
aus Savart’s Versuchen weiss man, dass kleine gespannte Membranen,
ja das Trommelfell selbst, bei einem in dessen Nabe
erregten starken Ton, den Sand abwerfen. Es lasst sieb aucb
durch Versuche direct beweisen, dass eine gespannte Membran
viel leichter, als andere begrenzte feste Körper die Luftwellen
leitet, und dass wieder, was ebenso wesentlich ist, die Leitung
der Schwingungen einer gespannten .Membran an feste begrenzte
Körper sehr leicht geschieht. Unter diesem Gesiclftspunct nämlich
als Vermitteler zwischen Luft und Gehörknöchelchen ist das
Trommelfell bisher nicht aufgefasst worden. Ich stellte «»folgende
Versuche an.
Eine auf .einem Becher gespannte sehr dünne Membran von
Papier wirft Lvcopodiumsamep bei Annäherung der tönenden Stimmgabel
durch Mittheilung der Luftschwingungen leicht, ein fester Körper
von einiger Dicke dagegen gar nicht ab. Die gespannte Membran
leitet aber auch dte von der Luft mitgeth eilten Schwingungen
mit grosser Leichtigkeit oder Stärke auf feste, sie in einem Punct
berührende Körper fort. Legt man nämlich eine. Holzplatte mit
dem einen Ende auf die Membran einer Trommel, und fasst das
andere Ende mit der ganzen Hand, so empfindet diese dje Be
bungeh vollkommen deutlich, wenn die tönende Stimmgabel .frei.
ui gehalten wird. Dagegen leitet die von der
Membran isolirte Holzplatte unter gleichen Bedingungen
die von der Luft mitgetheilten Schwingungen
nur sehr schwach. Die Resonanz des
Luftraums der Trommel ist in dem folgenden
Versuch vermieden. Spannte ich auf einen
Ring ganz dünnes Papier und fasste den Ring
mit der einen Hand, so fühlte ich die Bebungen,'
herte.
als ich die Stimmgabel der Membran nä-
War die Membran entfernt, so fühlte
die den Ring haltende Hand die Bebungen nicht,
wenn auch die Gabel dem Ring sehr genähert
wurde. ,
Auf folgende "Weise lässt sich nun noch genauer
die intensive Schallleitung durch die Gehörknöchelchen
durch Vermittelung der die Luftschwingungen
aufnehmenden Membrana tympani
zur Anschauung .bringen Ich spannte auf das
Ende der einfussigen Pfeife a, eine trockene
dünne Membran b (Schweinsblase}, leimte auf die
Mitte derselben ein kleines Korkstückchen, und
befestigte auf dieses ein dünnes Stäbchen von
Holz c, an dessen anderes (Ende wieder eine
Korkscheibe d angesteckt wurde. Das Ende des
Stabes wurde in Wasser e getaucht, und dann der
tiefste Ton oder einer der mittlern Töne der
Pfeife angeblasen. Wurde der Gonductor (eine
4 Zoll weite Glasröhre) bei verstopften Ohren
mit dem einem Ende ans Ohr) mit dein andern ins W asser gehalten,
so wurde der Ton in einer anf die Korkplatte senkrechten
Richtung im 'Wasser ausserordentlich stark, viel schwächer
aber an den andern Stellen des Wasser empfunden. Bei diesem
Versuch kann man sich auch überzeugen, dass • die stärksten Wellen
in longitudinaler Richtung im Stabe fortgeben. Denn wird
der Conductor von der Seite dem Stäbchen im Wasser genähert,
so hört man den Ton zwar etwas stärker, aber bei weitem nicht so
stark, als in einer auf die Korkplatte d senkrechten Richtung.
Ist die Membran ceteris paribus durch einen lest eingesetzten
Korkstopfen ersetzt, so hört man im Wüsser keine oder eine
sehr geringe Verstärkung des Tones in der Richtung des Stabes.
I Der Erfolg ist ganz derselbe, wenn man die Trommelhöhle
im Grossen nachbildet und ihre Scballleitimg von der Luft aut
das Wasser untersucht, a ist die Pfeife, a eine
hölzerne Röhre, welche in das Ende der Pleite
fest eingesteckt werden kann. Auf dem der
Pfeife zugewandten Ende dieser Röhre ist- eine
Membran l gespannt, an welche der Stab c
stösst. Das untere Ende des Stabes ist an eine
«Korkscheibe d befestigt, welche auf eine über
das.Ende der Röhre gespannte Membran so lest
geleimt ist, dass dié Scheibe durch einen häutigen,
eine Linie breiten Saum mit dem Rohr
d in Verbindung steht.. Die’ Pfeile u stellt den
äusseren Gehörgang vor, durch welchen Lutt-
wellen dem Trommelfell b zugeleitet werden.
Der mit Luft gefüllte Raum zwischen c und a
stellt, die Trommelhöhle vor, cd ist der Steigbügel,
in seinem Fenster beweglich. Wird
das Ende des Apparates in Wasser getaucht,
und die Pfeife angeblasen,- so hört man den
Ton in der Richtung des Steigbügels so stark,
wie in dem vorigen Versuch.
Die Gehörknöchelchen leiten die ihnen mitgetheilten
Schwingungen um so besser, als sie
von Luft begrènzte feste Tbeilclien sind und
.nicht continuo - in die Schäc^lknochen üb erg e-
—— hen. Denn jeder begrenzte Teste Körper leitet
Schallwellen durch sich selbst stärker, als auf
d. seine Umgebungen-, wodurch eine Zerstreuung
nach den Umgebungen so sicher, wie in der begrenzten Luftsäule
eines Communicationsrohrs (bei Luftschwingungen) vermieden wird.
Die Schwingungen des Trommelfells gelangen also durch die Kette
der Gehörknöchelchen zum ovalen Fenster und Labyrintbwasser,
indem eine Zerstreuung von den Gehörknöchelchen auf den Luftraum
der Trommelhöhle durch die erschwerte Mittheiiung von
festen Th eilen auf luftförmige vermieden wird. Da das Fromme«-
: feil als gespannter und begrenzter Körper selbst w ieder die Wellen
von seinen Grenzen zurückwirft, und also, kreuzendeVerdich-
iutigswellen auf ihn erzeugt werden, so kömmt es auch unter dem
t Begriff der Resonanz in Betracht. Die auf diese W eise ver