
scliaften der Körper aufschliessen. Nicht einmal bj. eiben sich die
Eindrücke gleich hei den Species - chemisch gleich constituirter
Körper, und sind nicht constant verschieden hei chemisch verschieden
constituirten Körpern.
Die höheren Sinne sind den Einwirkungen chemischer Umstimmungen
von aussen nicht ausgesetzt, woraus nicht geschlossen
werden darf, dass nur die niederen Sinne dazu fähig sind.
Ein wichtiger Unterschied der Sinne betrifft ihr Verhältniss
zur Nähe und Ferne der Körper, _von welchen sie uns Aufschluss
geben. Genau genommen zeigen alle Sinne. nur das unmittelbar
in ihnen gegenwärtige an. Das Auge empfindet nichts von dem
leuchtenden Körper, es wird von den Enden' der zu ihm gesandten
Lichtstrahlen getroffen, und die Stellen der Nervenhaul
werden empfunden, welche davon afficirt werden,. Das Gehörorgan
empfindet nichts von-dein schwingenden Körper, ■ sondern die
Stösse, die ihm selbst von dort aus mitgetbeilt sind. Die Vorstellung
wirkt aber bald so modificirend und herrschend, in die
Acte des Gesichtssinnes ein, dass der Gesichtssinn uns nach aussen
zu wirken scheint, dass an die Stelle der flächenhaften Bilder
in der Vorstellung die körperlichen Gegenstände selbst treten
und das Bild einer Gegend, .welches in einem Fensterrahmen
Raum hat, uns zur unmittelbaren Anschauung der nahen und fernen
Gegenstände selbst wird. Bei den niederen Sinnen ist ein solcher
Grad der Veränderung der Empfindung durch die Vorstellung
nicht möglich; wir übertragen zwar auch den Inhalt der
Empfindung auf die Gegenstände; indess da die Objecte durch
unmittelbare Berührung die Empfindungen des Getastes und
Geschmackes erregen, so werden wir durch Nachdenken sogleich
bewusst, dass wir von der' Äffectian unserer Org'ane nur imehr
oder weniger sicher auf die Eigenschaften der berührenden Körper
sehliessen.
IX. E's liegt nicht in der Natur der Nerven selbst, den Inhalt
ihrer Empfindungen ausser sich gegenwärtig zu setzen, die unsere
Empfindungen begleitende, durch Erfahrung, bewährte Vorstellung ist
die Ursache' dieser Versetzung.
Um die erste selbstthätige Wirkung der Sinne unabhängig
von der Erziehung der Sinne zu erkennen, müssten wir die volle
Erinnerung der ersten Sinneseindrücke unabhängig von allen durch
sie erlangten Vorstellungen haben können, diess ist unmöglich.
Schon bei den ersten Sinneseindrücken des Kindes entstehen dunkle
Vorstellungen. Der einzige Weg, der hier möglich,,; ist,
die Acte der Sinnestbätigkeit und der Vorstellung selbst nach ihrem
Inhalte zu untersuchen. Bei der Zergliederung des bei der
Sinnestbätigkeit stattfindenden Acts des Geistes stellen sich als
Gegensätze heraus das empfindende, selbstbewusste Subject
des bestimmbaren Körpers, dessen innere oder von aussen bewirkte
Zustände zunächst Objecte für das selbstbewusste Subject
werden, und die Aussenwelt, mit welcher der bestimmbare
Körper in Conflict kommt. Dem Bewusstseyn, dem Ich
ist jede Empfindung, jede Bestimmung von aussen, jede Passion
schon ein Aeusseres. Diess Ich setzt sich den heftigsten Empfinduugenf
den qualvollsten Schmerzen als freies Subject entge
«en. Das Glied, was uns schmerzt, kann entfernt werden und
das Ich wird nicht geschmälert; das Ich kann der meisten Glieder
des Organismus entäussert seyn und es ist noch ebenso ganz wie
vorher. Aber bei diesem Standpuncte des Idealismus ist noch kein
Unterschied gemacht zwischen jenem Aeussern, was die belebten
Glieder unsers Körpers dein Ich der selbstbewussten Seele sind
und dem Aeussern der Aussenwelt neben unserm belebten Körper.
Am leichtesten lässt sich das Entstehen dieser Unterscheidung bei
dem Gefühlssinn erkennen, dem Sinne, der auch am ersten von
allen in lebhaften Verkehr mit der Aussenwelt tritt. Stellen wir
uns ein menschliches Wesen vor, das ohne jemals eine Gesichtsempfindung
gehabt zu haben, wie das Kind im Uterus, bloss Gefühle
hat, durch die Bestimmungen seines Körpers von aussen,
so wird die erste dunkelei Vorstellung keine andere seyn, als des
bestimmbaren Jchs im Gegensatz von, etwas Bestimmendem. Der
Uterus, der das Kind zu einer bestimmten Lage nöthigt, und
Empfindungen verursacht, ist jetzt noch zunächst die Veranlassung
zum Bewusstwerden dieses Gegensatzes. Wie entsteht aber jetzt
die Vorstellung von zweierlei Aeusseren, von dem AeusseTn, welches
die Glieder des eigenen Körpers des Kindes .für sein Ich sind
und von dem-Aeussern der wahren Aussenwelt. Auf zweierlei Art.
Erstens das Kind beherrscht die Bewegungen seiner Glieder und
empfindet seine Glieder, die es selbstständig bewegt, als die seinem
Ich unterworfenen Werkzeuge desselben. Es beherrscht dagegen
den Widerstand, den ihm seine Umgebung darbietet, nicht und
dieser Widerstand wird ihm die Vorstellung von einem absolut
Aeussern vorführen. Zweitens tritt ein Unterschied der Empfindungen
ein, je nachdem zwei Tlieile seines Körpers einander berühren
und also eine doppelte Empfindung in den sich berührenden
Theilen erzeugen, oder je nachdem hingegen ein Theil seines
Körpers nur den Widerstand von aussen gewahr wird. Im erstem
Falle wo z. B. ein Arm den andern berührt, ist der Widerstand
der eigne Körper selbst und das vviderstandieistende Glied
hat ebensowohl Empfindung, als das andere tastende Glied. Seine
Glieder sind in diesem Falle äussere Objecte der Empfindung und
empfindend zugleich. Im zweiten Fall wird das YV iderstantlleistende
als etwas Aeusseres nicht zum lebenden Körper Gehöriges zur \ or-
stellung kommen, wo das berührende Glied die \ orstellung keiuer
dem Ich unterworfenen; und zum lebendigen Ganzen gehörigen
Theile erweckt. Es wird also in dem Kind die Vorstellung von
einem Widerstand entstehen, den sein eigener Körper anderen
Theilen seines Körpers darbieten kann und zugleich die Vorstellung
von einem Widerstande, den ein absolut Aeusseres den Theilen
seines eignen Körpers darbieten kann. Damit ist die Vorstellung
von einer Aussenwelt als Ursache von Empfindungen gegeben.
Empfindet nun zwar ein thierisches Wesen zunächst nur immer
sich selbst, seine afficirten Nerven, seine afficirte Haut, so vergesellschaftet
sich von nun an, unzertrennlich mit der Empfindung
des Gefühls die der äusseren Ursache. Auf diesem Standpunkte
steht das Empfinden jedes erwachsenen Menschen. Legen wir die