
sind in den Sinnen gegenwärtig. Sie haben an nnd für sich dieselbe
Beweiskraft für ihre wirkliche Existenz als äussere Gegenstände
seihst, von denen wir nur durch unsere Sinnesaffectionen
wissen. Ist daher die Schärfe für die Zergliederung der Sinneserscheinungen
verloren, so ist auch kein Grund vorhanden,, ihre
Wichtrealität anzunehmen. Selbst der Wachende, der Phantasmen
hat, hält sie bei geringer Schärfe des Vorstellungsvermögens für
wirklich. Dagegen weiss man auch zuweilen, wenn das Träumen
dem wachenden Zustande näher ist, dass man wirklich träumt, und
man lässt das Träumen mit dieser leitenden Vorstellung fortgehen.
Eine sehr häufige Erscheinung im Traume ist, dass wir träumen
intendirte .Bewegungen nicht ausführen zu können. Wir
wollen einer Gefahr entfliehen und. wir können nicht. Hier
entspricht der Traum der wirklichen Unfähigkeit des Sensoriums,
die zu den willkürlichen Bewegungen erforderlichen Wirkungen
des Nerveriprincips auszuführen, oder dem gebundenen Zustande
der organischen Kräfte des Sensoriums. Einige haben im Traum
noch eine gewisse Herrschaft über die willkürliche Bewegung,
reden, bald verwirrt, bald klar, im Schlaf und Traum. Hierher
auch das Schlafen hei-schwierigen Stellungen ; z. B. die Postillione
schlafen oft zu Pferde, die Vögel schlafen stehend und
selbst zum Theil auf einem Bein stehend. Zum Schlaf und Traum
gehört eben nur eine Verdunkelung eines sehr grossen Theils
der Vorstellungen, die im Wachen zugänglich .sind; aber diejenigen
Vorstellungen, die in Thätigkeit sind, können auch, wenn
das Schlafen nicht Zu tief ist, auf die Bewegungsorgane wirken.
Man sieht, wie nahe sich hier die pathologischen Zustände des
Schlafes anschliessen. Im Schlafe deutliche zusammenhängende
Worte reden, aufstehen und Geschäfte verrichten, das sind alles
Erscheinungen von vollkommen gleicher Art. Der Somnambulist
steht fast auf gleicher Stufe mit dem Somnostatist, dem im Schlafe
stehendem Vogel.
Der einfachste Grad des Somnambulismus wird hei Kindern
mit reizbarem Nervensystem beobachtet, welche im Schlafe unruhig
werden, rufen, jammern, sich trösten lassen und Sprechende
verstehen, auch bei offenen Augen sie erkennen, aber doch, ungeachtet
der Fähigkeit zu willkürlichen Bewegungen und zu Sinnesvorstellungen
aus dem beängstigenden Vorstellungskreis des
Traums lange Zeit nicht erwachen. Hier ist das Vorstellen bis
auf einen gewissen Grad wach, aber es fehlt an hinreichend
klaren Vorstellungen, welche die beunruhigte Vorstellungsmasse
ins Gleichgewicht ziehen. Dieser. Zustand gleicht dem, des beginnenden
Erwachens, wo man auph mit dem Erwachenden reden
kann, er aber verwirrte Antworten giebt, und das, was um
ihn vorgeht, mit seinen Traumbildern und Traumvorstellungen
vermengt.
Bei höheren Graden des Somnambulismus steht der Träumende
auf, lebt vollständig in den, mit dem beunruhigten Vorstellungskreis
zusammenhängenden Vorstellungen und Sinneseindrücken,
verrichtet damit zusammenhängende, oft gefahrvolle
Handlungen ohne Bewusstseyn der Gefahr, und geht über gefährliehe
Stege, wie das Kind,’das die Gefahr nicht kennt, und deswegen
nicht bebt. Ueber eine geneigte Fläche hingehen ist nicht
so schwierig, wenn man nur nicht weiss, dass sie hoch über der
Erde ist, und wir würden mit Leichtigkeit über manche Dächer
gehen,, wenn sie auf ebener Erde angebracht wären. Der Som^
nambulist assoeiirt nur dasjenige, was mit dem beunruhigten Vorstellungskreis
im Zusammenhänge steht. Alle übrigen Vorstellungen
sind für ihn nicht vorhanden. Er sieht und hört und wird
dabei von allem, seinem Vorstellungkreis Fremden nicht gestört,
so lange er eben nicht erwacht. . . ,, „
Das Erwachen aus dem Schlaf erfolgt, wenn sich die Erreg-
barkeit des Gehirns für die zum Vorstellen und Denken nötbigen
organischen Zustände völlig hergestellt hat. Die Zustande des
Körpers machen dann wieder lebhaften Eindruck. Man kann
aber auch aus dem unbeendigten Schlaf bei einer hinreichenden
Stärke der Empfindungen von äusseren Objecten oder auch .bei
hinreichender Stärke der Traumvorstellungen erwachen. Besonders
leicht erwacht man bei starken Gemüthsbewegungen im Traum,
in der Angst u. dergl. Die Gemüthsbewegungen nämlich erregen
hier wie im Wachen, die körperlichen Actionen und dadurch
entsteht eine immer stärkere Irradiation in dem Schlafenden,
welche zuletzt auch das Gehirn auf seiner Gebundenheit aufregt.
Der Erwachte erinnert sich an den nächsten Smneselndruk-
ken, wo er ist, in diesem oder jenem Schlgfgemach und daher
jn dieser oder jener Stadt; er erinnert sich sofort der Zeit des
Tags und verbessert die etwa in dieser Hinsicht entstandenen
Irrungen. Zuweilen ist der Vprstellungskreis während des Schla-
fes so beengt, und von den gewöhnlichen Vorstellungen des Ei-
genlebens der bestimmten Person so ^bgespndert, dass der Erwa-
chende sich durch Sammlung der zu seinem Eigenleben gehörigen
. Vorstellungen zu erinnern hat, wer er ist.
Alle Thiere haben an dem Schlafen Piehr oder; weniger An-
theil, wie bereits Aristoteles mit Recht bemerkt. De Somno et
vigilia, Einige träumen auch, wie der Hund, der im Schlate
bellt. Bei manchen Thieren, wie insbesondere bei den kaltblütigen,
sind die Perioden weniger deutlich und regelmässig. Sie
, scheinen indess ebenso gut dem Schlafe ähnliche Zustände zu
besitzen; die Frösche, die einen Theil der Nacht im Sommer
quaken, werden doch meist nach Mitternacht ruhig, zumal wenn
die Begattungszeit vorüber ist. Die Insepten und Spinnen trifft
man oft in schlafsüchtiger Ruhe und wahrscheinlich haben alle
Thiere, hei denen man noch keine regelmässigen Perioden des
Schlafes und Wachens bemerkt hat, ein Aequivalent des Schlafes
in der 'von Zeit zu Zeit eintretenden Trägheit utul Beruhigung.
Unter den Menschen haben die vegetativen, vollsaftigen Constitutionen
einen langem Schlaf und melm Bedürfuiss des Schlafes;
von den Magerp gilt das Gegentheil. Die lebhaften und zugleich
energischen, schwer ?u ermüdenden haben -weniger, die lebhaften,
reizbaren und leichter zu erschöpfenden Constitutionen haben.mehr
Bedürfniss des Schlafes. In der Jugend ist der Schlaf- läugei und
wird von der -Natur mehr gefördert als im Alter-. Pas Verwalten