
darin, dass sie sich folgen. Indem dieses von mehreren Erscheinungen
aufgefasst wird, entsteht der Begriff.der Folge.
‘Die Fähigkeit des Begriffbiklens ist übrigens nicht etwa ein
besonderes Vermögen der Seele, welches auf die Vorstellungen
einwirkt, sondern er ist die Wechselwirkung der verwandten Vorstellungen
selbst. Das Vorstellen des Menschen hat den Grad
der Ausbildung, dass mehrere Vorstellungen zugleich vorhanden
seyn und aufeinander einwirken können. Sind mehrere verwandte
gegenwärtig in welchen das Eine verschieden, das Andere aber
gleich ist, so verdunkelt sich das Verschiedene in den Vorstellungen,
welche die'Vorstellungsmasse bilden, und es bleibt nur das
Gleiche oder Gemeinsame der verschiedenen Vorstellungen zurück.
H erbabt Lehrb. d. Psychologie 143. So entsteht der Begriff der
Causalität, als eine nothwendige Folge von a und b, in welcher a
und b gar nichts Bestimmtes mehr sind, und so entstehen alle
Begriffsvorstellungen von dem Allgemeinen in vielem Einzelnen
enthaltenen. Verdunkeln sich die einander wiederstrebenden und
aufhebenden Vorstellungen von den Eigenschaften verschiedener
Species, so bleibt von selbst das Gleiche oder der Begriff der Gattung
als unverdunkelt zurück. Je allgemeiner die Anwendung dieser
Begriffe ist, um so bindender werden sie, wenn sie einmal erfahren
sind, für den Verstand. Der Begriff der Causalität ist deswegen
so bindend, weil er allen Verhältnissen sowohl den geistigen,
als physischen adaequat ist. Würde der, auch aus der Erfahrung
abstrahirte Begriff der Schwere eine so allgemeine Anwendung
finden wie der Begriff der Causalität, so würde er für den Verstand
auch als ebenso bindend erscheinen, wie ein sogenannter
Verstandesbegriff.
Die allgemeinsten Begriffe, die auf diese Weise gebildet werden
sind Veränderung, Wesen, Unendliches,' Endliches, Form,
Grösse, Qualität, Raum, Zeit, Bewegung, Kraft, Materie, Object,
Subject, Ich, Causalität, Daseyn, Nichtseyn. _Unter diesen Begriffen
ist dann noch der Unterschied, dass einige von allen Dingen
entnommen werden könnenj von materiellen, wie immateriellen
Dingen. Das sind gleichsam die vornehmsten Begriffe, eben
die, welche man auch Verstandesbegriffe oder Categorieën nennt.
Bei anderen Begriffen wird der. Inhalt, theils aus den physischen
Erscheinungen, den Phaenomena, theils aus der Gedankenwelt,
Noumena entnommen. Dahin gehören z. B. die Begriffe Materie,
Kraft, Bewegung, Object, Subject, Ich u. s. w .' -
Hier schliesst sich nun die Frage an, in wie weit das. Denken
seinen Objecten entspreche, und ob es einer absoluten Erkenntniss
der Dinge fähig sei. Im Gefolge der grossen Entwickelung und
Erweiterung, welche die Philosophie durch einige speculative
Denker wie Bruno, Spinoza, Schelling, Hegel erfahren hat, ist
auch der Satz behauptet worden/ dass ein absolute^ Erkennen
allerdings möglich sey, und dass der reine Gedanke des Geistes
durch eine Zergliederung seiner selbst auch den Dingen in der
Natur vollkommen entsprechende Gedanken erzeuge. Der Ursprung
dieses Satzes ist bei Bruno zu suchen, in der Stelle, die
wir oben anführten: »dieser schaffende allgemeine Verstand verhält
sich gerade so zur Hervorbringung der Naturdinge, wie sich
unser Verstand in Hervorbringung der vorgestellten Gattungen
und Arten verhält.« Innerhalb gewisser Grenzen ist das Nachdenken
der Dinge durch den menschlichen Verstand wohl möglich,
und wer das Wesentliche in dem Veränderlichen und Zufälligen
durch spéculatives Talent aufzufassen versteht, oder Gesetze
und Thatsachen auffindet, aus welchen sich viele Erscheinungen
ableiten lassen, erkennt am meisten davon, aber diess
kann schwerlich schon eine absolute Erkenntniss der Dinge genannt
werden. Vom Begriff des unendlichen Seyns aus ist es,
auch mit Benutzung der Erfahrungen im Sinne H egelV, noch
nieht gelungen eine absolute Erkenntniss des Lichtes, der Electri-
cität, des Lebens zu geben, dieses setzt vielmehr die Erkenntniss
eines andern absoluten Unendlichen voraus, als von welchem die
Philosophie auszugehen gezwungen ist. Die ^Zergliederung" der
philosophischen Idee in sich selbst kann daher bei den grössten
Philosophen nur ein mehr oder minder glückliches Versuchen
des speculativen Talentes bei einer nicht strengen beweislührenden
Methode seyn.
Bei Dingen,:'deren Eigenschaften in einem so einfachen Zusammenhänge
und in einer solchen gegenseitigen Bedingung stehen,
dass sich aus ihrer Definition, alle unbekannten Eigenschaften
■ ab leiten und finden lassen, und welche ausser diesen
Eigenschaften nichts weiter enthalten, ist auch ein absolutes
Wissen möglich, wie bei den reinen Grössen- und Formenverhältnissen.
Mit einem Dreieck, Kreis, Kègel u. s. w. sind alle
seine Eigenschaften gegeben. Die reine Mathematik ist daher
eine absolute Wissenschaft. Die Axiome, von welchen sie ausgeht,
sind von dem Verstand unbestrittene Sätze « = a , jede
Grösse ist sich selbst gleich und dergl. Ausser den reinen Grössen’
und Formenverhältnissen giebt es aber viele Dinge in der
-Natur, von welchen keine solche Definition, kein Begriff gegeben
werden konnte, aus dem alle Eigenschaften derselben abgeleitet
werden könnten und welche ausserdem nichts weiter in
sich enthielten. Es lassen sich zwar auch liier Eigenschaften entdecken,
aus denen viele andere abgeleitet werden können, aber
immer bleibt an den natürlichen Dingen ausser dem durch die
Sinne erfahrenen und durch den Âoyoç zergliederten Eigenschaften
das Meiste übrig. Das Wissen dehnt sich hier nicht auf die
absolute Erkenntniss des Wesens- des Dinges aus, und ist nur insofern
absolut, insofern gewisse Schlussfolgen aus einem Grundsatz,
sei er Thesis oder Erfahrungssatz, mit absoluter Nothwendig-
keit folgen, womit aber nur eine gewisse Reihe von Erscheinungen
oder Verhältnissen aufgeklärt ist. Alle Wissenschaften sind dieser
mathematischen Behandlung fähig, wenn sie einen gewissen Grad
von Ausbildung erlangt haben. Die Philosophie wurde in dieser
exacten Form von Spinoza! behandelt. In den Naturwissenschaften
kömmt es auf die Entdeckung solcher Thatsachen an, aus welchen
sehr viele wie aus einem Begriff abgeleitet werden können. Wo
die Fortschritte am grössten sind, gleicht auch die Methode der
Wissenschaft am meisten der mathematischen. Aus dem Gesetze