallen, mit dem Auge kettenartig verbunden erregt
im Dunkeln die Empfindung eines hellen blitzähnlichen Scheins;
selbst wenn das Auge ausser dem Strom liegt, wenn es nur nicht
zu weit davon entfernt ist, entsteht die Empfindung durch Ableitung
eines Theils des Stroms auf das Auge. So z. B. wenn die
eine Platte an das Innere eines Augenliedes, die andere an das
Innere des Mundes angelegt wird. Stärkere electrische Reize bewirken
viel heftigere Lichtempfindungen. Im Gehörorgan, erregt
der electrische Reiz die Gehörempfindung. Vocta. empfand, als.
sich seine Obren in der Kette einer Säule von 40 Plattenpaaren
befanden, nach der Schliessung ein Zischen und stossweises Geräusch,
welches die ganze Zeit der Schliessung fortdauerte. Phi-
los. transact. 18D0 p. 42v. Ritter empfand. bei Schliessung der
Kette einen Ton wie G der eingestrichenen # ctave, oder g •
Die Reibuugselectricität der Maschine erregt in den Geruchs- ■
nerven einen phosphorigen Geruch, die Armirung der Zunge mit
heterogenen Metallen erregt einen sauren od<?r salzigen Geschmack
ie nach der Lage der Platten, wovon die eine über, die andere
unter der Zunge applicirt wird. Die Erklärung dieser Eise ei-
umig aus der blossen Zersetzung der Speichelsalze durfte schon
nach dem bereits von andern Sinnen angeführten nicht hinreichen
Die Wirkungen der Electricität auf die Gefuhlsnerven sind
hinwieder weder Lichtempfindung, noch Gehörempfindung, noch
Geruchs- noch Geschmacksempfindung, sondern die diesen Nerven
eigenen Empfindungen des Stechens, Schlagens u. s. w.
Chemische Einflüsse wirken wahrscheinlich auch verschieden
auf die verschiedenen Sinnesnerven. Natürlich hat man darüber
nur wenig Erfahrungen; bekannt ist, dass chemische Einflüsse
in den Gefühlsnerven der Haut Gefühlsemdrucke, wie Brennen,
Schmerz, Wärmeempfindung, in dem Geschmacksorgane Geschmacksempfindungen
und wenn sie fluchtig, in de» Geruchsnerven
Geruchsempfindung erregen. Auf die höheren Sinnesnerven
können wir auf mehr unschädliche Weise nur durch ms Blut aut-
genommene Stoffe chemisch wirken. Auf diese W eise wirken sie
auch in jedem Sinnesnerven, den Eigenschaften desselben gemäss.
Dahin gehören die Wirkungen der Narcotica welche bekannthe l
subjective Gesichts- und Gehörphänomene erzeugen-. .
IV. Die eigenthümlichen Empfindungen jedes, Sinnesnerven können
durch mehrere innere und äussere Einflüsse zugleich hervorgevu-
Jen werden.