
einseitig ausgebildeten nn<l selbst chemisch verschiedenen Zellen
sind zusammengedacht, die ganze Organisation e x p lic ite , welches
in der Keimzelle oder in den Keimzellen der Knospe im-
p lic ite oder potentia war. Das Wachsen besteht daher zum
Theil in einer Umwandlung des potentiellen Ganzen der einen
Zelle, in ein e x p lic irte s Ganzes mit vielen durch ihre Structur
und chemische Beschaffenheit speciell delegirten Zellen. Insofern
alle diese speciell delegirten Zellen wieder am Stamme ihres
Gleichen in sich oder ausser sich durch Verwandlung der Materie
erzeugen, und also ihres Gleichen immer häufen, ist auch
der erwachsene Organismus ein e x p lic irte s Ganzes mit einem
Multiplum seiner einfachsten Theilchen. Denn der Erwachsene
hat ein Multiplum der Knorpelzellen des Embryo, ein Multiplum
seiner Muskelfasern u. s. w.
Gleichwohl darf der Erwachsene nicht bloss als ein explicirtes
Ganzes betrachtet werden, sondern er ist ausserdem, dass er
dieses durch die meisten Theile des Körpers ist, noch viel. mehr.
Die Kraft, das Ganze implicite zu seyn, ist auch noch in ihm und
die in ihm vorhandene Kraft zur Knospenzeugung und Zeugung
ist keine blosse Folge der Wechselwirkung der speciellen organi-
sirten Theilchen, sondern die Kraft zur Erzeugung des Ganzen
durchdringt immer noch den ganzen Organismus, wie sich leicht
erweisen lasst.
Denn abgesehen davon, dass ein Kopf der Hydra, dem der
Leih abgeschnitten ist, seinen Leih formirt, so ist auch ein Mensch,
der die Beine verloren hat, noch fähig eine vollständige Frucht
zu erzeugen, sei es Vater oder Mutter, wer den Verlust erlitten
hat. Und man würde gewiss noch viele Theile abschneiden
und gleichwohl würde noch der Stamm das Ganze erzeugen können.
Ferner sieht man aus der Zeugung durch Theilung vollendeter
Organisation, geschehe die Theilung von selbst oder künstlich,
dass es eine Stufe der Organisation giebt, wo die Kraft zur Erhaltung
eines Ganzen nicht bloss in der Wechselwirkung aller
vielfach vorhandenen, constituirenden Theilchen (Zellen) besteht,
sondern dass noch Theilung dieser Summe stattfindet.
Ferner werden hei allen organischen Wesen vom ersten Entwickeln
ap, nicht bloss Zellen erzeugt, die zusammen das Ganze
ex p lic ite sind, sondern gleichzeitig mit diesem Wachsthum,
wobei sich die Summe der constituirenden Theilchen fort und
fort vermehrt, werden von allen organischen Wesen auch Zellen
oder Haufen von Zellen gebildet, die das Ganze potentia sind,
d. h. die Kraft zur Erzeugung aller zu besondern Zwecken verwandter
und organisirter Zellen enthalten. Das Multipliciren aller
wachsenden organischen Wesen ist daher ein doppeltes Wachsen
der vorhandenen vollendeten Form durch Multipliciren .der sie
constituirenden Theilchen, und Multipliciren der Form der Species
in unentwickelter Gestalt, alles Verschiedene ungetrennt enthaltend,
und diess ist entweder die keimfähige Knospe oder auch Keime, die
erst die Befruchtung erfahren müssen- Die keimfähige, der Befruchtung
zur Entwicklung nicht nöthig habende Substanz, welche im
einfachsten Zustande eine einzige Zelle ist, wird entweder in allen
II. Abschnitt. Von der g e s ch le ch tlich en F o r t pflanzung.
I. Capitel, Von den G e sch le ch te rn .
Die geschlechtliche Fortpflanzung hat diess zu ihrem Wesen,
dass die hei derselben verwandten Keime zwar die Eigenschaften
der Gattung, Art und selbst des Individuums fortpflanzen, dass
die Organisation des Keimes aber nicht ohne die Einwirkung
einer, dem Keim verwandten, aber doch vom Keim verschiedenen
Materie, des Samens, vollbracht werden kann. Der Samen
pflanzt zwar auch die Eigenschaften der Gattung, Species und
selbst des Individuums fort, aber nur durch Einwirkung auf das
Ei, welches selbst also zunächst der Schauplatz aller auf die Entstehung
eines neuen Individuums bezüglichen Veränderungen wird.
Samen und Eier werden entweder in verschiedenen Individuen
erzeugt, und die Befruchtung geschieht, indem sich beide
Geschlechter vermischen, oder auch indem ausser dem Organismus
der Samen des einen künstlich mit den isolirten Eikeimen
des andern in Verbindung gebracht wird. Oder beiderlei, Samen
und Eikeim werden in einem und demselben Individuum in verschiedenen
Organen gebildet. Alle sogenannten bermaphroditischen
Pflanzen und Thiere bilden Samen und Eier zugleich. Der Dualismus
der Geschlechter ist also nicht nothwendig Dualismus der
Individuen. Vielmehr kann die geschlechtliche Zeugung so gut,
wie die Knospenbildung und Theilung, von einem einzigen Individuum
geschehen.