J. Mueller vergleichende Physiologie des Gesichtssinnes. Leipz. 1826.
p. 307.
1. Der' leuchtende Körper
sei A, C sei die lichtempfindende
'Nervenhaut,
B sei eine zwischen A
und C befindliche u n durchsichtige,
oder für
das Licht undurchdringliche
Wand, nur der Punct
o in dieser Wand sei offen
und durchsichtig. Ausser
dieser Oeffnung .soll1 die
Nervenhaut C von keiner
Seite aus Licht erhalten
und also ganz beschattet seyn. So werden die Liehtstrahlen von
a durch o durchgehend nur in a der Nervenhaut, die Lichtstrahlen
von h, durch o durchgehend, nur in h der Nervenhaut zur
Erscheinung kommen, und jeder Punct des Körpers a . . .. b wird
in einer besondern Stelle der Nervenhaut a ...... li repräsentirt
seyn. Denn a und b in dem Körper Ä sind mathematische Puncte,
a und b in der beleuchteten Nervenhaut sind kleine Flachen,
die um so grösser seyn und das Bild desto undeutlicher machen
werden, je grösser die Durchgangsöffnung, o der Wand ist. Je
kleiner o ist tun so bestimmter wird zwar das, Bild seyn, aber
um so dunkler auch, denn um so dünner ist der Lichtkegel, der
von jedem Puncte a ----b des Körpers durch diese Oeffnung durchgeht.
VergL über die optische Kammer B ockt animal and vegetable
physiology. London 1834. II. p. 451. Künzek. die Lehre vorn Lichte.
Lemberg 1836. p. 28. Die Natur hat von diesem Apparat, zur
Sonderung des Lichtes keinen Gebrauch gemacht, wahrscheinlich
weil der Erfolg zu gering und die Intensität des Lichtes jedes
Punctes nur durch Aufgeben der Deutlichkeit erlangt werden kann.
2. Die zweite Art der Sonderung der Lichtstrahlen zur Erzeugung
eines Bildes auf der Nervenhaut, auf welche' ich zuerst im
Jahre 1826 in der Schrift zur Physiologie des Gesichtssinnes aufmerksam
machte, ist diese. Vor der Nervenhaut stehen durchsichtige
Kegel nebeneinander in ungeheurer Anzahl senkrecht auf,
welche das in der Richtung ihrer Achse kommende Licht-allein
bis zur Nervenhaut gelangen lassen, alles seitlich in sie- eintretende
Licht, welches schief auf
ihre Wände äuffailen muss,
absorbiren sie durch Pigmente
womit ihre Wände
bekleidet sind. A sei die
Nervenhaut, welche von
convexer - Oberfläche sei,
und die Oberfläche einer
Kugel darstellf, die durchsichtiaen
Kegel B dien
in den Radien dieser Kugel
stehen. Das von «, b, c, d ausgehende Licht wird nur diejenigen
Strahlen bis zur Nervenhaut senden können, welche in
der Richtung der Radien der Kugel liegen. So entwirft der Punct
a , obgleich er die ganze Oberfläche des Auges beleuchtet, doch
nur sein Bild in einpm einzigen Punct a der Nervenhaut, b nur
sein Bild in b, c nur in c, d nur in d. Alles übrige seitlich einfallende
Licht ist aüsgescblossen. Man sieht leicht ein, dass die
Deutlichkeit des Bildes auf der Nervenhaut zunehmen muss, je
mehr Kegel auf der Oberfläche der Nervenhaut gleich Radien
stehen, und dass wenn 1000 Kegel vorhanden sind, auch 1000
Theilchen des Sehfeldes im Bilde repräsentirt sind, und wenn
10,000 durchsichtige Radien, die Deutlichkeit um das Zehnfache
vervielfacht seyn wird. Diese Organisation, welche man sich
durch Combination als mögliche Art des Sehorgans aufstellen
konnte, fand ich in den zusammgesetzten Augen aller Insecten
und Crustaceen verwirklicht. Es versteht sich von selbst, dass
ein solches Sehorgan kugelig, oder ein Abschnitt einer Kugel
seyn muss. Wenn seine Circumferenz sich flach einer ebenen
Eläche nähert, so werden die äussersten Kegel am Rande des Organes
auch wenig divergiren, und das Auge nur einem kleinen
Theil der Aussenwelt entsprechen. Das Sehfeld wird aher in
gleichem Grade mit der Convexität des Auges, oder mit der Grösse
des Kugelabschnittes wachsen. Die Darstellung des Bildes in mehreren
tausenden gesonderten PunCten, wovon jeder Punct einem
Feldchen der Aussenwelt entspricht, gleicht einer Mosaik, und
man kann sich aus einer kunstreichen Mosaik die beste Vorstellung
von dem Bilde machen, welches die Geschöpfe, die solcher
Organe theilhaftig sind, von der Aussenwelt erhalten werden.
Ein Nachtheil bei einer solchen Art der Sonderung des Lichtes ist,
dass die Quantität des Lichtes, welches von einem Puncte durch
einen Kegel zur Nervenhaut kommt, so sehr gering ist. Indessen
scheint, wie man beim Sehen-bei einbrechender Dunkelheit bemerkt,
auch bei uns zum einfachen Sehen ohne besondere Schärfe,
selbst eine äusserst geringe Lichtmenge nöthig zu seyn, ein unendlich
kleiner Theil des Lichtes, dem unser Auge am hellen Tage
ausgesetzt ist, und auch bei uns kam es der Natur mehr darauf an,
die Menge des Lichtes zu massigen, als sie zu gestatten. Die
kleinste Pupille ist beim hellen Tag noch zum Sehen hinreichend.
Man kann diese Art lichtsondernder Apparate, musivische
dioptrische Mittel, im Gegensatz der lichtsammelnden collectiven
Mittel nennen.
3. Die vorher beschriebene Art der Isolirung des von verschiedenen
Puncten ausgehenden Lichtes auf verschiedene Puncte
des Organes, geschah durch Sonderung und Ausschliessung der
Strahlen, welche hindernd sind; auch durch Sammlung der von
einem Puncte ausgehenden divergirenden Strahlen wieder in einen
Punct ist die Isolirung und noch viel bestimmter, und
mit grösserer Lichtstärke möglich. Nothwendig muss sich dann
aber das empfindende Organ gerade an der Stelle befinden,
wo die Strahlen wieder zu einem Puncte vereinigt sind, oder
an der Spitze des Lichtkegels. Bei der vorhergehenden Art
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