
Wesens, dessen Lebensidee eine verschiedene ist. Dennoch sind
auch die verschiedenen organischen Wesen durch ein höheres
ihrer Schöpfung zu Grunde liegendes Band verbunden, welches
sie nach Classen, Ordnungen, Familien, Gattungen, Arten geordnet
hat. Die Gattung existirt nur in den von einander unabhängigen
Arten, aber nicht als Organismus, welcher die' Arten erzeugt.
Einheit des Grundgedankens in der höchsten logischen Mannigfaltigkeit
der Ausführung spricht sich überall in dem System der
Pflanzenwelt und ebenso im Thierreiche aus; aber jede einzelne
Form in der Mannigfaltigkeit von Arten, die zu einer Gattung
gehören, vermag den Typus ihrer Bildung und ihres innern Lebens
nicht zu verlassen. Die Art stirbt daher aus, sobald alle
dazu gehörenden lebenden Individuen und ihre Keime ausgerottet
sind. Ausser diesem Sinne ist sie unvergänglich, da ein Theil
ihrer Kraft aus den vergänglichen Producenten sich in die Pro-
ducte ergiesst.
Die Thätigkeit des in den Organismen eine Idee verwirklichenden
Lehensprincips ist uns nur in so weit bekannt, als sie in
den Organismen selbst stattfindet. Eine freiwillige Erzeugung bestimmter
organischer Formen ausser den vorhandenen und ohne
cyclische Ueberlieferung der gleichen Form von den Producenten
auf das .Product, würde, wenn sie wirklich bestände, ein Beispiel
einer ausser den Organismen vorhandenen, Ideen verwirklichenden
Naturkraft seyn. Aber die Generatio aequivoca entrückt sich
der exacten Forschung als ein Urierwiesenes und Unerweisliches.
Es ist in keiner Weise wahrscheinlich, dass das nach einer
Idee tbätige Lebensprineip eines Organismus, welches die Zusammensetzung
der Organe erzeugt, selbst etwas aus Theilen Zusammengesetztes
sey, und dasselbe gilt von der empfindenden Seele
derThiere. Etwas, was durch die Zusammensetzung seine Wesenheit
erhält, verliert seine Wesenheit durch die Theilung. Das
or«anisirende Princip einer Pflanze und eines Thiers kann aber
mit der Pflanze und mit dem Thiere getbeilt werden, und behält
seine Wesenheit zu organisiren, so dass die getheilten Polypen
und Planarien neue zweckmässig organisirende, und ihr Ebenbild
scbalfende, organische Wesen werden, oder schon sind. Dasselbe
gilt auch von der empfindenden und vorstellenden Seele der Thiere,
wenn sie von dem Lebensprincipe verschieden seyn sollte. Sie
kann nichts aus Theilen Zusammengesetztes seyn, denn so müsste
sie durch die Theilung eines Thieres ihre Wesenheit verlieren.
Die Seele wird aber mit dem Thiere getheilt und behält ihre
Wesenheit, denn die getrennten Theile sind wieder selbstisch beseelt,
empfinden, wollen und begehren. Was von der Seele der
Thiere gilt, muss auch von der des Menschen gelten. Denn Alles,
was empfindet und sich freiwillig nach dem Begehrten bewegt, ist
auch beseelt, wie bereits Aristoteles in der Schrift von der Seele
lehrte indem er sagt: Sobald sie empfinden, haben sie auch
Vorstellung und Begierde; denn wo Empfindung, da ist Schmerz
und Vergnügen und wo einmal diese, da ist auch Begierde.
Das Lebensprineip und die Seele eines Thiers verhalten sich also
in dieser Hinsicht gleich. Sie sind in der ausgedehnten Materie
der thierischen Wesen, aber nicht aus Theilen zusammengesetzt,
und sie sind mit der Materie theilbar ohne Veränderung ihrer
Wirksamkeit. , .. . . , , T „
Anlangend die Verbreitung des zweckmassig wirkenden Le-
bensprincips in dem Körper eines Organismus, so wurde schon
an einer andern Stelle bewiesen, dass dasselbe m keinem Organe
allein seinen Sitz bat. Denn es ist vor allen Organen im Keim,
es wirkt noch ohne Gehirn in dem hirnlosen und kopflosen Monstrum,
obgleich mit geringem Mitteln. Das Fortlehen getrennter
Theile von Thieren und Pflanzen und ihre Umbildung m vollständige
Organismen beweisen dasselbe. Auch der vom Ganzen sich
ablösende Keim enthält bei den höchsten Thieren und beim Menschen
das zweckmässig wirkende Princip der Organisation. Seine
Ablösung vom Mutterthiere ist auch eine Theilung, und das Aöge-
trennte unterscheidet sich von einer abgetrennten Sprosse und
dem fortlebenden Stück eines getrennten Thiers nur, dass diese
schon vollständig organisirt sind, der Keim hingegen die Kralt
zur vollständigen Organisation enthält. Die Kraft selbst ist m
beiden Fällen gleich. Die Erregung des Keims durch die Befruchtung
zur Organisation und der Dualismus der Geschlechter
kann hier ganz ausser Betracht bleiben. Denn zum Fortleben
schon organisirter losgetrennter Theile ist diese Einwirkung nicht
nöthig, und selbst bei der Befruchtung kann das Wesen des Dualismus
der Geschlechter auf einen Dualismus der Geschlechtsorgane
in demselben Individuum reducirt werden, wie die Pflanzen
und hermaphroditischen Thiere zeigen, von welchen letztem einige,
wie die Bandwürmer, sich selbst befruchten können.
An jener Stelle- wurde auch bewiesen, dass die Seele a s
Ursache der Seelenerscheinungen im engern Sinne, des Vor-
stellens Denkens u. s. w. nicht allein dem Gehirne zugeschrieben
werden kann, dass sie vielmehr ihrem Wesen nach, wenn
auch nicht als Aeusserung, im ganzen Organismus verbreitet seyn
muss, da sie im Keim und Samen, in der Sprosse der sprossenden
Thiere und in den Theilen der sich freiwillig ^ le n d e n
thierischen Wesen, wiedererscheint und empfindend, wollend, begehrend
sieh äussert, so bald der abgetrennte Theil die für die
Aeusserung der Seel^nerscheinungen nöthige Organisation herbeigeführt
DagBeagte.n wurde ebendaselbst bew.i esen, ,d ass td ie cS eei le a1-ls
bewusste Seelenäusserung nur in einem bestimmten Organe, im
Gehirne wirke. Nur als Potenz ist ihr Wesen dem einfachen Keim
einwohnend, als Aeusserung des Bewusstseyns und Wirkens desselben
auf die Organe des Körpers ist sie durchaus der ganzen Organisation
des Gehirnes bedürftig und ohne diese ist kein Empfinden,
Wollen,'■ Vorstellen, Denken. Aber der Keim erzeugt sich
das Organ der Seele, worin sie bewusst wird, Wirkungen im
Organismus durch ihre Werkzeuge, die Sinne, empfindet und Wirkungen
mit ihren bewegenden Werkzeugen wollend zuruckgie .
Die Entwickelung des Keims ist von äusseren Bedingungen
abhängig. Die Organisation der Materie durch das Lebensprineip
eines Keims erfolgt nicht ohne eine gewisse Vorbereitung dei