
Jemand die Ohren, und hält einen Stab an sein verstopftes Ohr
und an das meinige, so hört er das Knacken. Er hört es auch,
wenn er sein offenes Ohr an das meinige legt, und sogar in einiger
Entfernung bis zu 1— 2 Fuss. Einer hörte das Knacken in
meinem Ohr ohne Stab bei offenen Öhren bis auf 3 Fuss Entfernung,
wenn mein Ohr in der Direction des Hörenden stand. Bei
jeder Bewegung, die ich im Qhr hervorbrachte, gab er den Erfolg
an. Es ist nun der Beweis zu führen, dass dieses Geräusch
wirklich durch die Zusammenziehung des Tensor tympani und seine
Wirkung auf das Trommelfell hervorgebracht wird, indem er es
nach innen zieht, was einem Stoss von aussen gleich ist. Dafftr.
spricht schon der Umstand, dass wenn ich, bei zugehaltener Nase
und Mund, Luft durch die Trompete treibe, ich ausser dem, von
dem Andrang der Luft gegen das Trommelfell hörbaren Summen,
auch zuweilen noch das mir so wohlbekannte Knacken in dem
Momente höre, wo ich mit dem Druck nachlasse, wo also das
Trommelfell wieder in seine Lage kömmt. Dieser Ton kann auch
von einer zweiten Person gehört werden. Von besonderem Interesse
wurde mir die Untersuchung der Mundhöhle, während
ich das willkührliche Knacken im Ohr hervorbringe. Bei
Untersuchung des Mundes und Rachens mit dem Spiegel sehe
ich, dass ich zugleich die oberen Gaumenmuskeln bewege, indem
sich der Gauinen jedesmal zugleich erhebt. Diess führt auf die
Vermuthung, dass das Geräusch davon abhängt, dass durch Erhebung
des Gaumens ein Luftstrom nach den Oeffnungen der
Eustachischen Trompeten bewirkt wird. Indess wird diese Ansicht
dadurch widerlegt, dass ich die stärkste Erhebung des Gaumens
von dem Geräusch völlig isoliren kann. Singe ich z. B. bei
weit vor dem Spiegel geöffnetem Mund, so sehe ióh, dass bei hohen
und selbst leisen Fisteltönen der Gaumen sich ganz hoch erhebt.
Diess geschieht ohne das fragliche Geräusch in den Ohren.
Während dieser Erhebung des Gaumensegels kann ich aber nach
Willen das Geräusch in den Ohren hervorbringen. Hieraus widerlegte
ich mir zugleich den Einwurf, dass wegen des Ursprungs
der obern Gaumenmuskeln zugleich vom knorpeligen Theil der
Eustachischen Trompete durch dié Zusammenziehung dieser Muskeln
und durch die Zerrung der Trompete ein Ton entstehe, welcher zum
Gehörorgan,geleitet, werde. Diese Idee ist auch schon deswegen
unstatthaft, weil die Bewégung nicht bloss von mir, sondern das
Knacken auch von Andern auf mehrere Fuss Entfernung gehört
wird. Die Bewegung scheint also eine willkührliche Zusainmen-
zijehung des Tensor tympani zu seyn.
Ausser dem Knacken bringe ich willkührlich auch noch einen
zweiten Top im Gehörorgan, und zwar auf beiden Seiten
hervor. Er ist brummend und kann -über' eine Secunde und mehr
angehalten werden. Er entsteht auch .mit Erhebung des Gaumensegels,
und scheint in der That von der Zusammenziehung der
Gauinenmuskeln herzurühren. Dies brummen tritt zuweilen heim
Gähnen und Aufstossen ein, auch wenn dieses willkührlich hervor-
gebrachtr wird. Unter den Bewegungen, welche das Knacken als
Mitbewegung hervorb'ringen, ist bei mir das Schlingen zu nennen;
aber das Knacken ist nicht immer nothwendig damit verbunden.
Während ich den knackenden Ton hervorbringe, höre ich übrigens
nicht merklich undeutlicher. Der davon wohl zu unterscheidende
brummende Ton stört das Hören.
Ein unwillkührliches Zucken -des Musculus tensor tympani
muss, auch ein Geräusch im Ohr hervorbringen. Mancher wird
leicht solche Tönè im Ohr vernommen haben. Vergl. L incke a.
a. O. pi 481.
Die Wirkung des Musculus stapedius beim Hören ist unbekannt.
Er zieht den Steigbügel so, dass sein Fusstritt schief im
ovalen Fenster steht, indem er auf der Seite des Zuges ein wenig
tiefer in das Fenster eintritt, und ebenso viel auf der andern
Seite heraustritt.'s Die einzige Wirkung, welche man ihm dem
zufolge zuschreiben könnjte, wäre meines Erachtens eine Spannung
des Häutchens, welches den Fusstritt des Steigbügels mit
dem Fenster verbindet.
c. O v a l e s u n d r u n d e s F e n s t e r .
Die Leitung durch zwei Fenster ist keine nothwendige Bedingung
zum Gehör bei den in der Luft lebenden Thieren mit
Trommelhöhle. Denn wie die vorher erzählten Versuche zeigen,
lässt sich dem Wasser, sowohl durch eine gespannte Membran
(Membrana tympani secundaria), als durch éinen beweglichen festen
Körper, der mit einer gespannten Membran verbunden ist,
der Schaü intensiv mittheilen. Auch die vergleichende Anatomie
liefert diesen Beweis. -Denn die Frösche haben bei einem sonst
vollständigen Tympanum kein zweites oder rundes Fenster, sondern
nur die Leitung durch die Kette der Gehörknöchelchen.
In diesem Falle kommt die Luft der Trommelhöhle als Leiter kaum
in Betracht, da sie an die festen Theile des Gehörorgans ihre'
Wellen nicht in einiger Stärke abzugeben vermag. S ie-diént
hauptsächlich zur Isolirung der Gehörknöchelchen' und des Trommelfells.
Sind beide Fenster gleichzeitig mit einer Trommelhöhle vorhanden,
so verursachen sie eine doppelte Leitung, durch feste
Körper und durch Membran auf Wasser, welche beide intensiv
sind, wie 'meine Versuche zeigen. Diese-muss natürlich
das Gehör verstärken. Denn nun kommen von zwei nebenein- •
ander liegenden Stellen kreisförmige Wellen ins Labyrinthwasser,
welche noch dazu durch .Kreuzung stärkere Verdichtungen oder
Wellenberge an den Kreuzungssteilen verursachen.
Eé entsteht hier die Frage, welche Leitung stärker sei, diejenige
vom Trommelfell durch die Gehörknöchelchen zum ovalen
Fenster, oder diejenige vom Trommelfell durch die Luft der
Trommelhöhle und die Membran des runden Fensters zum Laby-
rinthwas^er.
Die Beantwortung dieser Frage bestand bisher meist in einem
wdlkührlichen Stimmgeben. Einige leugneten die Leitung durch die
Gehörknöchelchen, und beriefén sich auf das Hören nach Verlust
der Gehörknöchelchen, wié es Ä. Cooper (Phil., Transact. 1801,