
ist diess oft geschehen. Dieser Zustand dauert zuweilen mehrere
Stunden an.
2) Yisirt man mit nur einem offenen Auge die sich deckenden
Enden in verschiedener Entfernung aufgestellter Nadeln, so
erscheint die erste deutlich, wenn die zweite nebelig erscheint,
und die zweite deutlich,, wenn die erste undeutlich, gesehen wird.
Beide Bilder liegen in der Achse und decken^ sich, und doch
hängt es von eitler willkührlichen, im Auge fühlbaren Anstrem un°
ab, das erste oder das zweite deutlich zu sehen. Wenn ich also
hei kleiner Pupille, wie sie für den nahen Gegenstand ist, diesen
fixire, und die Vereinigungsweite seines deutlichen Bildes imMit-
telpünct der Netzhaut ist, so bildet der fernere Gegenstand mit
den durch die enge Pupille fallenden Centralstrahlen doch einen
Zerstreuungskreis um den Mittelpunct der Netzhaut, d. h. diese
Centralstrahlen des fernen Gegenstandes haben ihre Vereinigungsweite
nicht in der Entfernung der Netzhaut, sondern davor.
Jahrb. f . wissensch. Kritik. 1829. Oct. 623. Der Versuch kann
auch so angestellt werden, dass man den Kopf einer Nadel durch
die enge Oeffnung eines Kartenblattes visirt., Es hängt von der
Willkühr ah, den Band der Oeffnung deutlich zu sehen, wobei
der Nadelkopf undeutlich wird, oder diesen deutlich zu sehen,
wobei dann der Rand der Kartenöffnung undeutlich wird. T reviranus
hat diesen Erscheinungen nicht die gehörige Aufmerksamkeit
gewidmet, und seine Erklärung, dass die Erscheinung von
der Versetzung der Nerventätigkeit auf andere Puncte abzuleiten
sei, ist vollends ungenügend. Die beiden Bilder fallen auf denselben
Punct der Netzhaut, eine Nadel deckt die andere und
doch sehe ich die erstere durch den Zerstreuungskreis der zweiten
und die zweite durdh den Zerstreuungskreis der erstem. Um
Versetzung der Aufmerksamkeit auf and'ere Puncte der Retina
kann es sich also nicht handeln. Ich sehe eimganzes Blatt mit
Lettern undeutlich, sobald ich die Veränderung im Innern des
Auges für eine andere Entfernung mache; hier ist gar kein Gegenstand
des deutlichen Sehens vorhanden, d. h. die Veränderung
ist für eine solche Nähe oder Ferne, in welcher gerade kein Gegenstand
da ist oder gesehen werden kann. Vergl. V olkmann
und K ohlrausch a. a. O.
3. S cheiner’s Vfersuch. S cheiner oculus sive fundamentum op-
ticum. Werden in ein Kartenblatt mittelst einer Stecknadel zwei
Oeffnungen, gemacht, die einander näher sind als der Durchmesser
der Pupille gross ist, und wird dureh diese vor ein Auge gehaltenen
D E F
B
Oeffnungen ein kleiner Gegenstand a angesehen, so erscheint dieser
nur in einer bestimmten Entfernung einfach, in jeder andern
aber doppelt. So erscheint er, wenn A und B die Oeffnungen
des Kartenblattes, einfach als o, wenn in E die Netzhaut ist. Ist
aber die Entfernung von a grösser und B die Netzhaut, so dass
das Bild nicht mehr auf die Netzhaut, sondern vor dieselbe in o
fällt, so kreuzen sich die Strahlen hinter o, und auf die Netzhaut D
fällt das Doppelbild <?V|$ wovon das untere a" verschwindet, wenn
die entgegengesetzte oder obere Kartenöffnurig A verschlossen wird
und umgekehrt. Desgleichen wenn die Entfernung von a zu klein
ist. Denn dann fällt das Bild hinter die Netzhaut F in o und es
erscheinen auf der Netzhaut F die Doppelbilder a'a", wovon das untere
Bild a!' verschwindet, wenn die Kartenöffnung derselben Seite
B geschlossen wird.
' Die Gonsequenzen dieses Versuchs haben ferner P orter-
F i i L D , Y oung (Philos. traps. 1 8 0 1 .), P urkinje, P lateau, V olkmann
erläutert, und der letztere denselben mannigfach variirt.
Der Versuch von S cheiner beweist offenhar die Nothwendig-
keit der inneren Veränderungen für das deutliche Sehen und
die Unrichtigkeit der •Hypothese vou T reviranus, indem er zeigt,
dass das Bild unter gewissen Umständen vor oder hinter die Netzhaut
fällt. Hieher gehört auch ein Versuch von Beudant und
Crahay. Wird eine Stecknadel in einer Entfernung von 5 — 6
Centimeter vom Auge durch ein Nadelloch in einem Kartenblatt
gesehen und das Kartenblatt hin und her bewegt, so bewegt sich
die Nadel scheinbar auch, in umgekehrter Richtung. Die Erklärung
ergiebt sich aus den Erscheinungen des undeutlichen Sehens,
wenn das Bild vor oder hinter die Netzhaut fällt. Im ersten Falle
z. B. divergiren die Strahlen von depi Vereinigungspuncte wieder
und es entwirft sich ein Zerstreuungskreis auf der Netzhaut. In-
terc.ipirt die Karte bei ihrer Bewegung einen Theil der Strahlen,
so kommen nur die kreuzenden Strahlen der einen Seite zur Netzhaut.
Daher die scheinbare Verrückung des Bildes. Bei diesen
Phaenomenen kömmt übrigens auch die Diffraction am Rande der
Kartenöffnung in Betracht.
Die Ursachen der Aecomodation des Auges für das deutliche
Sehen in verschiedenen Fernen können in sehr verschiedenen
Theilen gesucht werden: in den Bewegungen der Iris, in der
Verrückung der Linse, in der Verlängerung der Achse des Auges,
in der Veränderung der Convexität der Hornhaut oder der Linse.
Eine Zusammenstellung aller hieher gehörenden Hypothesen haben
H aller elem. physiol. T. V. L. XVI. Sect. 4. §. 2 0 ., Ol-
rers a. a. 0 . und T reviranus in seiner Biologie. 6. 5 1 2 . gegeben,
auf welche ich hier verweise.^,
1. In den Bewegungen der Iris suchten u. A. Mile und P ouillet
die Ursache, , der erste rechnete auf die Beugung oder Diffraction
des Lichtes am Rande der Iris, wodurch sehr verschiedene Vereinigungsweiten
für die respectiven Strahlen entstehen, der zweite
auf das Sehen durch die Randstrahlen oder Centralstrahlcn bei
verschiedener Weite der Pupille.
2. In der Verlängerung und Verkürzung der Achse der Linse