
nicht hervor, wie hei den Räderthieren mit zusammenhängenden
Räderorganen. In der zweiten Abhandlung (1831) werden viele
Variationen in der Bildung der Räderorgane nachgewiesen.
d. N a t u r d e r W i r a p e r b e .w c g u n g ,
Bei der Untersuchung der Natur der Wimperbewegun"
kömmt zuerst ihre Dauer und ihr Zusammenhang mit den übrigen
Lebensphänomenen zur Sprache. Die Dauer derselben nach
dem Tode ist wenigstens so lange, als die Reizbarkeit der thie-
rischen Theile dauert, und oft viel länger. Bei Fröschen und
Eidechsen hört sie nach P uriunje’s und Valentin’s Beobachtungen
in 1 — 2 Stunden auf, bei einer geköpften Emys europaea
dauerte sie 9 — 15 Tage nach der Entfernung des Kopfes. Es
behielten zwar die Muskeln bis zum 7ten Tage ihre Reizbarkeit
(wir haben bei einer Flussschildkröte mehrere Tage nach der Durchschneidung
des verlängerten Markes noch die Reflexionsbewegung,
Einziehung der Extremitäten bei der Berührung, gesehen), aber
die Wimperbewegungen dauerten eben so lange in ganz getrennten,
in Wasser liegenden Theilen. „ Bei den Vögeln und Säuge-
thieren dauern die Bewegungen nach P urkinje und V alentin
— 4 Stunden. Das Licht hat keinen, wohl aber die Wärme
Einfluss auf die Wimperbewegungen; sie dauern bei Säugethieren
und Vögeln noch, wenn auch die Theile einen, Moment "in Wasser
von 65° R. getaucht werden, wenn länger, nicht. Die Bewegungen
bleiben bei Säugethieren und Vögeln bei 10® R., hören
bei 5° auf. Der Schlag einer Leidener Flasche hebt die Bewegung
bei Unio nicht auf, auch der Einfluss einer galvanischen
Säule von 30° Plattenpaaren nicht, ausser an den "Stellen der
Application der Poldräthe, wo das Aufhören von der chemischen
Zersetzung bewirkt wurde. Die Wimperbewegungen werden
durch Blausäure, Aloe- und Belladonna-Extract,' Catechu, Moschus,
Morphium aceticum, Opium, Salicin, Strychnin, Decoct.
capsic. ann., selbst bei den concentrirtesten Lösungen nicht gestört.
Die Alcalisalze, Erd- und Metallsalze, Alcalien, Säuren
stören die Bewegung bald früher, bald später, nach der Stärke
der Solution; Blut unterhält die Wimperbewegung am längsten
aber Blutserum von Wirbelthieren macht die Wimperbewegung
der Muscheln sogleich aufhörend und Galle zerstört die Bewegung^
Am merkwürdigsten ist, dass diejenigen Stoffe, welche auf das
Nervensystem wirken, wie die Narcotica, die Wimperbewegun<T
durchaus nicht stören, wodurch diese Erscheinung sich als eine
fundamentale und nicht vom Nervensystem abhängige erweist.
P urkinje und Valentin haben Tauben und Kaninchen vermittelst
Blausäure und Strychnin, theils durch Einflössen in den
Schlund, theils durch Application dieser Stoffe in frische Hautwunden
getödtet. Nie zeigte sich die Flimmerbewegung im mindesten
verändert. Sie gebrauchten die Vorsicht , dass sie die
Thiere nicht nur nicht früher öffneten, als bis keine Zuckungen
an irgend einem Theile des Körpers mehr wahrgenommen wurden,
sondern bis selbst die gezerrten Glieder' keine Reaction
durch automatische Bewegungen mehr ausübten. Ja um noch
sicherer zu sein, Wurde bei den Experimenten mit den Tauben
ein gleiches Thier desselben Alfers durch Verblutung getödtet.
Die Unterschiede, welche sich bei allen diesen Versuchen vorfanden,
waren nur Verschiedenheiten, ' welche durch die Individualität,
das Alter und die Eigenthümlichkeiten der Thiere
bedingt wurden. Der Mangel des Erfolges der Intoxication
war überall derselbe. Mueller’s Archiv. 1835. 159. Die
letzteren Versuche sind offenbar weniger beweisend als die
ersteren mit unmittelbarer Application der Gifte auf die flimmernden
Theile. Denn durch Narcotica getödtete Frösche behalten
ihre Muskel- und Nervenreizbarkeit für örtlich applicirte
Reize noch lange, dagegen verlieren die Nerven und Muskeln bei
örtlicher Application eines narkotischen Giftes auf dieselben, an
dieser Stelle immer bald ihre Reizbarkeit. Nur das Herz macht
davon eine Ausnahme,, welches nach Anwendung von Opiumauflösung
und Extra ctum nucis vornicae auf seine äussere Oberfläche
'noch lange fortschlägt, während dasselbe Gift, auf die innere
Fläche des Herzens applicirt, seine Reizbarkeit sogleich erschöpft.
Wir halten die Kleinheit der Wimperorgane gegen die bedeutende
Stärke der Primitivfasern in den Nerven für keinen Grund
gegen die Abhängigkeit dieser Erscheinungen vom Nervensystem;
denn die Muskelfasern sind an sich schon ’sehr viel feiner als
die Nervenfasern, wie man sie gewöhnlich ununterbrochen in den
Nerven sieht, und die Vertheilung der Nervenfasern in den Muskeln
ist so sparsam, die Zwischenstellen der Muskeln zwischen dem
Bereich mehrerer Nervenfasern an mikroskopisch untersuchten
Muskeln sOn gross, dass das Phänomen der Nervenwirkung auf die
Muskeln ohne* eine Action in Distanz nicht denkbar ist. Zudem
giebt es gewisse Theile (nicht eben die Muskeln), in welchen
eine sehr viel feinere Verzweigung der Nervenfasern stattzufinden
scheint, als> wie die Primitivfasern der Nervenstämme und Aeste
sind. Dr. S chwann hat im Mesenterium der Feuerkröte von den
gewöhnlichen stärkeren Nervenfasern Fäden ausgehen gesehen
und mir gezeigt, welche sich überaus fein verzweigten und in
grosser Entfernung- ganz kleine spindelförmige Anschwellungen
zeigten (wahrscheinlich dem N. sympathicus angehörend). Die
Dauer- der Flimmerbewegung nach örtlicher Application narcoti-
scher Gifte beweist indess hinlänglich die Eigenthümlichkeit dieses
Phänomens, und dass es in keiner unmittelbaren Abhängigkeit
vom Nervensystem steht. Eben so wichtig ist in dieser Hinsicht
die Existenz der Wimperbewegung an der Oberfläche der
Eier der Corallenthiere, welche ovale Körper indess wohl die
belebten, aber noch unentwickelten Embryonen sind. Gerade
die Untersuchung der Extreme ist hier am interessantesten. Die
Extreme bilden aber die Wimperbewegung der unentwickelten
Embryonen der Corallen und die Wimperbewegnng an den Räderorganen
der Räderthiere. Erstere erfolgt an Häuten, die noch
keine besondere Structur zeigen, und an sie sebliesst sich die Wimperbewegung
an den Schleimhäuten der höheren Thiere an, die
von Strychnin und anderen narcotischen Giften nicht getödtet