
der 'Gravitation lassen sich die Gesetze der Mechanik der Himmelskörper
ableiten, aber das Wesen der Gravitation der Materie
bleibt verboi'gen. Auf dem Gesetze der Trägheit, dass ein bewegter
Körper sich so lange bewegt, bis e r autgehalten wird,
beruht die Phoronomie, aber jenes Gesetz ist ein blosser Erlah-
rungssatz, denn a priori lässt, sich nur sagen, ein Körper wird
bewegt so lange als er bewegt wdrd, a = a . Das Studium der Wirkungen
electrischer Ströme aufeinander durch Ampere, führte zur
Entdeckung von Gesetzen,- aus welchen die electromagnetischen
Erscheinungen mit.gleicher Evidenz abgeleitet werden können,
wie die geometrischen Wahrheiten aus ihren Axiomen. So das
fundamentale Gesetz, dass zwei electrische Ströme sich anziehen,
wenn sie nach gleicher Richtung gehen, sich ahstossen, wenn sie
-nach entgegengesetzten Richtungen gehen. Aber die Natur der
Electricitätist doch verborgen. Die Mechanik der* Nerven beruht
grösstentheils auf dem Erfahrungssatze, dass die Nervenia-
sei-n in ihrem Verlaufe getrennt bleiben. Die Physik der Entwickelung
und des Lebens der Zellen in den organischen Körpern
wird die Grundlage für die Theorie der zusammengesetztesten
Erscheinungen der pflanzlichen und thierischen Vegetation werden.
Die Erscheinungen der Seele werden erfahren, wie alle
physischen Erscheinungen, und die: Psychologie ist den Naturwissenschaften
durchaus ähnlich,« auch hier lässt sich das Geschehen
so beobachten, dass eine Ableitung der Erscheinungen'möglich
ist aber das Wesen der Seele bleibt immer verborgen.
i Hieraus lässt sich einsehen, -welche Methode in den Naturwissenschaften
die fruchtbarste seyn müsse. Die wichtigsten Wahrbeiten
in dehselben sind weder allein durch Zergliederung dei
Begriffe der Philosophie, noch allein durch blosseV Erfahren
gefunden worden, sondern durch eine denkende Erfahrung:, welche
•da$ Wesentliche von dem Zufälligen in den Erfahrungen, unterscheidet
und dadurch Grundsätze findet* aus welchen viele .Erfahrungen
abgeleitet werden. Diess ist mehr, als blosses Erfahren
und wenn man will eine philosophische Eifahrung. )>i 1
In allen Wissenschaften kommen Begriffe vor, denn sie sind
das wirklich vorhandene Allgemeine* was durch . die Sinne sèlbst
nicht mehr erfahren- sondern durch den Geist, abstrahirt wird.
Die Begriffe kommen uns nur aus der: Zergliederung der Erfahrungen.
Die Naturwissenschaften zergliedern die Erscheinungen,
tun daraus Begriffe und Verhältnisse der Vorstellungen von den
Dingen zu. bilden. Das eigentliche Gebiet der Philosophie sind die
Begriffe vorzugsweise und ihre Verhältnisse zu einander, und sie
zieht daher aus allen ändern Wissenschaften ihre Nahrung und
verbindet alle Wissenschaften. Sie ist, trotz ihrer Verwandtschaft
zu der philosophischen Behandlung der einzelnen Wissenschaften
doch um so mehr eine selbstständige Wissenschaft für sich selbst,
als sie es auch mit den Begriffen zu thun hat, die nicht einer
Wissenschaft allein, sondern vielen oder mehreren zugleich zu
Grunde liegen, wie Seyn, Wesen, Zufall, Veränderung, Ursache
Quantität, Qualität, Raum, Zeit, Materie, Geist u. s, w. Manche
Begriffe sind nur einzelnen Wissenschaften vorzugsweise eigen,
wie der der Kraft, und Materie, der Bewegung, der Schwere,
aber soweit Begriffe in einer Wissenschaft Vorkommen, aus welchen
Erscheinungen abgeleitet werden, so weit, ist sie auch philosophisch.
M e n s c h e n - u n d T h i e r s e e l e .
Die Seelenerscheinungen der Thiere und des Mensehen summen
in mehreren Puneten überein, in anderen unterscheiden sie
„ich Beide bilden Vorstellungen von Sinneäersclieinungen, bewahren
sie und reproduciren sie, bei beiden findet .Association
oder Anziehung der Vorstellungen nach gewissen Gesetzen statt,
aber nur der Mensch vermag aus mehreren einzelnen Erscheinungen
sich ein Gedankending zu bilden, welches nicht für die einzelnen
Erscheinungen, sondern für das Gemeinsame in ihnen gilt,
nur der Mensch vermag Begriffe zu bilden. Sobald diess Gemeinsame
mehr ist als der Inbegriff der häufigsten und unveränderlichsten
Gharactere eines sinnlichen Dings, so ist das iiner
unfähig es aufzufassen. Man kann daher mit einem Worte den
Unterschied des thierischen und menschlichen Seelenlebens so
ausdrücken, dass den Tliieren der loyog durchaus fehlt. Mit
ihm ist die ganze geistige Bildungsfahigkeit des Menschen un
auch die Möglichkeit der Sprache gegeben. Das ganze Seelenleben
der Thiere geht nicht über das niedere Vorsteflen und Streben,
und die Association der Vorstellungen sinnlicher Eindrücke.
Die Association der Vorstellungen von sinnlichen Eindrücken,
geschieht bei den Thieren und dem Menschen nach dem Gesetz,
der Anziehung des Aehntichen, des gleichzeitig nebeneinander vorhanden
Gewesenen, und des. sich Folgenden Aber Leim Men-
sehen associiren sich auch Begriffe zu Vorstellungen das Allgemeine
schreitet zu seinen sinnlichen Einzelheiten, das Einzelne
wieder zu einem allgemeinen Begriff fort, zu welchem das Einzelne
gehört. • •> ' •*
Das Thier kömmt zwar sehr leicht dahin, zwei Dinge mit
einander in Verbindung zu bringen, aber es ist, was man auch von
der Vernunft der Thiere gesagt hat, platterdings unfähig, einen allgemeinen
Begriff zu bilden. Dass man hier von allen instinktartigen
vernünftigen Handlungen der Thiere ahsehen muss, versteht sich
nach den früheren Bemerkungen über den Instinkt von seihst, tun
Hund wird sich nach und nach gewöhnen .sieh vorzustellen, dass
mehrere Hüte und- Mützen von verschiedener Gestalt sanimt und
sonders auf den Kopf gesetzt werden, aber er wird me daraus
den Begriff einer Kopfbedeckung bilden. Es findet zwar schon
hei den einfachsten Vorstellungen . sinnlicher Gegenstände etwas
dem Begriff bilden Analoges statt, wie H erbart mit Recht bemerkt,
insofern in der Seele nicht ein allen Einzelheiten n sp a chendes,
alle einem Dinge entsprechenden Theilvarstellungen Z u rückbleiben,
sondern nur ein dunkeles Bild von..denjenigen Eigenschaften,
welche einem Ding am beständigsten eigen sin . n
diesem Sinne wird auch ein Thier Begriffsvorstellungen ha xen.
Ein Hund wird seinen Herrn noch erkennen, wenn er mit dieser